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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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weit und breit noch kein anderes Haus sehen. Man hatte den Eindruck, mitten auf dem Lande zu sein.
    Als sie aus dem Wagen stiegen, bemerkte Cassi an Thomas ein leichtes Zittern. Seine Bewegungen schienen nicht ganz so sicher wie sonst. O Gott, was hatte er jetzt schon wieder genommen? Kaum waren sie im Haus, änderte sich sein Benehmen schlagartig. Erstaunt registrierte Cassi, wie schnell er seinen Ärger hinuntergeschluckt zu haben schien und sich wieder charmant und animiert gab. Wenn er sich nur etwas von diesem Charme auch für sie aufheben würde. Sie beschloß, daß sie ihn nun getrost sich selbst überlassen konnte, und begab sich auf die Suche nach etwas Eßbarem. Sie durfte nicht zu lange damit warten, denn schließlich war schon einige Zeit vergangen, seit sie ihr Insulin genommen hatte. Das Eßzimmer lag rechts von ihr; sie gab sich einen Ruck und steuerte auf die offene Tür zu.
     
    Thomas war bester Laune. Wie er erwartet hatte, waren die meisten Kuratoren und Dekane der Universität da. Er interessierte sich besonders für den Vorsitzenden des Verwaltungsrats; dieser stand inmitten der Gruppe, zu der sich Thomas gleich nach der Ankunft gesellt hatte. Er griff nach einem weiteren Scotch und wollte sich gerade einen Weg durch die Menge bahnen, als Ballantine auf ihn zutrat.
    »Ah, da sind Sie ja, Thomas.« Er hatte schon einen über den Durst getrunken, und die Ringe unter seinen Augen wirktenriesig, was ihm noch mehr als sonst das Aussehen eines Bassets gab. »Schön, daß Sie es noch geschafft haben.«
    »Großartige Party«, sagte Thomas.
    Ballantine blinzelte ihm übertrieben heftig zu. »Ob Sie’s glauben oder nicht, am alten Boston Memorial ist wirklich was los. Meine Güte, ist das alles aufregend!«
    »Wovon reden Sie eigentlich?« fragte Thomas und trat einen Schritt zurück, denn Dr. Ballantine hatte die Angewohnheit, jedes »T« mit einem Sprühnebel feiner Speicheltröpfchen zu begleiten, sobald er ein paar Drinks auf den Grund gegangen war.
    Der Direktor trat näher heran. »Ich würde es Ihnen gern sagen, aber ich kann nicht«, flüsterte er. »Jedenfalls im Moment noch nicht. Aber Sie sollten sich noch einmal überlegen, ob Sie nicht doch zu uns kommen wollen. Haben Sie schon über mein Angebot nachgedacht?«
    Thomas spürte, wie er die Geduld zu verlieren begann. Im Moment hatte er nicht die geringste Lust, über Ballantines Lieblingsthema zu sprechen; es interessierte ihn viel mehr, was er mit den Worten »am alten Boston Memorial ist wirklich etwas los« gemeint haben mochte. Das klang ganz und gar nicht beruhigend. Jede Änderung des Status quo bedeutete im allgemeinen nichts als Ärger. Plötzlich fiel ihm wieder ein, daß er um zwei Uhr morgens noch Licht in Ballantines Büro gesehen hatte.
    »Was haben Sie eigentlich gestern nacht noch so spät im Büro gemacht?«
    Ballantines glückliche Miene bewölkte sich. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Reine Neugier«, antwortete Thomas.
    »Aus heiterem Himmel ist das eine ziemlich eigenartige Frage«, sagte Dr. Ballantine.
    »Ich war gestern nacht noch im OP. Ich habe Ihr erleuchtetes Fenster vom Casino aus gesehen.«
    »Muß wohl die Putzfrau gewesen sein«, sagte Ballantine. Er warf einen Blick in sein zu drei Viertel geleertes Glas. »Sieht aus, als säße ich gleich auf dem trockenen.«
    »Außerdem habe ich Shermans Wagen in der Garage gesehen«, fuhr Thomas fort. »Seltsamer Zufall, nicht wahr?«
    »Ach«, meinte Ballantine mit einem abschätzigen Zucken der freien Hand. »George hat schon länger als einen Monat Ärger mit seiner Karre. Irgend etwas mit der elektrischen Anlage. Kann ich Ihnen noch einen Drink bringen? Ihr Glas ist auch gleich leer.«
    »Warum nicht?« meinte Thomas. Er war sicher, daß Ballantine log. Kaum hatte der Direktor sich auf die Bar zugeschoben, nahm Thomas seine Suche nach dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats wieder auf. Es schien ihm wichtiger als je zuvor, herauszufinden, was am Memorial vorging.
     
    Cassi hielt sich eine Weile in der Nähe des Büffets auf, aß und unterhielt sich mit den anderen Frauen. Als sie überzeugt war, genug Kalorien zu sich genommen zu haben, um das Insulin auszugleichen, beschloß sie, sich jetzt wieder um Thomas zu kümmern. Sie hatte keine Ahnung, was für Drogen er heute genommen hatte, und war daher etwas nervös. Auf einmal stand George Sherman neben ihr und sagte mit einem warmen Lächeln: »Du siehst wie üblich hinreißend aus.«
    »Du siehst auch nicht gerade

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