Gracie in Love
Reaktion kannte sie. Aber wer wirklich etwas Besonderes wollte, ein echtes Einzelstück, der war bereit, den Preis zu bezahlen.
„Und wie viele Torten machst du im Jahr?“, fragte er weiter.
„Keine hundert. Natürlich sind die Hochzeitstorten teurer, aber dafür brauche ich auch länger. Es läuft gut, aber reich werden kann man damit nicht. Dazu müsste ich expandieren, was ich eigentlich nicht will. Ich habe gern alles selbst in der Hand.“
Sie fuhren durch Los Lobos. „Weißt du, wo Zeke wohnt?“, fragte Gracie.
„Ja, ich war schon ein paar Mal bei ihm.“
„Und ich kenne sein Nummernschild.“ Sie suchte in ihrer Handtasche nach dem Zettel, auf dem Alexis die Nummer notiert hatte.
Riley deutete auf die Windschutzscheibe. „Wenn der Regen noch stärker wird, können wir es aus größerer Entfernung sowieso nicht mehr entziffern.“
Er bog in eine Seitenstraße ein und verlangsamte die Geschwindigkeit. Gracie hatte Alexis und Zeke erst einmal besucht, seit sie wieder in Los Lobos war, daher versuchte sie, sich an den Hausnummern zu orientieren.
Riley schaltete die Scheinwerfer aus und ließ den Wagen auf der anderen Straßenseite zum Stehen kommen. Er deutete auf ein Auto. „Das ist Zekes SUV.“
Es war nicht einfach, den Wagen durch die verregnete Scheibe hindurch auszumachen. „Der Schwarze?“
„Dunkelblau. Aber bei dem Wetter sieht alles schwarz aus.“
„Okay.“ Gracie lehnte sich im Sitz zurück. „Und jetzt?“
„Jetzt warten wir.“
Das war ja wohl klar. Daraus bestanden Beschattungen – aus Warten. Doch sich nun in dieser Situation zu befinden war für Gracie eine echte Herausforderung. Zum einen machte Riley sie nervös, zum anderen fand sie es wirklich anstrengend, einfach still sitzen zu bleiben. Er dagegen saß bewegungslos da und beobachtete das Haus. Sie rutschte in einem fort in ihrem Sitz herum, spielte an ihrer Jacke und zupfte an ihrer Dodgers-Baseballkappe.
„Kannst du nicht mal stillhalten?“ Obwohl er den Blick nicht vom Haus abwendete, konnte Gracie ihm seine Ungeduld anmerken.
„Ich bin doch ganz still. Es ist nur so ungemütlich.“ Sie setzte sich gerade hin. „Mir wird ja öfter mal gesagt, dass ich ein Zappelphilipp bin, aber ich verstehe einfach nicht, wie jemand da rumsitzen kann wie ein Kloß. Das ist doch nicht normal. So was ist ...“
„Da“, unterbrach Riley sie und streckte den Finger aus.
Zeke kam aus dem Haus und lief im Eiltempo zu seinem SUV. Instinktiv sank Gracie tiefer in den Sitz und nahm die Hände vors Gesicht.
„Ich bezweifle, dass er dich durch den Regen hindurch erkennen kann“, bemerkte Riley ironisch.
„Reine Vorsichtsmaßnahme“, verteidigte Gracie sich. „Und sprich nicht so laut!“
Riley grinste. „Du nimmst die Sache echt ein bisschen zu ernst.“ Er ließ den Motor an und wartete, bis Zeke davongefahren war. Dann folgte er ihm.
Auch wenn Riley das übertrieben fand – Gracie sank noch tiefer in ihren Sitz, bis auch ihr klar war, dass Zeke ahnungslos in seinem Auto vor ihnen in Richtung Freeway fuhr.
„Wohin fährt er wohl?“, spekulierte sie und richtete sich wieder auf. „Was hat er vor? Wenn keine andere Frau dahintersteckt, sind die Möglichkeiten unendlich!“
„Bitte zähl sie nicht auf“, kam es von Riley.
Sie sah ihn an. „Das hatte ich nicht vor.“
„Das weiß man bei dir nie.“
So weit, wie es ihr mit angelegtem Gurt möglich war, wendete sie sich zu Riley um und erwiderte gereizt: „Entschuldige bitte, aber du kennst mich doch gar nicht. Deine Eindrücke und Vermutungen gründen offensichtlich auf der Zeit, als ich gerade mal vierzehn war, und auf dem Quatsch, der damals über mich in der Zeitung stand. Bis gestern hast du nie ein Wort mit mir gewechselt oder Zeit in meiner Nähe verbracht.“
„Ich habe mit dir geredet, nachdem du dich vor mein Auto geworfen hattest und mir androhtest, dich umzubringen, falls ich Pam heiraten würde.“
Unweigerlich wurden Gracies Wangen warm und dann heiß. Nur gut, dass es im Wagen dunkel war. „Das kann man ja wohl kaum als eine Unterhaltung bezeichnen. Ich habe etwas gesagt, und du bist wieder eingestiegen und davongerauscht.“
„Stimmt. Du willst damit wohl andeuten, ich soll dir eine Chance geben.“
„Du solltest mich nicht gleich verurteilen, das möchte ich sagen. Lern mich doch erst mal kennen.“ Doch vielleicht wollte er gerade das gar nicht? Schnell zeigte sie auf den Wagen vor ihnen: „Jetzt biegt er auf den Freeway
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