Gracie in Love
doch noch nicht geerbt, oder?“
„Wieso? Brauchst du einen Kredit?“
„Wenn ich mich recht erinnere, geht es um siebenundneunzig Millionen Dollar. Wenn du das Geld schon hättest, würde ich dich nicht nach einem Kredit fragen, sondern nach einem Zuschuss.“
„Ich verstehe. Das Geld stammt von der Bank. Ein bestimmter Prozentsatz des Gewinns ist für wohltätige Zwecke bestimmt.“ Wie ironisch es doch war, dass ausgerechnet sein Onkel für wohltätige Zwecke gespendet hatte, während er seine eigene Schwester hatte sterben lassen.
„Und du darfst aussuchen, wohin das Geld geht? Das ist ja super.“
„Meistens kümmert sich Diane darum. Ich unterschreibe nur die Schecks.“ Er lächelte. „Aber ich muss zugeben, dass ich sie jederzeit auch in meinem eigenen Unternehmen anstellen würde. Sie ist wirklich eine effiziente Kraft.“
„Mit eigenem Unternehmen meinst du deine Partnerschaft im Ölgeschäft.“
Er nickte. „Im Moment besitzen wir fünfzig Bohrinseln.“
Der Wecker klingelte, und Gracie ging zum Ofen und drehte die Kuchenböden. „Erstaunlich. Du hast mit nichts angefangen und hast es geschafft. Das ist echt ziemlich cool. Deine Mom wäre sicher stolz auf dich. Hat sie deinen Erfolg noch mitbekommen?“
„Zum Teil. Ich habe ihr immer Geld geschickt.“ Natürlich war es nie genug gewesen, dachte er grimmig. Er war immer noch sauer auf sie, weil sie ihn genötigt hatte, Pam zu heiraten.
„Du bist also bereits eine gute Partie“, stellte Gracie fest, während sie den Ofen wieder zuklappte und sich zu ihm umdrehte. „Das macht dich überaus attraktiv, weißt du das?“
Kopfschüttelnd sah er sie an. „Du stehst doch nicht auf Typen mit Geld. Wenn sie es haben, nimmst du es gerne. Aber eigentlich ist es dir egal.“
„Woher weißt du das?“
„Liege ich vielleicht falsch?“
„Nein, aber erzählt habe ich dir das nicht. Und du kennst mich doch kaum!“
„Ich kenne dich gut genug. Außerdem war ich mal mit einer Frau verheiratet, die nur auf mein Geld aus war. Ich kenne also die Anzeichen.“
„Ich verstehe. Und deshalb verheimlichst du deinen Reichtum jetzt?“
„Ich lasse zumindest niemanden mehr so nah an mich heran. Für die Frauen, die ich kenne, bin ich nur ein Typ, der auf einer Ölbohrinsel arbeitet.“
„Frauen?“ Sie sah ihn überrascht an. „Gleich mehrere?“
„Mein persönlicher Harem. Neue Anwärterinnen sind jederzeit willkommen.“
„Klingt zwar verlockend. Aber in der Masse fühle ich mich unwohl.“
Genau so hatte er sie auch eingeschätzt. Sie stand eher für das konventionelle Lebensmodell. „Und warum bist du dann nicht verheiratet und hast drei Kinder?“
„Ich will nur zwei. Und vielleicht einen Hund. Aber keine Ahnung. Hab den Richtigen noch nicht getroffen.“
„Hund oder Mann?“
Sie lachte. „Mann. Klar hatte ich Freunde, ich hätte mich sogar beinahe mal verlobt. Die meisten waren wirklich tolle Männer. Intelligent, in guter Position, verlässlich.“
„Aber?“
„Es hört sich wahrscheinlich bescheuert an.“ Sie stapelte mehrere Schüsseln und stellte sie in die Spüle. „Es hat nie ... richtig gefunkt. Kennst du dieses Gefühl? Diese wilde, animalische Anziehungskraft. Ich möchte, dass mein Magen sich zusammenzieht, wenn mich der Mann meines Lebens berührt. Ich möchte den Atem anhalten müssen, wenn ich weiß, dass er gleich anruft.“
„Du meinst die Leidenschaft.“
Sie trocknete sich die Finger an einem Handtuch ab. „Genau. So etwas habe ich noch nie gespürt. Und außerdem könnte es auch durchaus sein, dass es mir schwerfällt, jemandem komplett zu vertrauen. Hat wohl was mit meiner Familiengeschichte zu tun.“
„Weil deine Mutter dich damals weggeschickt hat.“ Riley stand auf und ging um die Anrichte herum. „Mein Vater hat uns auch verlassen, als ich noch klein war.“
„Dann kennst du das Gefühl ja.“
Direkt vor Gracie blieb er stehen. „Wir könnten zusammen bei Oprah auftreten“, schlug er vor und sah dabei genau in ihre blauen Augen. Einmal mehr war er von dieser bezaubernden Farbe fasziniert.
„Oder bei Dr. Phil. Ich bin ohnehin quasi abhängig von seiner Sendung.“
Sie waren einander nun so nahe, dass er kaum noch an etwas anderes denken konnte als an sie. Ihr Mund lockte ihn, ihr ganzer Körper schien sich in seine Richtung zu neigen. Die prickelnde Spannung erfüllte den gesamten Raum. Als sich ihre Pupillen weiteten, wusste er, dass auch sie es spürte.
„Oh“, keuchte sie.
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