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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Bleistift herauszuholen. Als sie den Kopf hob, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Sie fand sich Auge in Auge mit Thomas, der sie von der Tür her anstarrte, ohne zu blinzeln. Sie kannte ihn gut genug, um zu erkennen, daß er vor Wut kochte. Plötzlich fühlte sich Georges Hand auf ihrer Schulter fürchterlich schwer an.
    Sie entschuldigte sich rasch, aber als sie wieder zur Tür hinüberblickte, war Thomas verschwunden.
     
    Seit seiner ersten College-Liebe, als einer seiner Zimmergenossen sich mit seiner Freundin verabredet hatte, war Thomas nicht mehr so wütend gewesen. Kein Wunder, daß George sich immer so komisch benahm. Er hatte seine Affäre mit Cassi wieder aufleben lassen, und Cassi war so stillos, ihr Interesse vor allen Kollegen ihres Mannes zu demonstrieren. In seinem Magen machte sich die Angst als kalter Knoten bemerkbar, und seine Hand zitterte so heftig, daß er beinahe seinen Drink verschüttet hätte. Er kippte ihn rasch hinunter und trat dann durch die französischen Türen auf die Veranda. Die scharfe Brise vom Ozean tat ihm gut.
    Hektisch durchsuchte er seine Taschen nach einer Pille. Der Abend war von Anfang an schiefgelaufen. Ein Kurator, der bereits einige Abstecher zur Bar hinter sich hatte, war stehengeblieben, um Thomas zum neuen Lehrprogramm der Klinik zu gratulieren. Als Thomas ihn nur verständnislos angestarrt hatte, war der Mann, eine rasche Entschuldigung auf den Lippen, aus dem Zimmer geeilt. Thomas selbst befand sich gerade auf der Suche nach Ballantine, um eine Erklärung zu verlangen, als er Cassi gesehen hatte.
    Gott, was war er für ein Idiot! Jetzt, wo er darüber nachdachte, konnte es nicht den geringsten Zweifel geben, daß George und Cassi ein Verhältnis hatten. Kein Wunder, daß sie sich nie beklagte, wenn er nachts im Hospital blieb. Gnadenlos folterte er sich selbst mit der Vorstellung, daß sie sich zu allem Überfluß auch noch in seinem Hause trafen. George Sherman in seinem Schlafzimmer! Beinahe hätte er laut aufgeheult vor Wut.
    Er warf einen Blick über die Schulter und bemerkte ein Pärchen im Türrahmen. Er hatte plötzlich Angst, sie könnten über die Affäre Bescheid wissen. Offenbar redeten sie über ihn. Er schob sich eine weitere Pille in den Mund, schluckte sie und ging wieder hinein, um sich noch einen Drink zu genehmigen.
     
    Cassi suchte Thomas überall. Entschuldigungen murmelnd, bahnte sie sich einen Weg durch die Gästeschar im Wohnzimmer. Gerade wollte sie einen Blick in die Bar werfen, als sie sich plötzlich Dr. Obermeyer gegenübersah.
    »Was für eine Überraschung!« rief er. »Meine schwierigste Patientin!«
    Cassi lächelte nervös. Ihr fiel ein, daß sie Obermeyer versprochen hatte, ihn heute anzurufen.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, wollten Sie mir heute wegen Ihrer Operation Bescheid geben«, sagte der Augenarzt. »Haben Sie mit Thomas gesprochen?«
    »Können wir das nicht morgen früh in Ihrer Praxis regeln?« fragte Cassi ausweichend.
    »Vielleicht sollte ich direkt mit Ihrem Mann sprechen«, meinte Dr. Obermeyer. »Ist er hier?«
    »Nein«, sagte Cassi. »Ich meine, ja, er ist hier, aber ich glaube nicht, daß jetzt der richtige Zeitpunkt -«
    Ein entsetzlicher Schrei ließ den Raum erzittern, unterbrach Cassi mitten im Satz und ließ auch sämtliche anderen Unterhaltungen verstummen. Alle blickten verwirrt umher – alle bisauf Cassi. Sie hatte die Stimme erkannt. Es war Thomas! Sie rannte zum Eßzimmer, aber noch ehe sie dort eintraf, hörte sie einen weiteren Schrei, gefolgt von dem Klirren zerbrechenden Glases.
    Cassi bahnte sich einen Weg durch die Gäste und sah Thomas vor dem Büffet stehen, das Gesicht rot angelaufen vor Wut, eine Handvoll zerbrochener Teller zu seinen Füßen. George Sherman stand neben ihm und starrte ihn entgeistert an, in der einen Hand einen Drink, in der anderen eine Karotte.
    Vor Cassis Augen klopfte George Thomas mit der Karotte auf den Oberarm und sagte: »Thomas, Sie haben das völlig falsch verstanden.«
    Thomas schlug George die Karotte aus der Hand und schrie: »Fassen Sie mich nicht an! Und fassen Sie auch meine Frau nie wieder an, verstanden?«
    »Aber Thomas«, sagte George hilflos.
    Cassi warf sich zwischen die beiden Männer. »Was ist denn los mit dir, Thomas?« fragte sie und packte seinen Arm. »Nimm dich doch zusammen!«
    »Ich mich zusammennehmen?« wiederholte er. »Ich denke, das stünde dir besser an als mir.«
    Mit einem höhnischen Lächeln schüttelte er Cassis Hand ab und

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