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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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konnte, ohne die Schotterstraße zu benutzen, aber J. C. hatte auf jeden Fall die schnellste Methode gewählt, um uns zu erreichen.
    »Die Straße, die Sie benutzt haben, liegt allem Anschein nach näher an der Wiese als die Landebahn«, sagte ich.
    »Das stimmt, aber die Wanderung dort entlang ist mühsam und steil.« Er zeigte uns die Route, die er eingeschlagen hatte. »Es wäre extrem schwierig, eine Leiche auf diesem Weg abzutransportieren, und ich bin mir nicht sicher, ob jedes Mitglied der Gruppe mit dem Weg zurechtgekommen wäre.«
    »Unsere Wandererfahrung war ausgesprochen unterschiedlich«, stimmte ich zu. »Wenn er die Falle nicht gestellt hätte, wäre Ihre Idee, einen Hubschrauber zu der Wiese zu schicken, die beste gewesen.«
    Er stieß einen rauen, tiefen Laut aus, als hätte ich ihn geschlagen.
    »Was ist denn?«
    »Stattdessen«, sagte er bitter, »hat meine brillante Idee den Tod von David, Flash und allen anderen verursacht.«
    »Was?!«, riefen Ben und ich unisono.
    Er schilderte uns seine Version davon, wie auf der Hügelkette in der Nähe des Kojotenbaums die Entscheidungen gefällt worden waren. Er war überzeugt davon, dass alle wieder heil zum Flugzeug zurückgekehrt wären, wenn er nicht vorgeschlagen hätte, den Hubschrauber zu benutzen.
    Ben und ich widersprachen ihm, indem wir erklärten, dass nicht sein Angebot, den Hubschrauber zu holen, sondern andere Faktoren zu dem Beschluss geführt hatten, nach dem zweiten Grab zu suchen.
    Er wirkte nicht überzeugt, bis Frank sagte: »Als schließlich die ganze Gruppe auf diesem Kamm angelangt war, hatte Parrish meiner Meinung nach Bob Thompsons Denkweise genau ausgeforscht – wenn nicht auch noch die aller anderen.«
    Als er merkte, dass wir ihm unsere ungeteilte Aufmerksamkeit widmeten, fuhr er fort. »Ich kann mich einfach des Gefühls nicht erwehren, dass Parrish sogar noch sorgfältiger geplant hat, als wir schon gesagt haben – dass er die Reaktionen bestimmter Schlüsselfiguren in diesem von ihm entworfenen Szenario exakt vorhergesehen hat. Ich glaube, er wusste, dass er früher oder später jemanden dazu bringen würde, ihn dort hinaufzuführen.«
    »Du meinst also, dass er sich absichtlich hat fassen lassen?«, sagte ich. »Ja, ich glaube, wir sind uns alle darin einig, dass er Kara Lanes Leiche absichtlich an einem Ort deponiert hat, wo sie gefunden werden würde.«
    »Eben. Die Falle wartete bereits, als er verhaftet wurde. Er wusste vielleicht nicht, wer auf der Exkursion in die Berge dabei sein würde, aber als er die Gelegenheit bekam, einige Zeit mit euch allen zu verbringen, studierte er euch und überlegte, wie er euch manipulieren konnte. Ich sollte vermutlich nicht schlecht von Bob sprechen, aber es war noch nie schwer herauszufinden, was ihn antreibt.«
    »Ehrgeiz«, sagte Ben.
    »Genau.«
    »J. C.«, sagte ich, »sind Sie eigentlich je auf den Gedanken gekommen, dass Sie Andy das Leben gerettet haben?«
    »Andy das Leben gerettet?«, wiederholte er verständnislos.
    »Ja. Parrish wollte zweifellos, dass wir alle dort unten dabei wären. Ich glaube, er hat geplant, mich überleben zu lassen, damit – damit ich von seiner Erhabenheit künde.« Einen Moment lang konnte ich nicht weiterreden. Auf meiner Brust lag eine zentnerschwere Last. Frank griff mit seiner Hand nach meiner. Ich hielt sie fest. »Indem Sie sich von uns getrennt haben«, fuhr ich fort, »haben Sie zwei Leben gerettet, J. C. – Ihr eigenes und das von Andy. Es muss Parrish schwer gewurmt haben, dass Sie seinen perfekten kleinen Plan zum Teil durchkreuzt haben.«
    J. C. schwieg und blickte auf die Karten. Nach einer Weile sagte er: »So habe ich es noch nicht gesehen.«
    »Wahrscheinlich hat er befürchtet, dass Sie mit einem Hubschrauber, der ihn zurück ins Gefängnis befördert, dort anrücken könnten, bevor unser alter, langsam buddelnder Ben die Leiche ausgegraben hatte. Fast hätten Sie ihm sein ganzes Konzept ruiniert. Der Regen war das Einzige, was ihm ermöglicht hat, damit durchzukommen – andernfalls hätte Ihr Hubschrauber uns abgeholt.«
    »Ja, mag sein«, sagte J. C. ruhig.
    »Dann schauen wir uns doch mal die Karten an und versuchen herauszufinden, ob Parrish Zeit hatte, die Hubschrauber zu sabotieren«, schlug Ben vor.
    Es gab eine zweite nicht asphaltierte Straße, die ein paar Kilometer vor dem anderen Ende der Wiese aufhörte, doch diese Straße führte aus einer anderen Richtung in den Wald. J. C. hätte einen wesentlich längeren

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