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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Grund hatte, niedergeschlagen zu sein, machte die Symptome nicht erträglicher.
    Die Tatsache, daß ihr die bevorstehende Sitzung unangenehm war, zwang sie, sich einzugestehen, daß sie als Psychiaterin gezwungen sein würde, ihre eigenen Werturteile zu überdenken. Auf anderen Gebieten der Medizin konnte man sich auf die Krankheitserscheinungen konzentrieren, wenn man an einen Patienten geriet, den man nicht mochte. In der Psychiatrie war das unmöglich.
    Glücklicherweise war Maureen noch nirgendwo zu sehen, als Cassi ihr Büro erreichte. Sie wußte schon, daß es ihr schwerfallen würde, sich auf Maureen zu konzentrieren, weil Roberts Bemerkung über seine Operation sie wieder an ihre eigene erinnert hatte. Sie wußte, daß Robert recht hatte. Nach einem kurzen Zögern wählte sie die Nummer von Thomas’ Praxis.
    Leider befand er sich gerade im Operationssaal. »Ich weiß auch nicht, wie lange es noch dauern wird«, sagte Doris. »Aber er hat mich gebeten, für heute nachmittag alle Termine abzusagen, so daß es wahrscheinlich spät werden wird.«
    Cassi bedankte sich und legte auf. Sie starrte auf den Monet-Druck an der Wand, ohne ihn zu sehen. Konnte man das schon als sprunghaft bezeichnen, wenn jemand seine Termine absagte? Nein, eigentlich nicht. Ganz offenbar hatte er seinen Terminplan nur geändert, weil er nicht wußte, wie lange er operieren mußte.
    Ein Klopfen unterbrach ihre Gedanken. Maureens freudloses Gesicht erschien im Türrahmen.
    »Kommen Sie herein«, sagte Cassi, so fröhlich sie konnte. Sie vermutete, daß die nächste Stunde ein hervorragendes Beispiel dafür abgeben würde, wie der Blinde einen Blinden zu führen versuchte.
     
    Es war Doris, nicht Thomas, die Cassi mitten am Nachmittag anrief, um ihr mitzuteilen, daß Dr. Kingsley sich um Punkt sechs Uhr am Haupteingang des Krankenhauses mit ihr treffen würde. Sie wies darauf hin, daß Dr. Kingsley wegen der Party am Abend auf Pünktlichkeit bestehe. Cassi wartete also um kurz vor sechs schon im Foyer, aber Thomas war nirgendwo zu sehen. Als die Uhr über dem Informationsstand zwanzig nach sechs zeigte, begann sie sich zu fragen, ob sie die Nachricht vielleicht falsch verstanden hatte.
    Der Eingang wimmelte von Leuten, die teils gingen, teils kamen. Bei denen, die gingen, handelte es sich fast ausschließlich um Angestellte, sie schwatzten und lachten, froh darüber, daß der Arbeitstag endlich zu Ende war. Die Ankömmlinge waren in erster Linie Besucher in gedämpfter Stimmung, diesich eingeschüchtert vor der Auskunft anstellten, um sich nach Zimmernummern und Stationen zu erkundigen.
    Während Cassi die Leute beobachtete, verging die Zeit, und als sie neuerlich auf die Uhr blickte, war es schon fast halb sieben. Da beschloß sie, Thomas in der Praxis anzurufen, aber gerade, als sie auf die Telefonzelle zugehen wollte, sah sie seinen Kopf über der Menge auftauchen. Er sah mindestens so müde aus, wie Cassi sich fühlte. Sein Gesicht war überschattet, was sich bei näherem Hinsehen als unregelmäßiger Bartwuchs herausstellte, als hätte er sich am Morgen nicht sorgfältig genug rasiert. Auch seine Augen wiesen rote Ringe auf.
    Da sie nicht wußte, in welcher Stimmung er war, hielt Cassi den Mund. Als sie merkte, daß er weder beabsichtigte, mit ihr zu reden, noch stehenzubleiben, hakte sie sich einfach bei ihm ein und ließ sich zu der rasch kreisenden Drehtür mitziehen.
    Draußen klatschte ihnen eine Mischung aus Regen und Schnee entgegen. Die Flocken schmolzen, sobald sie den Erdboden berührten. Cassi warf sich die Tasche über die Schulter, schützte ihr Gesicht mit dem Unterarm und stolperte hinter Thomas auf die Parkgarage zu.
    Als sie die Garage erreicht hatten, blieb er stehen, drehte sich endlich zu ihr um und sagte: »Scheußliches Wetter.«
    »Jetzt bezahlen wir für den schönen Herbst«, meinte Cassi – froh darüber, daß Thomas keine schlechte Laune zu haben schien. Vielleicht hatte Patricia ihm gar nichts von ihrem Besuch in seinem Arbeitszimmer erzählt.
    Der Motor des Porsche erzeugte in der Garage donnernden Widerhall. Während Thomas die Armaturen im Auge behielt, legte Cassi ihren Sicherheitsgurt an. Sie war stark versucht, ihn aufzufordern, sich ebenfalls anzuschnallen, aber in Erinnerung an seine Reaktion beim letzten Mal zog sie es vor zu schweigen.
    Kaum begann es zu schneien, so kam der Verkehr in Boston mehr oder weniger zum Erliegen. Als Cassi und Thomas inöstlicher Richtung den Storrow Drive

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