Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
jedes Jahr die ganzen Vereinigten Staaten nach dem größten und schönsten Baum absuchen.“
„Ich wünschte, ich wäre dieser Baum“, sagte Jo und Grace musste schmunzeln.
„Du wünschtest, du wärst dieser Baum? Warum denn das?“
„Na, dann könnte ich den ganzen Tag wunderschön geschmückt einfach nur dastehen und den Menschen Freude bereiten. Was für eine tolle Bestimmung.“
„Ja, schon“, sagte Grace. „Aber würde dir denn nicht doch sehr kalt sein?“
„Das wäre es mir wert, den ganzen Tag lang in kleine glückliche Kindergesichter blicken zu dürfen.“
„Ach, gute Jo. Du hast so ein gutes Herz. Wollen wir nicht auch heute jemandem eine Freude machen? Jemandem, dem es nicht so gut geht?“
„Oh ja, bitte, Grace, das würde mich sehr glücklich machen.“
Grace sah sich um und entdeckte einen alten Mann, der auf einer alten Drehorgel Weihnachtslieder spielte. Sie musste nur kurz auf ihn zeigen und Jo hatte schon verstanden. Gemeinsam gingen sie auf ihn zu.
Bedächtig der Musik lauschend standen sie vor ihm und kuschelten sich aneinander. Dann machte Grace einen weiteren Schritt auf ihn zu und sagte: „Sie spielen wirklich wunderschöne Lieder. Sie bringen uns so richtig in Weihnachtsstimmung.“
Der mindestens 75-jährige, schon etwas klapperige Mann lächelte breit. „Das freut mich sehr. Genau das möchte ich bewirken, ein wenig weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. “
„Sie haben es bei uns auf jeden Fall geschafft und wir würden uns gerne revanchieren. Wir wollten gerade dort drüben etwas essen gehen.“ Sie zeigte auf ein Restaurant auf der anderen Straßenseite. „Möchten Sie uns vielleicht Gesellschaft leisten?“
Nicht nur Jo strahlte, als sie erkannte, was Grace vorhatte, auch der Mann strahlte bis über beide Ohren.
„Das ist aber wirklich sehr freundlich von Ihnen, so was erlebt man auch nicht alle Tage. Doch muss ich Ihnen leider absagen. Ich muss doch weiter hier stehen und meine Musik machen, um Weihnachtsstimmung zu verbreiten.“
Grace schaute ein wenig enttäuscht drein. Es war so eine tolle Idee gewesen, und nun wollte er gar nicht.
„Wie wäre es dann, wenn wir Ihnen Ihr Essen herbringen?“, fragte Jo und Grace nickte zustimmend.
„Ja, sagen Sie uns, was Sie haben wollen. Egal was, wir werden es Ihnen bringen.“
Der Mann lächelte. „Ein heißer Kaffee wäre nicht schlecht. Ich stehe hier schon seit Stunden und meine Finger sind ganz eisig. Die brauche ich doch zum Orgelspielen.“
„Natürlich. Kaffee kommt sofort. Und was möchten Sie zu essen?“
„Der Kaffee reicht völlig“, erwiderte der Alte dankbar.
„Ach, Unsinn. Es ist Mittagszeit und Sie haben bestimmt noch nichts gegessen. Wenn Sie uns keine konkrete Antwort geben, bringen wir Ihnen alles, was auf der Karte steht.“
Der Mann lachte. „Na gut, dann hätte ich gerne eine Suppe. Kartoffelsuppe vielleicht oder Erbsensuppe. Und ein Stückchen Brot dazu.“
„Suppe und Brot, kommt sofort.“
Sie liefen über die Straße und bestellten eine große Portion Kartoffelsuppe zum Mitnehmen. Dazu drei Stücke Brot. Sie hofften, dass er davon satt werden würde.
„Wir essen nach dem Schlittschuhlaufen lieber unser Sushi, oder?“, fragte Grace und Jo war einverstanden.
Als sie zu dem Alten zurückkamen und ihm sein Essen reichten, bedankte er sich überschwänglich und nannte sie beide „Engel auf Erden“, was ihre Herzen erwärmte.
„Wir wünschen Ihnen noch viel Spaß beim Freude bereiten und viel Erfolg bei Ihrer Mission, Weihnachtsstimmung zu verbreiten“, sagte Jo zum Abschied.
„Also, bei mir hat er es hundertprozentig geschafft.“
„Bei mir auch. Ach, Grace, tut es nicht gut, gute Taten zu vollbringen? Man sollte jeden Tag einen fremden Menschen glücklich machen, das wäre doch Nahrung für die Seele.“
Demütig sah Grace
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