Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
entgegen t rat. Ein Eroberer! Seine Augen zogen mich nackt aus, und ich spielte das Spiel mit.
In der Nacht, an die Ihr Euch, wenn auch ungern, eri n nern werdet, Eminenz, wart Ihr wohl des festen Gla u bens, bei mir nu n e ine offene Schlafzimmertür einrennen zu können, aber Ihr fandet dort meine Hofdame, im Bett b e reitwilligst Eures Ansturms harrend – ich lag zur gle i chen Stund ’ bei Friedrich –, doch Euer glühendes Ve r langen stand in wenig Einklang mit –«
»Sie lachte, das Weib lachte!« stöhnte der Kardinal, sich wütend verteidigend, »Sie ging mich an wie – wie ein Krieger!«
»Das war ihre offene Art, aber Eure réponse war wohl eher dürftig! Pourquoi cet éjaculation précoc? Votre coq ce préconisait plus? Habt Ihr sie nicht wiedererkannt? Oh, Schimpf Euch Männern! Sie war so bereit, Euch zu empfa n gen, hängt doch die Jungfrau am ersten Stecher, auch wenn es selten einer verdient! Sie hatte so gehofft, daß Ihr ko m men würdet, und nicht allein das – sie war vorbereitet auf alles, auch darauf, diesmal eine Empfängnis zu verh ü ten, aber nicht darauf, daß Ihr Sie nicht mehr erkennen würdet –«
»Sie lief weinend aus dem Zimmer«, grollte der Kard i nal mit belegter Stimme, »Aber ich schwöre Euch bei a l lem, was mir heilig ist: Ich verstehe heute genauso wenig von allem wie damals in Ferentium. Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, worauf Ihr anspielt!«
»Man sollte Euch dort lebendig einmauern, wo Ihr steht, so daß Ihr Zeit habt, Euch zu erinnern. Erinnert Euch an das Jahr des Herrn 1207. Der junge Zisterzienser-Mönch aus reichem Haus, noble römische Patrizierfamilie, heiml i che Herren von Viterbo, nimmt an der Konferenz im Turm von Pamiers teil. Die große Esclarmonde, Hüterin des Gral und als ›Schwester‹ des Parsifal berühmte B e schützerin der Katharer, hatte zu dieser Diskussion geladen. Ihr hattet Euch dem Domenico von Guzman ang e dient; sein Beispiel der Armut, Strenge und Keuschheit war damals gerade in Mode gekommen.
Auf der Burg von Pamiers lebte zu Gast eine entfernte Nichte der Esclarmonde, ein Mädchen von dreizehn Ja h ren. Es war Euch ein leichtes, sie zu verführen, zumal Ihr ve r spracht, den Rock des Herrn schleunigst an den Nagel zu hängen – was auch wohl Eure wahre Bestimmung gewesen war, Rainer von Capoccio – und sie als Braut auf Euer Schloß nach Viterbo zu führen. Doch wieder an die Fleischtöpfe Roms heimgekehrt – heimgejagt wäre korre k ter, denn Domin i kus war außer sich ob des Sündenfalls aus den Reihen seines G e folges –, vergaßt Ihr das Mädchen. In aller Welt habt Ihr verbreitet, Euer Sohn Vitus sei das Kind einer Magd –«
»Das wollt Ihr mir bestreiten?« Die Stimme des Kard i nals war lauernd.
»Euer Bastard ist der Sohn einer Ketzerin, und Ihr habt das immer gewußt!«
»Beweist mir das!«
»Wenn Ihr wissen wollt, wer das Kind nach Rom brac h te und Euch vor die Tür legte: Es war der heilige Domin i kus selber, in seinem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit auf Erden. Und folgerichtig wurde Vitus auch im Orden erzogen, so daß er wurde, was er heute ist: canis Domini! Ein Hund seines Herrn!«
»Das mögt Ihr behaupten, und schließlich, was soll ’ s: Wie viele Mädchen wurden schon von jungen Mönchen sitzengelassen!«
»Aber wenig Kardinäle haben Söhne von Ketzerinnen! Und – damit es Euch beruhigt: Alles, was ich Euch vorha l te, steht geschrieben und ist niedergelegt im Document a rium, an einem Ort, den Ihr nicht finden werdet und den auch Matthäus von Paris nicht kennt!«
Ein Stöhnen ohnmächtiger Wut entrang sich der Brust des Kardinals. »Diese Hexe! Hätte ich sie doch wiedere r kannt, den Hals –«
»Ihr habt es nicht, und sie war es auch, die Euren Mor d anschlag auf Friedrich in Ferrentino verhinderte. Aus den schlechten Gefühlen eines Versagers – Euer Ruf als unw i derstehlicher Liebhaber lag Euch sehr am Herzen – entw i ckeltet Ihr ein augenzwinkerndes Verhältnis des Vertrauens zu meiner Hofdame, so daß sie das Vorrecht genoß, daß alle Pokale, die Ihr dem Kaise r z u seinem Wohle reichtet, durch ihre Hände gingen. Sie roch zum guten Ende das allerfeinste, tückische Gift, als die Schale schon den kaise r lichen Mundschenk passiert hatte, sie stolperte, und Eure Chance war vertan!«
»Aus einem nicht belegbaren Mordversuch an Friedrich kann mir keiner einen Strick drehen. Heute wär ’ s gar eine Tat, für die mich die Kirche selig sprechen würde! Aber ich will
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