Gottspieler
Laura.
»Ich denke schon«, sagte Thomas. Er wußte, daß er jede Menge Zeit hatte.
»Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
»Ach, noch was«, sagte Thomas. »Um ins Behandlungsgebäude zu gelangen, müssen Sie durch die Klinik gehen. Hier werden die Türen bereits um sechs Uhr abgesperrt.«
Er legte auf. Jetzt fühlte er sich schon viel besser. Die Angst war Erregung gewichen. Er legte das Pillendöschen wieder in die Schublade zurück. Dann rief er im Herzkatheterlabor an,um sich nach dem Patienten im kardiogenen Schock zu erkundigen. Wie er vermutet hatte, wartete der Patient noch immer auf die Katheterisierung. Was auch immer die Untersuchung ergeben mochte, Thomas hatte schätzungsweise noch einige Stunden Zeit.
Er empfing Laura an der Tür zum Sprechzimmer und bat sie herein. Er war angenehm berührt, daß sie auch diesmal ein dünnes, enganliegendes Seidenkleid trug. Es war von hellem Beige und entsprach fast der Farbe ihrer Haut. Unter dem Stoff zeichneten sich schwach die Konturen ihres Höschens ab.
Einen Moment lang überlegte er, wie er seine Worte wählen sollte, damit es nicht zu einer peinlichen Situation kam, falls er sie mißverstanden hatte. Schließlich entschied er sich, ihr noch einmal zu erklären, daß ihr Vater schon bald entlassen werden könne. Dann brachte er die Rede auf die langfristige Nachversorgung und, im Rahmen der Beschränkungen, die ihr Vater sich noch einige Zeit auferlegen müsse, auf das Thema Sex.
»Ihr Vater hat mich vor der Operation danach gefragt«, sagte er und beobachtete ihre Miene genau. »Ich weiß, daß Ihre Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist, und wenn Ihnen das Thema daher nicht angenehm -«
»Ganz und gar nicht«, sagte Laura mit einem Lächeln. »Ich bin ein erwachsener Mensch.«
»Natürlich«, sagte Thomas und ließ seine Augen über ihr Kleid schweifen. »Das ist nicht zu übersehen.«
Laura lächelte erneut und strich sich das lange Haar von der Schulter.
»Auch ein Mann wie Ihr Vater hat noch sexuelle Bedürfnisse«, sagte Thomas.
»Als Arzt sind Sie darüber sicher besser als die meisten anderen Menschen informiert«, sagte Laura und beugte sich vor. Sie trug keinen Büstenhalter.
Thomas stand auf und trat um den Schreibtisch. Es gab für ihn jetzt keinen Zweifel mehr, daß Laura nicht gekommenwar, um über ihren Vater zu sprechen. »Ich bin vor allem deswegen so gut darüber informiert, weil ich selbst eine Frau mit einem chronischen, kräfteverschleißenden Leiden habe.«
Laura lächelte. »Wie ich schon sagte, ich wünschte, ich könnte etwas für Sie tun.« Sie stand auf und ließ sich gegen ihn sinken. »Fällt Ihnen vielleicht irgend etwas ein?«
Thomas führte sie in den schwach beleuchteten Untersuchungsraum. Langsam half er ihr aus dem Kleid, ehe er sich selbst auszog und seine Kleider sorgfältig zusammengelegt auf einem Stuhl deponierte. Er drehte sich zu ihr um und war erfreut, sein Glied voll erigiert vorzufinden. »Wie finden Sie das?« fragte er mit leicht ausgebreiteten Armen.
»Umwerfend«, sagte Laura heiser und zog ihn an sich.
Nachdem sie sich solche Gedanken wegen der Heimfahrt gemacht hatte, war Cassi froh, daß sie völlig ereignislos verlief. Der gefährlichste Teil war der kurze Fußmarsch von der Garage zum Haus gewesen. Sie hatte vergessen, wie schnell es jetzt im Dezember dunkel wurde.
Schwarz ragte das Haus in den Nachthimmel, die Fenster schimmerten wie polierter Onyx. In der Diele fand Cassi einen Zettel von Harriet mit Anweisungen für das Aufwärmen des Abendessens. Immer wenn Harriet hörte, daß Thomas nicht nach Hause kommen würde, machte sie schon früher Feierabend. So widerborstig die alte Haushälterin auch sein konnte, heute abend wäre es Cassi lieber gewesen, nicht allein sein zu müssen.
Sie ging durchs Haus und schaltete überall die Lichter an, um die Räume etwas fröhlicher wirken zu lassen. Um diese Jahreszeit fand sie das weitschweifige Bauwerk mit seinen höhlenartigen Räumlichkeiten besonders kalt. Die Heizung sollte eigentlich für gemütliche Temperaturen sorgen, aber Cassi konnte ihren Atem sehen, als sie durch die hohl nachhallenden Flure ging.
Nur ihr Frühstückszimmer im ersten Stock war angenehm warm, beinahe behaglich. Im Badezimmer befand sich ein elektrischer Boiler, den sie anschaltete, ehe sie ihren Blutzucker untersuchte und sich die übliche Dosis Insulin injizierte. Dann ging sie unter die Dusche.
Sie versuchte, nicht soviel nachzudenken. Ihr
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