Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
schon waren sie auf dem Weg zum Fahrstuhl.
„ Wollen wir was ganz Verrücktes machen, und die Treppen hoch laufen?“, fragte Grace Jo schelmisch.
Bevor Jo antwortete, war sie bereits los gerannt. „Wer als Erste oben ist!“
Sie liefen die 13 Stockwerke rauf und konnten schon im sechsten Stock nicht mehr.
„Wer hatte noch mal diese bescheuerte Idee?“, fragte Grace lachend.
„Kann mich nicht erinnern. Ich glaube, so eine vollkommen verrückte Frau. Aber sie hatte recht, es war eine gute Idee. Denn so können wir schon ein paar Pfunde abtrainieren und gleich umso mehr essen.“
Sie rannten weiter, und als sie oben waren, völlig aus der Puste, ließen sie sich mitten im Gang auf den Boden fallen.
Gregory stieg plötzlich aus dem Fahrstuhl und sah sie belustigt an.
„Wir trainieren nur!“, erklärte Jo.
„Ja, genau. Damit wir gleich richtig reinhauen können“, lachte Grace, und Gregory lachte mit.
Endlich mal ein fröhlicher Mensch , dachte Grace. An diesem Tag war sie oft genug schief angesehen worden. Dabei war sie doch einfach nur glücklich. Warum durfte man sein Glück nicht zeigen? Warum waren die Leute bloß alle so ernst? Nun ja, sie wussten natürlich nicht, dass sie heute zum ersten Mal ihre Seelenverwandte traf. Vielleicht sollte sie sich ein Schild schreiben und umhängen, damit auch keine Missverständnisse mehr aufkamen. Oder es sich auf die Stirn schreiben.
Sobald sie in ihrem Zimmer waren und sich die dicken Mäntel angezogen, die bunten Pudelmützen und die Handschuhe übergestülpt hatten, machten sie sich auf den Weg.
„ Diesmal nehmen wir aber den Fahrstuhl, okay?“, sagte Jo.
„Oh ja, bitte.“
Sie waren beide total erschöpft und schwitzten. Und dazu trugen sie nun noch die dicken Wintersachen.
Als sie unten aus dem Fahrstuhl stiegen, grinste Gregory sie an: „Sie scheinen aber Spaß gehabt zu haben!“
Grace blickte zu Jo. „Wobei?“, fragte sie den älteren Herrn mit einem Schmunzeln.
„Na, man hat Ihr Lachen im ganzen Gebäude gehört, als Sie die Treppen hoch gelaufen sind. Deshalb bin ich hochgefahren, um zu sehen, woher dieses Gackern nur kommt.“
Die Freundinnen fingen fürchterlich an zu lachen. Wie oft sie in den letzten Stunden schon gelacht hatten … so viel hatte Grace im ganzen letzten Monat nicht gelacht.
Sie nahmen sich an die Hand und wagten den ersten Schritt hinaus in den Schnee. Der Schnee war immer ihr Freund gewesen. Er würde ihnen nicht ihr lang ersehntes Wochenende verderben.
JOSEPHINE
Schnell merkten sie, dass die Hand nicht ausreichte und entschlossen sich dazu, die Straße Arm in Arm zu überqueren, um sich gegenseitig Halt geben zu können. Denn der Schnee meinte es heute alles andere als gut mit ihnen. Heftig wehte er ihnen um die Ohren, so sehr, dass sie sich die Mützen bis zu den Augen runter ziehen mussten und den Weg hinüber nicht ein einziges Wort reden konnten.
„Hmm … denkst du, Gregory hat sich vertan und meinte vielleicht einen anderen Chinesen?“, fragte Jo skeptisch, während sie das sehr dunkel gehaltene Restaurant beobachtete, das so verlassen aussah wie der Rest der Stadt.
„ Na ja, er sagte das Chinesische Restaurant auf der anderen Straßenseite, und da stehen wir nun, ein anderes ist weit und breit nicht in Sicht“, erwiderte Grace daraufhin, mit einer Hand schon am Türgriff.
„STOPP!“
„ Mein Gott, Jo! Hast du mich jetzt erschreckt! Warum Stopp?“
„ Ich habe Angst“, sagte sie so leise, dass Grace sie fast nicht verstand.
„ Wovor hast du denn Angst? Hier wird uns schon nichts passieren, außerdem sind wir hier menschenseelenallein.“, sagte sie und war kurz davor, einen Lachanfall zu bekommen.
„ Genau, du hast es auf den Punkt gebracht, hier ist kein einziger Mensch, egal wo ich hinschaue. Und ich sehe, dass du dich gerade ziemlich
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