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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Regenschutz mitgebracht?«
    Ich nickte.
    »Wir machen uns lieber wieder an die Arbeit«, sagte Ben. »Das Letzte, womit ich mich herumschlagen will, ist ein überschwemmtes Grab.«
    J. C. hatte offenbar schon einmal solche Arbeit verrichtet, doch selbst mit seiner Hilfe ging alles nur gemächlich voran. Schließlich wurde die Oberfläche der Plastikfolie freigelegt. Sie war von stumpfem Dunkelgrün und schien aus schwererem Material zu bestehen als das, aus dem Müllbeutel hergestellt werden. Sie ähnelte mehr der Sorte, mit der Landschaftsgärtner den Boden abdecken.
    Thompson ging auf und ab und grummelte nicht allzu leise etwas über Typen, die sich einbilden, an einem Pharaonengrab statt am Schauplatz eines Verbrechens zu arbeiten; dass er bei Gott wünschte, er könnte einen Grabenbagger herbeordern; und wie er außerdem Parrishs Visage dafür verfluchte, dass er sich diesen Fleck am Arsch der Welt ausgesucht hatte, um eine Leiche zu vergraben. Darauf folgten noch weitere wenig hilfreiche Bemerkungen, die das Leben für alle in Hörweite ein bisschen unerfreulicher machten.
    Ben würdigte Thompson keiner Antwort. Allerdings ging er zu ihm hinüber, während Andy, J. C. und David vom Grab wegtraten, damit weitere Fotos von der Plastikfolie gemacht werden konnten.
    »Wir möchten an den Seiten noch etwas tiefer graben«, erklärte Ben dem Detective. »Nur um zu sehen, ob wir den Rand des Plastiks finden können. Es wäre uns lieb, wenn wir es intakt halten könnten. Aber wenn wir keinen Rand finden, schneiden wir es eben einfach auf.«
    Thompson sah in den Himmel auf und sagte: »Dank sei dir, o Herr!«
    »Wir sind nicht deswegen vorsichtig, um Sie zu ärgern«, erklärte Ben. »Meine Vermutung ist, dass die Plastikhülle, die kühlen Temperaturen und die Höhe hier sowie das Fehlen von Störungen durch Tiere –«
    »Was wollen Sie eigentlich sagen?«, fauchte Thompson.
    »So, dass Sie es begreifen?«, schoss Ben zurück.
    Thompsons Gesicht war rot, doch er sagte: »Genau das – ich hätte gern die Fassung für Nichtakademiker.«
    Ben wandte einen Moment den Blick von ihm ab, als ränge er um Beherrschung. »Diese Leiche könnte – tja, wie formuliere ich das für Nichtakademiker? Sie könnte ein bisschen suppig sein. Bei einem derart intensiven Gestank glaube ich nicht, dass wir völlig skelettierte Überreste zu sehen bekommen werden – was wir hier riechen, ist nicht nur der Geruch von Knochen. Das ist ein Grund, weshalb ich nicht davon überzeugt bin, dass diese Leiche vier Jahre alt ist – vielleicht ja, vielleicht nein. Wenn nicht, dann haben Sie es hier womöglich mit einem anderen Opfer zu tun.«
    »Ja, diese Möglichkeit haben Sie schon einmal erwähnt, aber –«
    Ben hob die Hand, und Thompson hielt – mit sichtlicher Mühe – den Mund.
    »Wir haben es hier mit einer Menge ›Wenns‹ zu tun, Detective: Wenn die Gebeine von einem Menschen stammen, wenn es ein Mord war und wenn es nicht Julia Sayre ist – wenn all diese Bedingungen zutreffen, haben Sie zweifellos die Grundlage für eine neue Anklage, die Sie gegen Parrish erheben können.«
    Als er sah, dass er Thompsons Interesse geweckt hatte, fuhr er fort: »Aber natürlich können Sie nur dann eine neue Anklage erheben, wenn wir beweisen können, dass er derjenige ist, der die Leiche hier deponiert hat. Wir gehen langsam ans Werk, weil eventuell Beweisspuren, die Parrish – oder sonst jemanden – mit diesem Verbrechen in Verbindung bringen, im umliegenden Erdreich hinterlassen wurden, und falls dem so ist, wollen wir sie finden.«
    Ben hielt inne und lächelte, wenn auch nicht besonders einnehmend, und fügte dann hinzu: »Stellen Sie sich nur vor, Detective Thompson, wenn das hier ein anderes Opfer ist, fahren Sie als Held nach Las Piernas zurück.«
    »Der Handel, den der Staatsanwalt mit Parrish eingegangen ist, stieß nicht gerade auf allgemeine Begeisterung, oder?«, sagte Thompson. »Wir waren jedenfalls nicht besonders davon angetan.«
    »Die Leute von der Kriminalpolizei waren nicht die Einzigen, die empört darüber waren, dass Parrish von der Todesstrafe verschont wird. Ich glaube, der Staatsanwalt bereut es inzwischen. Das ist mit ein Grund dafür, dass Ms. Kelly uns begleiten durfte, stimmt’s?«
    Thompson sah zu mir herüber und nickte. »Es ist allgemein bekannt, dass er sich von ihr einen positiven Blickwinkel gegenüber seiner Entscheidung erhofft. Sie schreibt schon lange über den Fall Sayre.«
    Ich wusste, dass er etwas

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