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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Frauen von gewalttätigen männlichen Partnern beherrscht, in anderen Fällen machen sie freiwillig mit. Es sind nicht nur Frauen – abgesehen von den Teams aus Mann und Frau gibt es auch rein männliche Partnerschaften, Gruppen und Familien, die Serienkiller sind.«
    Einen Moment lang machte sich am Tisch Schweigen breit, dann sagte Ben: »Damit wären wir wieder bei der Frage, die J. C. gestellt hat. Wer sollte einem Mann wie Parrish helfen?«
    Jeder äußerte Vermutungen. Wir diskutierten noch einmal die Möglichkeit, dass es Phil Newly war, fragten uns, ob Parrish eine Kontaktperson hatte, die auch über ein Flugzeug oder einen Hubschrauber verfügte, debattierten, ob ein männlicher oder ein weiblicher Helfer naheliegender war, und spekulierten über die Wahrscheinlichkeit eines Verwandten, der als sein Angelo Buono fungierte.
    Unterdessen studierte ich die Landkarte mit dem kleinen Maßstab.
    »Wir haben nicht genug Anhaltspunkte, um zu ermitteln, wer sein Partner ist«, erklärte ich, was mir die anderen mit einem Blick vergalten, der besagte: Du bist aber ein Spielverderber. »Vielleicht können da die Jungs vom FBI mit ihren Profilern weiterhelfen. Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, ich weiß, wo sich Nick Parrish an diesem Tag mit seinem Partner getroffen hat – es war an dieser anderen Straße.«
    »Ja«, sagte Frank. »Es war zwar kein günstiger Weg, um zur Ranger-Station zu gelangen, aber er wollte sicher ohnehin nicht dort in die Nähe kommen, nachdem sein Partner die Hubschrauber sabotiert hatte.«
    »Und es geht von der Wiese aus bergab«, fügte J. C. hinzu. »Die Landebahn wäre der bequemste Ausweg gewesen, aber wahrscheinlich hat er damit gerechnet, dass sie schon von der Polizei benutzt wird, bis er dorthin gewandert wäre.«
    »Okay«, sagte Ben seufzend. »Wenn uns das nur früher eingefallen wäre. Der Matsch wäre ideal gewesen, um auf der Straße oder bei den Hubschraubern Fußabdrücke oder Reifenspuren zu nehmen.«
    J. C. schüttelte den Kopf. »Wenn sie damals nicht gleich Abdrücke genommen haben, sind sie vermutlich komplett verschwunden. Die Sommermonate sind die hektischste Zeit für die Hubschrauber-Einheit. Unsere Hubschrauber werden in erster Linie für die Brandbekämpfung eingesetzt. Da oben sind jede Menge Leute unterwegs gewesen.«
    Sie beschlossen, den Leiter des Ermittlungsteams anzurufen, der die Fälle aus den Bergen koordinierte. Ich ging hinaus, um im Garten hinterm Haus, wo sich Bingle bei lustigen Kapriolen mit Deke und Dunk amüsierte, ein bisschen frische Luft zu schnappen.
    Nach einem Weilchen gesellte sich Ben zu mir. Bingle meldete sich bei ihm und kehrte dann zu den anderen Hunden zurück. »Ich glaube, die beiden fehlen Bingle«, meinte Ben. »Möchten Sie sie zusammen am Strand laufen lassen?«
    Ich zögerte. Ich wusste, dass Ben in vielen Umgebungen zurechtkam, aber bis jetzt hatte er es noch nicht bewältigt, mit seiner Prothese in weichem, tiefem Sand zu gehen. Sein Prothetiker hatte ihm gesagt, dass es vielen Amputierten schwer fiel, auf einem weichen Strand zu laufen. Ben übte immer noch.
    »Ja, es fehlt mir, am Strand entlangzulaufen«, sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Mir fehlt vieles. Aber die Liste wird immer kürzer, und die Dinge, die auf ihr stehen bleiben – na ja, ich werde eben lernen, ohne sie auszukommen. Aber es gibt keinen Grund, warum Bingle meinetwegen auf sein Vergnügen verzichten sollte.«
    Gerade als er das sagte, kam Frank heraus. Er hörte es und sagte: »Wissen Sie was? Wenn Ihnen ein öffentliches Gerangel bis zum Plankenweg nichts ausmacht, helfen wir Ihnen dorthin. Es ist nicht weit von den Stufen am Ende der Straße, und der Weg verläuft parallel zum Wasser bis zum Pier. Sie können mit Irene dort entlangspazieren, während J. C. und ich diese vierbeinigen Rabauken hüten.«
    Ben dachte einen Moment darüber nach, aber offenbar siegte das Verlangen, näher ans Wasser zu kommen, über die potenzielle Peinlichkeit, da er dem Plan zustimmte.
     
    Er stieg ohne Hilfe die lange Treppe von den Felsen bis zum Sand hinab. Von dort an legten wir uns alle vier in einer Reihe die Arme über die Schultern, sodass niemand ausgestoßen – oder herausgehoben – wurde. J. C. stimmte ein albernes Campinglied an, das uns zum Lachen brachte, und so dachten die meisten Leute wahrscheinlich, dass wir schon ganz schön gefeiert hatten. Zwischen Frank und J. C. schaffte es Ben ohne zu stürzen bis zum Plankenweg.
    Bingle

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