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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nicht operieren?«
    »Ich dachte, wir wollten zu Ballantines Party gehen«, murmelte er.
    »Thomas, das war gestern abend. O Gott, vielleicht solltest du in der Klinik anrufen und dich krank melden. Du hast dir noch nie freigenommen. Komm, ich rufe Doris an und frage, ob sie deine Operationen nicht verschieben kann.«
    Thomas rappelte sich auf. Er schwankte und mußte sich an der Sessellehne abstützen.
    »Nein, es geht mir bestens.« Seine Artikulation war immer noch leicht verschwommen. »Und wo sie mir jetzt auch noch die OP-Stunden gekürzt haben, würde ich die verlorene Zeitnie wieder aufholen. Einige der für diesen Monat vorgesehenen Patienten haben ohnehin schon viel zu lange gewartet.«
    »Dann laß doch jemand anderen die -«
    Thomas hob seine rechte Hand so abrupt, daß Cassi dachte, er wollte sie schlagen, aber statt dessen stürzte er ins Badezimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Kurz darauf hörte sie, wie die Dusche aufgedreht wurde. Als er nach unten kam, schien er in besserer Verfassung. Wahrscheinlich weil er ein paar Dexedrine genommen hat, dachte Cassi.
    Rasch trank er ein Glas Orangensaft und eine Tasse Kaffee, ehe er sich auf den Weg zur Garage machte. »Selbst wenn ich es schaffe, heute abend nach Hause zu kommen, wird es spät werden«, sagte er über die Schulter. »Du nimmst also am besten deinen eigenen Wagen.«
    Cassi saß noch lange nachdenklich am Küchentisch, ehe auch sie die lange Fahrt in die Klinik antrat. Zum erstenmal, dachte sie, mache ich mir nicht nur um Thomas Sorgen, sondern auch um seine Patienten. Er ist nicht mehr in der Verfassung zu operieren.
    Als sie das Boston Memorial erreichte, hatte sie sich entschlossen, gleich nach der Belegschaftskonferenz drei Dinge in Angriff zu nehmen. Sie würde sich einen Termin für die Augenoperation geben lassen, einen entsprechenden Urlaubsantrag einreichen und mit Dr. Ballantine über Thomas sprechen. Schließlich war die Klinik von dem Problem genauso betroffen wie ihre Ehe.
    Die Konferenz war gerade zu Ende, und bevor Joan die Gelegenheit hatte, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, murmelte Cassi hastig, daß sie einen Termin beim Augenarzt hätte, und eilte den Flur hinunter. Dr. Obermeyer kam sofort aus seinem Sprechzimmer, als er hörte, daß Cassi da sei. Er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, seine Bergarbeiterlampe abzusetzen.
    »Sind Sie zu einer Entscheidung gekommen?« fragte er.
    Cassi nickte. »Ich möchte es gern so schnell wie möglich hinter mich bringen«, sagte sie. »Je schneller, desto besser, sonst überlege ich es mir womöglich wieder anders.«
    »Ich habe gehofft, daß Sie das sagen würden«, antwortete Dr. Obermeyer. »Tatsächlich habe ich mir sogar schon die Freiheit genommen, Sie für übermorgen als eine Art Notfall einzuschieben. Paßt Ihnen das?«
    Cassi spürte, wie ihr Mund trocken wurde, aber sie nickte gehorsam.
    »Hervorragend«, sagte Dr. Obermeyer mit einem Lächeln. »Machen Sie sich wegen der Formalitäten keine Sorgen, wir erledigen das für Sie. Ihr Bett ist ab morgen für Sie reserviert.«
    »Wie lange werde ich danach nicht arbeiten können?« fragte Cassi. »Ich muß den Leuten in der Psychiatrie ja schließlich irgend etwas sagen.«
    »Das hängt davon ab, was wir finden, aber ich schätze, acht bis zehn Tage.«
    »So lange?« fragte Cassi und überlegte, was das wohl für ihre Patienten bedeuten würde.
    Auf dem Rückweg vom Behandlungsgebäude beschloß sie, Dr. Ballantine anzurufen, bevor der Mut sie wieder verließ. Er kam selbst an den Apparat und sagte, daß er sie in einer halben Stunde empfangen könnte, da er heute nicht in den OP müsse.
    Nachdem sie ihren Krankenurlaub beantragt hatte, unternahm sie noch einen Abstecher in die Pathologie, um die Zeit bis zu ihrer Verabredung mit Ballantine totzuschlagen. Sie konnte Robert von ihrer Operation erzählen, außerdem fühlte sie sich in seiner Gegenwart immer so sicher. Aber als sie die Tür zu seinem Büro öffnete, war niemand da, und einer seiner Mitarbeiter sagte ihr, daß Robert zum Essen gegangen sei – wahrscheinlich seine letzte Mahlzeit für eine ganze Woche, denn er sollte am Nachmittag operiert werden.
    Erst beim Aufzug erinnerte sie sich wieder an Jeoffry Washington. Sie kehrte um und bat den Techniker um die entsprechenden Dias. Er hatte keine Schwierigkeiten, die Schachtel zu finden, mußte ihr aber erklären, daß erst die Hälfte der Bilder fertig sei. Im allgemeinen brauchte man für einen Fall

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