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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Ellbogen auf den Knien. Dann: »Gut. Wurde auch Zeit, dass Sie mal nicht ständig an Ihr Liebesleben denken und sich um den Mord an meiner Schwester kümmern. Wer ist Damien Donnelly?«
    »Er sagt, er war Ihr Freund, bis vor ein paar Wochen.«
    »Na, offenbar nicht. Wenn er mein Freund gewesen wäre, dann hätte ich ja wohl seinen Namen gewusst, oder?«
    »Wir haben Belege«, sagte Cassie behutsam, »zu ziemlich vielen Handytelefonaten zwischen Ihnen beiden.«
    Rosalinds Stimme wurde eisig. »Wenn ich Ihnen einen Gefallen tun soll, dann ist es nicht gerade klug von Ihnen, mich als Lügnerin zu bezichtigen.«
    »Das will ich doch gar nicht«, sagte Cassie, und eine Sekunde lang meinte ich, ihre Stimme würde wieder brechen. »Ich weiß, das ist Ihre Privatsache, und das geht mich nichts an –«
    »Allerdings!«
    »Aber ich möchte Ihnen erklären, wie ich Ihnen helfen kann. Sehen Sie, Damien hat Vertrauen zu mir. Er hat mit mir gesprochen.«
    Nach einem Augenblick schnaubte Rosalind. »Darauf würd ich mir nicht großartig was einbilden. Damien spricht mit jedem, der zuhört. Da sind Sie nichts Besonderes.«
    Sam nickte knapp: Schritt eins.
    »Ich weiß. Ich weiß. Aber die Sache ist die, er hat mir erzählt, warum er es getan hat. Er sagt, er hat es für Sie getan. Weil Sie ihn drum gebeten haben.«
    Nichts, eine ganze Weile.
    »Deshalb hab ich Sie aufs Präsidium geholt«, sagte Cassie, »neulich Abend. Ich wollte Sie dazu vernehmen.«
    »Ach, bitte, Detective Maddox.« Rosalinds Stimme war schneidender geworden, bloß einen Tick, und ich konnte nicht sagen, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. »Ich bin doch nicht blöd. Wenn ihr irgendwelche Beweise gegen mich hättet, wäre ich längst verhaftet und könnte mir hier nicht Ihr Gejammer über Detective Ryan anhören.«
    »Nein«, sagte Cassie. »Das ist es ja gerade. Die anderen wissen noch nicht, was Damien erzählt hat. Wenn sie es rausfinden, verhaften sie Sie.«
    »Wollen Sie mir drohen? Das überlegen Sie sich besser nochmal.«
    » Nein. Ich will bloß ... Okay. Folgendes.« Cassie atmete tief durch. »Wir brauchen eigentlich kein Motiv, um jemanden wegen Mordes anzuklagen. Damien hat gestanden, dass er es war. Das haben wir protokolliert, auf Band, und das reicht voll und ganz, um ihn ins Gefängnis zu bringen. Niemand muss wissen, warum er es getan hat. Und wie gesagt, er hat Vertrauen zu mir. Wenn ich ihm sage, er soll das Motiv für sich behalten, glaubt er mir. Sie kennen ihn ja.«
    »Sogar um einiges besser als Sie. Gott. Damien. « Mag sein, dass es nur ein Beweis für meine Dummheit war, aber der Tonfall in Rosalinds Stimme konnte mich noch immer verblüffen. Es lag etwas darin, was über Verachtung weit hinausging: Ablehnung, total und unpersönlich. »Ich mach mir seinetwegen wirklich keine Gedanken. Er ist ein Mörder, zum Donnerwetter. Meinen Sie, irgendeiner glaubt ihm mehr als mir?«
    »Ich habe ihm geglaubt«, sagte Cassie.
    »Tja, das spricht nicht gerade für Ihr detektivisches Gespür, was? Damien ist gerade mal intelligent genug, um sich die Schuhe zuzubinden, aber er tischt Ihnen irgendeine Geschichte auf und Sie glauben ihm aufs Wort? Haben Sie wirklich gedacht, einer wie er wäre imstande, Ihnen zu sagen, wie es wirklich war, selbst wenn er wollte? Damien kriegt nur einfache Dinge geregelt, Detective. Das hier war keine einfache Geschichte.«
    »Die schlichten Fakten reichen völlig«, sagte Cassie scharf. »Ich will die Einzelheiten gar nicht hören. Wenn ich das hier für mich behalten soll, dann ist es umso besser, je weniger ich weiß.«
    Kurzes Schweigen, während Rosalind die Möglichkeiten abwog, dann das kleine Lachen. »Im Ernst? Aber Sie sind schließlich Detective, oder? Da müsste es Sie doch interessieren, wie es wirklich war?«
    »Ich weiß, was ich wissen muss. Was Sie mir noch mehr erzählen, nützt mir ohnehin nichts.«
    »Oh, ich weiß«, sagte Rosalind heiter. »Sie werden es nicht verwenden können. Aber wenn es Sie in eine unangenehme Lage bringt, die Wahrheit zu hören, dann sind Sie im Grunde selber schuld, nicht? Sie hätten sich ja nicht selbst in diese Situation bringen müssen.«
    »Wie Sie gerade sagten, ich bin Detective .« Cassies Stimme wurde lauter. »Ich kann mir hier nicht einfach den Ablauf einer Straftat anhören und –«
    Rosalinds Ton veränderte sich nicht. »Tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht ersparen. Katy war so ein süßes kleines Mädchen. Aber kaum kriegt sie mit ihrer

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