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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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entlangfuhren, mußten sie praktisch an jeder Ampel eine Ewigkeit warten. Obwohl Cassi sich gern unterhalten hätte, hatte sie Angst, das Schweigen zu brechen.
    »Hast du heute was von Robert Seibert gehört?« fragte Thomas schließlich.
    Cassis Kopf flog herum. Thomas hielt seine Augen immer noch auf die Straße gerichtet, obwohl der Wagen in einem Meer roter Bremslichter festsaß. Er wirkte wie hypnotisiert von dem Klick-Klack der Scheibenwischer.
    »Ich habe mit ihm gesprochen, ja«, gab Cassi, von der Frage überrascht, zu. »Woher wußtest du das?«
    »Ich habe gehört, daß einer von George Shermans Patienten gestorben ist. Offenbar hat niemand damit gerechnet, und ich habe mich gefragt, ob dein Freund Robert immer noch an seiner komischen Serie arbeitet.«
    »Und wie«, sagte Cassi. »Ich habe ihn nach der Autopsie besucht, und bei der Gelegenheit hat Robert mir erzählt, wie du ihn bei der Exituskonferenz gerettet hast. Ich finde, das war sehr nett von dir, Thomas.«
    »Es lag nicht in meiner Absicht, nett zu sein«, antwortete Thomas. »Ich wollte wissen, was er zu sagen hatte. Aber es war idiotisch von ihm, sich so aufzuführen, und ich bin immer noch der Meinung, daß er einen Tritt in den Hintern verdient.«
    »Ich glaube, den hat er auch bekommen«, sagte Cassi.
    Mit leisem Lächeln steuerte Thomas den Wagen auf die Ausfahrt zur Schnellstraße, als der Stau sich auflöste.
    »War dieser letzte Fall auch geeignet, seinen Verdacht zu erregen?« erkundigte er sich, während er das Tempo bis auf neunzig steigerte und die langsamer vor ihm fahrenden Wagen mit der Lichthupe antrieb.
    »Ich hatte schon den Eindruck«, antwortete Cassi und umklammerte unfreiwillig ihre Oberschenkel. Sie hatte immer Angst, wenn Thomas fuhr. »Aber er hat das Gehirn noch nichtgenauer untersucht. Er glaubt, daß der Patient Krampfanfälle hatte, bevor er starb.«
    »Es war also nicht so wie bei seinem letzten Fall?«
    »Nein. Aber er glaubt, daß die Ausgangssituationen sich ähneln.« Mit vollem Bedacht hielt sie ihre eigene Rolle bei der Diskussion geheim. »Die meisten der Patienten sind, besonders in den letzten Jahren, erst gestorben, nachdem die postoperativen Gefahren längst überwunden schienen. Unter anderem kam Robert heute der Gedanke, daß all diese Patienten eventuell noch am Tropf hingen, als der Tod eintrat. Robert überprüft das jetzt. Immerhin könnte es von Bedeutung sein.«
    »Warum? Glaubt er etwa, daß irgend etwas bei diesen Todesfällen nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte?« fragte Thomas schockiert.
    »Ich vermute, er hat daran gedacht«, meinte Cassi. »Schließlich gab es diesen Fall in New Jersey, wo eine Reihe von Patienten mit so etwas wie Curare vergiftet wurde.«
    »Das stimmt, aber sie starben alle auf die gleiche Weise.«
    »Tja«, sagte Cassi. »Ich schätze, Robert hat das Gefühl, alle Möglichkeiten berücksichtigen zu müssen. Ich weiß, das alles klingt schrecklich, und es wird ihm sicherlich nicht helfen, seine Besorgnis bezüglich seiner eigenen Operation zu lindern, die kurz bevorsteht.«
    Cassi hoffte, mit dieser Bemerkung einen eleganten Übergang gefunden zu haben, damit endlich ihre Operation zur Sprache käme.
    »Um was für eine Operation geht es denn bei Robert?«
    »Er läßt sich seine eingeklemmten Weisheitszähne ziehen. Und da er als Kind an Gelenkrheumatismus gelitten hat, muß er vorher mit Antibiotika behandelt werden, prophylaktisch.«
    »Ich verstehe«, sagte Thomas. »Es wäre blöd von ihm, es nicht zu tun. Obwohl ich sagen muß, daß er eine leichte Neigung zum Selbstmord hat. Nur so kann ich mir seine Vorstellung bei der Exituskonferenz erklären. Cassi, ich möchte ganzsichergehen, daß du die Finger von dieser sogenannten PPT-Studie läßt, vor allem, wenn das Ganze auf irgendwelche absurden Vorwürfe hinauslaufen sollte. Ich habe auch ohne das schon genug Probleme.«
    Cassi beobachtete den fließenden Verkehr, während der Porsche einen Wagen nach dem anderen überholte. Der monotone Rhythmus der Scheibenwischer schien sie zu lähmen, während sie den Mut aufzubringen versuchte, von ihrer eigenen Operation anzufangen. Sie hatte sich vorgenommen, das Thema zur Sprache zu bringen, sobald sie den gelben Wagen vor ihnen überholt hatten, aber der gelbe Wagen war längst hinter ihnen. Dann der langsam fahrende grüne Bus. Aber sie ließen auch den grünen Bus hinter sich, und Cassi hatte noch immer nichts gesagt. Endlich ließ sie den Mut sinken und

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