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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hoffte, daß Thomas von sich aus darauf zu sprechen kommen würde.
    Die Spannung laugte sie aus. Der Gedanke, auf Ballantines Party gehen zu müssen, gefiel ihr immer weniger. Sie verstand nicht, warum ausgerechnet Thomas unbedingt hingehen wollte. Er haßte die Klinikmafia. Plötzlich kam ihr der Gedanke, er könnte vielleicht ihretwegen gehen. Wenn das stimmte, so war es einfach lächerlich. Alles, woran sie denken konnte, waren saubere Laken und ihr gemütliches Bett. Bei der nächsten Überführung, beschloß sie, würde sie ihn darauf ansprechen.
    »Möchtest du wirklich auf diese Party heute abend?« fragte sie vorsichtig, als die Überführung dann über sie hinwegglitt.
    »Warum fragst du?« Thomas riß den Wagen scharf zur Seite und gab Gas, um einen Wagen zu überholen, der seine Lichthupensignale ignoriert hatte.
    »Wenn du nur meinetwegen gehst«, sagte Cassi, »ich bin völlig erledigt und würde viel lieber zu Hause bleiben.«
    »Verdammt noch mal!« brüllte Thomas und schlug mit den Händen auf das Steuer. »Mußt du immer nur an dich selberdenken! Ich habe dir schon vor Wochen gesagt, daß alle Dekane und das gesamte Direktorium da sein werden. Irgend etwas geht in der Klinik vor, was vor mir geheimgehalten wird, etwas Ungewöhnliches. Aber vermutlich hältst du das nicht für besonders wichtig, oder?«
    Während Thomas vor Wut rot anlief, sank Cassi auf ihrem Sitz zusammen. Sie hatte das Gefühl, daß sie sagen konnte, was sie wollte, eins war schlimmer als das andere.
    Thomas verfiel in brütendes Schweigen. Er fuhr jetzt noch rücksichtsloser und beschleunigte auf hundertzwanzig, während sie der gewundenen Straße durch die Salzdünen folgten. Trotz des Sicherheitsgurts wurde Cassi in jeder der scharfen Kurven auf ihrem Sitz hin und her geschleudert. Sie war erleichtert, als er endlich herunterschaltete, bevor sie in die Einfahrt zu ihrem Grundstück bogen.
    An der Haustür hatte Cassi sich mit der Party abgefunden. Sie entschuldigte sich dafür, daß sie nicht verstanden hatte, worauf es ihm ankam, und sagte sanft: »Du siehst selbst ziemlich erschöpft aus.«
    »Herzlichen Glückwunsch! Ich weiß dein Vertrauen zu würdigen«, antwortete Thomas sarkastisch und stieg die Treppe hinauf.
    »Thomas«, rief Cassi verzweifelt, als sie merkte, daß er ihre Besorgnis als Beleidigung aufgefaßt hatte. »Kann unser Verhältnis denn nicht wieder anders werden?«
    »Ich dachte, du wolltest es so haben.«
    Cassi versuchte ihm zu widersprechen.
    »Bitte, mach mir jetzt keine Szene!« schrie Thomas. Dann fügte er etwas ruhiger hinzu: »Wir fahren in einer Stunde. Wenn hier einer schrecklich aussieht, dann bist du das. Dein Haar ist das reinste Chaos. Ich hoffe, du hast vor, noch etwas dagegen zu tun, ehe wir gehen.«
    »Ja«, sagte Cassi. »Thomas, ich möchte nicht, daß wir dauernd streiten. Es macht mir angst.«
    »Ich habe jetzt keine Lust, mich mit dir auf eine Diskussion einzulassen«, sagte Thomas scharf. »Sieh zu, daß du in einer Stunde fertig bist.«
    Er betrat sein Arbeitszimmer und ging direkt ins Bad, wobei er leise vor sich hinmurmelte. Wie selbstsüchtig Cassi doch war! Er hatte sie genau über die Party ins Bild gesetzt und ihr erklärt, warum sie so wichtig für ihn war, aber sie hatte es bequemerweise vergessen, weil sie sich so müde fühlte! »Warum muß ich mir das eigentlich alles gefallen lassen?« fragte er halblaut, während er sich mit der Hand über die Bartstoppeln fuhr. Er holte sein Rasierzeug hervor, wusch sich das Gesicht und schäumte es ein. Cassi wurde allmählich mehr als nur eine Quelle steter Irritation. Sie wurde zu einer Belastung. Erst diese Geschichte mit ihrem Auge, dann das Gezeter, weil er hin und wieder eine Tablette nahm, und jetzt auch noch ihre Beschäftigung mit dieser provozierenden Arbeit von Robert Seibert.
    Mit kurzen, unregelmäßigen Strichen zog er sich das Rasiermesser über das Gesicht. Er hatte das Gefühl, daß mittlerweile wirklich jeder gegen ihn war, sowohl in der Klinik als auch zu Hause. Bei der Arbeit hatte er es in erster Linie mit George Sherman zu tun, der ihm mit seiner Lehrscheiße das Wasser abzugraben versuchte. Allein der Gedanke daran frustrierte ihn dermaßen, daß er sein Rasiermesser mit aller Kraft in die Duschkabine schleuderte. Klirrend prallte es von den gekachelten Wänden ab und blieb in der Nähe des Abflusses liegen. Er ließ das Messer, wo es war, und ging unter die Dusche. Das fließende Wasser beruhigte ihn im

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