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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ihre Freundin war. Vom Standpunkt des Psychiaters aus betrachtet, ging es Cassi noch schlechter als am letzten Nachmittag. Joan trat ins Büro undschloß die Tür hinter sich. Cassi war zu schwach, um Einwände zu erheben.
    »Sie kennen doch den alten Aphorismus über den kranken Doktor«, sagte Joan. »Wer darauf besteht, sich selbst zu behandeln, wird herausfinden, daß er einen Idioten als Patienten hat. Und das gilt genauso für den emotionalen Bereich. Sie gefallen mir ganz und gar nicht. Eigentlich wollte ich mich dafür entschuldigen, daß ich Ihnen gestern mit meinem Senf auf den Wecker gegangen bin, aber wenn ich Sie jetzt so ansehe, glaube ich, daß ich recht hatte. Cassi, was ist los mit Ihnen?«
    Cassi war wie gelähmt.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Joan öffnete und sah sich einer tränenüberströmten Maureen Kavenaugh gegenüber.
    »Tut mir leid, Dr. Kingsley-Cassidy hat im Moment keine Zeit«, sagte sie und schloß die Tür wieder, ehe Maureen etwas sagen konnte.
    »Setzen Sie sich, Cassi!«
    Cassi setzte sich. Die Idee, sich herumkommandieren zu lassen, hatte etwas rundum Verlockendes.
    »Okay«, fuhr Joan fort, »raus damit, was ist los? Ich weiß, das Problem mit Ihrem Auge belastet Sie, aber das kann noch nicht alles sein.«
    Einmal mehr erkannte Cassi, wie verführerisch der Druck des Psychiaters auf den Patienten sein konnte. Sprich dich aus! Joan erweckte Vertrauen, daran gab es keinen Zweifel. Und Cassi konnte jemanden brauchen, dem sie vertrauen durfte. Wenn sie es sich genau überlegte, sehnte sie sich geradezu verzweifelt danach, ihre Last mit jemandem teilen zu können. Sie brauchte Joans Scharfblick, ihre Unterstützung.
    »Ich glaube, Thomas nimmt Drogen«, sagte sie so leise, daß Joan sie kaum verstehen konnte. Cassi suchte im Gesicht ihrer Freundin nach Anzeichen des Entsetzens, fand aber keine. Joans Miene veränderte sich nicht im geringsten.
    »Was für Drogen?« fragte sie.
    »Dexedrine, Percodan und Talwin, von mehr weiß ich nicht.«
    »Talwin ist unter Ärzten sehr beliebt«, sagte Joan. »Wieviel nimmt er denn?«
    »Ich weiß nicht. Soweit mir bekannt ist, haben seine Operationen bisher noch nicht darunter gelitten. Er arbeitet so hart wie immer.«
    Joan nickte. »Weiß Thomas, daß Sie davon wissen?«
    »Er weiß, daß ich einen Verdacht habe, zumindest, was das Dexedrine betrifft. Von den anderen weiß er nichts. Im Moment jedenfalls noch nicht.« Wieder fragte sie sich, wie lange es wohl dauern würde, bis Patricia ihren Sohn darüber informierte, daß Cassi in seinem Arbeitszimmer herumgeschnüffelt hatte.
    Joan sagte: »Unglücklicherweise ist dieses Phänomen gar nicht so selten. Es gibt eine Menge Literatur darüber; Sie sollten sich einmal damit beschäftigen. Allerdings ist es im allgemeinen so, daß die Ärzte selbst sich nicht so gern damit auseinandersetzen. Ich lasse Ihnen ein paar Fotokopien machen. Hat Thomas sich sonst irgendwie auffällig verändert, ist er unberechenbar, unzuverlässig oder sprunghaft geworden?«
    »Nein«, sagte Cassi. »Wie ich schon sagte, er arbeitet härter als je zuvor. Aber er hat mir gegenüber einmal zugegeben, daß die Arbeit ihm nicht mehr soviel Freude bereitet wie früher. Außerdem scheint er mir in letzter Zeit nicht mehr sonderlich tolerant zu sein.«
    »Tolerant in welcher Hinsicht?«
    »In jeder Hinsicht. Menschen gegenüber, mir gegenüber. Sogar seiner Mutter gegenüber, die mehr oder weniger bei uns lebt.«
    Joan verdrehte die Augen, sie konnte einfach nicht anders.
    »Es ist nicht so schlimm«, sagte Cassi.
    »Klar«, meinte Joan zynisch.
    Ein paar Sekunden lang schwiegen beide und sahen sich nur an. Dann fragte Joan vorsichtig: »Wie sieht es denn mit Ihrer Ehe aus?«
    »Was meinen Sie?« fragte Cassi ausweichend zurück.
    Joan räusperte sich. »Wer Drogen nimmt, hat nicht selten Phasen von Impotenz und sucht dann verstärkt Bestätigung außerhalb der Ehe.«
    »Thomas hat keine Zeit für außereheliche Bestätigungen«, antwortete Cassi ohne Zögern.
    Joan nickte. »Wissen Sie, Ihr Hinweis auf die niedrige Frustrationsschwelle Ihres Mannes und die Tatsache, daß er zur Zeit wenig Freude an seiner Arbeit findet, ist vielsagend. Eine Menge Chirurgen sind ziemlich narzißtisch und lassen auch noch einige Nebenmerkmale dieser Störung erkennen.«
    Cassi antwortete nicht, fand aber, daß der Gedanke einigen Sinn ergab.
    »Na, wie auch immer, vielleicht denken Sie mal drüber nach«, sagte Joan. »Es ist eine interessante

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