Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
schnaubte Laure n ce, »sonst will ich ihr Beine –«
    »Ihr solltet im Gegenteil beten, daß sie noch da ist!« fuhr ihr Crean dazwischen. »Das ist vielleicht des Rätsels L ö sung!«
    »Wachen!« schrie die Gräfin und hastete hinter Crean her, der sich seinen Weg zur Hafentreppe suchte. »Hier lang!«
    Sie eilte ihnen voraus, immer noch im Hemd; wenig s tens hatte die Zofe ihr einen Mantel überwerfen können. Die Amme, die Kämmerin, die Gouvernante trippelten au f geregt hinterher.
    Ingolinde hatte gut geschlafen und hoffte beim Aufw a chen in ihrem fahrbaren Bett nur eines: auch heute wieder Wi l liam in die Arme schließen zu können. Es hatte alle r dings den Eindruck gemacht, als seien da gewisse Schwierigke i ten zu überwinden.
    Es hatte ihr nichts ausgemacht, daß – kaum daß William sie verlassen – ein halbes Dutzend Soldaten die Kammer betreten, sich hastig an ihr gütlich getan und sie dann – von derben Witzen begleitet – gemeinsam zu einer Luke getr a gen und in eine Futterrutsche geschoben hatten. Sie hatten ihr genug Heu unter den Hintern gepackt, daß sie sich ke i nen Spreißel einzog, sondern glatt unten vor ihrem Laste n segler auf die Mole plumpste. Das waren halt die kleinen Spritzer, die man in Kauf nehmen mußte! Man konnte sie abwischen! Sie taten der großen Liebe keinen Abbruch.
    Sie reckte sich und kroch aus ihrem Kasten. Ihre Matr o sen begrüßten sie mit lockeren Sprüchen; vertrauter U m gang, sie gab ’ s ihnen heraus. Ihre Gedanken waren bei William.
    Sie wollte sich gerade vom Schiff auf die Mole heben lassen, als am Tor im Felsen, das zu der Festung führte, ein Aufruhr losbrach.
    Heraus stürmte die Gräfin, begleitet von Crean, den I n golinde hier als ersten und als einzigen umgänglichen Menschen kennengelernt hatte; aber dahinter kamen W a chen und ein paar aufgeregte Weibsbilder.
    »Wo sind die Kinder?« fauchte die Gräfin sie an. »Ihr habt sie entführt!«
    Ingolinde war keine, die sich von einer verblühten Krähe ins Auge hacken ließ, auch wenn die Miene der aufge b rachten hohen Dame im Hemd zur Vorsicht gemahnten.
    »Ihr kommt mit so stattlichem Gefolge, Frau Gräfin, konntet Ihr mir nicht auch William mitbringen?«
    Laurence mußte an sich halten; das heißt, Crean mußte sie halten, daß sie nicht ins Wasser stürzte, um dieser fr e chen Person eigenhändig den Hals umzudrehen.
    »Wir suchen die Kinder«, versuchte Crean die Situation zu erläutern. »Vielleicht dachten sie, William sei bei Euch -?«
    Ingolinde schien die Welt nicht mehr zu verstehen, oder sie spielte die Ahnungslose mit beachtlichem Talent. »Welche Kinder?« fragte sie. »Ich habe keine. Und Wi l liam? Ihr wißt doch zu gut, daß er nicht bei mir ist!«
    »Schon richtig«, sagte Crean. »Um ihn geht es uns auch gar nicht –«
    »Aber mir!« Ingolinde sprühte jetzt vor Kampfeslust, zumal sie gut daran getan hatte, ihr Schiff nicht zu verla s sen. »Gebt mir meinen William, dann reden wir we i ter!« traute sie sich zu fordern.
    »Durchsucht den Kahn!« befahl die Gräfin.
    Die Wachen stürzten vor, zogen den Lastensegler – die Matrosen wagten keine Gegenwehr – an den Tauen zur Mole, bis sein Rumpf an die Felsen schlug. Sie sprangen an Bord.
    »Ihr werdet nichts finden!« empörte sich Ingolinde und schaute selbstsicher dem Treiben zu.
    »Da sind die Kinder!« ertönten Stimmen der Soldaten, di e u nter Deck gegangen waren, und kurz darauf zerrten sie die verschlafene Yeza und einen erbost um sich schlage n den Roç an die Luft.
    Ingolinde war ehrlich erschrocken. Während die Kinder in einer Kette von Hand zu Hand an Land gereicht wu r den, wo Amme und Gouvernante sie in Empfang nahmen und sich betreten mit ihnen trollten, fixierte Laurence die Dirne.
    »Ich könnte Euch auspeitschen lassen!«
    Ingolinde reckte sich in Positur. »So hielt es wohl die Äbtissin?« entgegnete sie, den Blick standhaltend.
    Laurence zeigte Wirkung: »Geht zum Teufel!« Sie dre h te sich langsam um. »Sorgt dafür, daß sie verschwindet!« wandte sie sich müde an Crean. Sie schien um Jahre gea l tert. Gefolgt von ihren noch verbliebenen Frauen strebte sie dem Tor im Felsen zu.
    »Ich gehe nicht eher«, rief Ingolinde laut genug zu Crean, daß die Gräfin es noch hören mußte, »bis sie mir meinen William gibt!«
    Sie stand da, die Hände in den Hüften. Kein schlechtes Weib, dachte Crean, bevor er ihr die Enttäuschung bere i ten mußte.
    »William«, sagte er, »ist heute nacht abgereist. Es hat

Weitere Kostenlose Bücher