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Grabeskaelte

Grabeskaelte

Titel: Grabeskaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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aktuellen Stand seiner Ermittlungen im Fall der ermordeten Verlegerin zu erkundigen. Rüdiger klang niedergeschlagen. Es gab keinerlei neue Erkenntnisse. Auch die Auswertung der Computerdateien hatte bisher noch nichts erbracht.
    Bei seinem nunmehr vierten Glas Wein berichtete Henning Ralph von den Ereignissen des Tages.
    Dieser hörte interessiert zu. „So ein Schwein“, meinte er nur, als Henning ihm von Arno Corte und dessen Beziehung zu Kirstin erzählte.
    „Habe ich Ihnen eigentlich schon erzählt, dass ich Cora nur wenige Wochen nach dem Mord an Kirstin kennen gelernt habe?“ Henning schüttelte den Kopf. „Das ist mir neu.“
    „Es war an einem Mittwoch“, erinnerte Ralph sich zurück. Seine Züge hatten, ohne dass er es bemerkte einen verklärten Ausdruck angenommen. „Zusammen mit ein paar Kumpels bin ich nach Rodewisch zur Schlossinsel gefahren – zum Jugendtanz, wie sich das damals nannte. Cora hatte ein rotes Kleid mit großen weißen Tupfen an. Ihr langes Haar trug sie offen. Ein schwarzes Samtband hielt es nach hinten. Ich hab mich augenblicklich in sie verliebt. Wir haben den ganzen Abend miteinander getanzt und uns für den nächsten Tag verabredet. An diesem Abend war ich noch zu schüchtern, um sie zum Abschied zu küssen.“
    Ralph lächelte verlegen. „Von da an sahen wir uns fast jeden Tag. Cora bestand darauf, sie war sehr anhänglich. Verständlicherweise hat mir das geschmeichelt. Nach einem Jahr wollte sie, dass wir uns verloben. Sie war gerade achtzehn und ich selbst nur wenig älter, als wir heirateten.“
    Ralph blickte Gedankenversunken in sein Weinglas. Eine Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel.
    In dieser Nacht wälzte sich Henning schlaflos in seinem Bett. Sein Unterbewusstsein signalisierte ihm, dass er etwas Entscheidendes übersehen hatte. Doch so sehr er sich auch anstrengte dahinter zu kommen, was das sein könnte, es wollte ihm nicht gelingen. Er spulte die Ereignisse des vergangenen Tages noch einmal vor seinem inneren Auge ab. Sein Resümee fiel ernüchternd aus. Ihm fielen tausend Fragen ein, doch die Antworten darauf musste er sich schuldig bleiben. In Gedanken ging er noch einmal sein Gespräch mit Arno Corte durch. Er war der einzige der Henning im Moment einfiel, der ein Motiv gehabt haben könnte. Welche Rolle spielte Arno Corte im Mordfall Liebermann? Kirstin hatte ihn schließlich erpresst. Mal angenommen, er hätte sie deshalb getötet und Cora wäre zufällig Augenzeugin dieser Bluttat geworden …
    Doch schon da meldeten sich Zweifel. Wenn es sich so zugetragen hätte, welchen Grund sollte Cora gehabt haben, so lange zu schweigen. Es wäre für sie doch ein Kinderspiel gewesen Arno Corte anzuzeigen. Weshalb sollte sie über zwei Jahrzehnte damit warten, um in einem Buch die Identität des wahren Mörders preiszugeben? Henning fragte sich, ob er nicht zu einseitig ermittelte. Was, wenn dieser Zeitungsartikel, den er hinter Coras Schreibtisch fand, gar nicht mit ihrem Tod zusammenhing? Aber womit dann? Nach wie vor schien Coras letztes Manuskript der Schlüssel zu allem zu sein. Henning war sich sicher, wenn er es lesen könnte, dann würde er auch wissen, warum Cora sterben musste. Draußen wurde es schon hell, als Henning endlich doch noch einschlief.

10
    Als er erwachte, war es schon heller Tag. Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Himmel war noch immer bedeckt. In der Küche fand er eine Nachricht von Ralph in der dieser ihm mitteilte, dass er erst am späten Abend zurück sein würde. Der Kühlschrank sei gefüllt, so schrieb er und Henning solle sich nehmen, worauf er Appetit habe. Sein knurrender Magen und ein Blick auf die Uhr verrieten ihm, dass es nicht mehr weit bis zum Mittagessen war. Hungrig inspizierte er den Kühlschrank, nahm sich Speck und Eier heraus. Während der Kaffee durchlief, briet er den in hauchdünne Streifen geschnittenen Speck an. Als dieser eine goldgelbe Färbung angenommen hatte, schlug er vier Eier auf und ließ sie in die Pfanne gleiten. Während letztere stockten, schnitt er sich zwei fingerdicke Scheiben Brot ab und bestrich sie dick mit Butter. Für einen kurzen Augenblick dachte er an seine überhöhten Cholesterinwerte, aber sein Appetit siegte über seine Bedenken. Als er am frühen Nachmittag das Haus verließ, hatte ein Großteil der Wolken sich verzogen und es schien ab und an sogar die Sonne. Typisches Aprilwetter, dachte Henning, entschied sich aber dennoch dafür, sein Auto auch heute stehen zu lassen und

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