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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Herrschaftsbereich der Goldenen Horde, still und unauffällig zu beseitigen. Eine Aufgabe, die dir zufällt, Crean.«
    Der Angesprochene war nicht erstaunt über den Auftrag, er würde ihn auch erfüllen, doch konnte er den leichten Schauer nicht unterdrücken, der ihn jedesmal überkam, wenn seine Vorgesetzten über Menschen entschieden wie über Schachfiguren, wobei das Herausfallen aus dem Brett eben Tod bedeutete und nicht etwa Ablage bis zur nächsten Partie.
    »Ich werde ihn nicht mehr erreichen«, warf er ein, nicht aus mangelndem Gehorsam, sondern in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Zeit, von der Entfernung ganz zu schweigen.
    »Ich dachte nicht«, lächelte Tarik, »daß du jetzt mit g e zücktem Dolch selbst loslaufen sollst, sondern daß du mir für die Durchführung verantwortlich bist.« Der Kanzler sah, daß Crea n s ich nicht wohl fühlte, hielt es aber keine s wegs für moralisches Bedenken. »Otranto verfügte früher einmal über eine intakte Signalanlage. Warum sollte sie nicht noch funktionieren? Ich schätze, sie ist in der ausl a denden Kuppel des Donjon installiert, weswegen der Z u gang zu ihm auch wohl stets verschlossen ist.«
    Ihrer beider Blicke wanderten hinauf zum höchsten Turm des Kastells, der sich einsam in der Mitte des Hofes erhob. Man konnte mit bloßem Auge erkennen, daß er hi n ter der obersten Plattform ein Tor verbarg, welches sich mehr gen Himmel als nach außen öffnen lassen mußte.
    »Den Schlüssel kann nur die Gräfin haben«, sagte Crean. »Ich werde sie bitten, mir die Benutzung des Spi e gels zu gestatten und mich einzuweisen.«
    »Das ist deine Aufgabe«, lächelte Tarik säuerlich. »Mir würde sie den Gefallen vielleicht unter einer Ausrede gern verweigern!«
    Tarik zog ein Bündel Lederschnüre aus der Innentasche seiner Dschellabah; jede einzelne wies verschiedene Kn o ten auf, in unterschiedlicher Dicke. Er reichte sie Crean einzeln, der sie in der Reihenfolge um seine Finger wand, in der er sie erhielt. Crean wollte sich erheben, doch sein Kanzler hielt ihn zurück.
    »Abgesehen von diesem Mönch ist da noch das Problem der sonstigen Begleiter der Mission zu den Mongolen –«
    »Sie wissen doch nichts«, wagte Crean einzuwerfen. »Eingeweiht sind nur Hamo und Clarion –«
    »Sind das keine Personen?« fragte Tarik kalt zurück. »Und sehr unreife dazu?«
    »Ihr wollt doch nicht …«
    »Ich denke nur konsequent«, entgegnete Tarik scharf. »Ich weiß auch, daß die beiden diesen William nicht bis zum Großkhan geleiten, sondern hierher zurückkehren werden, wenn wir schon gar nicht mehr da sind –«
    »Wir?« fragte Crean.
    »Du wirst auf unserer Rückfahrt irgendwo im byzantin i schen Herrschaftsbereich abgesetzt. Von dort aus verg e wisserst du dich, daß unseren Weisungen, den Mönch b e treffend, exakt nachgekommen wurde. Andernfalls mußt du doch noch in eigener Person ins Tatarenreich eindringen und mit dem Dolch in der Hand den Auftrag erledigen – wobei die Chancen, daß du lebend zurückkehrst, ve r schwindend gering sind. Die Mongolen haben wenig Ve r ständnis für uns Assassinen. Doch ohne meinen Befehl ausgeführt zu haben, erwarte ich dich auch nicht mehr u n ter den Lebenden, Crean. Insha ’ allah.«
    Der Angesprochene verneigte sich tief: »Alahumma
    a ’ inni ’ ala dsikrika wa schukrika wa husni ’ ibadatik«, e r hob sich unbeweglichen Gesichts und eilte von dannen.
    Zerschlagenes Geschirr
    Cortona, Herbst 1245 (Chronik)
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem der Wagen im Stroh, neben mir zwei der Männer aus Otranto, die leise ächzten. Mein Kopf fühlte sich an wie ein Butterfaß, in dem Vorrat für einen ganzen Winter gestampft worden war; ich tastete an ihn hin, doch statt Milch klebte Blut an meiner Hand.
    Vorsichtig richtete ich mich auf. Vor uns lag Cortona, und in dem anderen Karren saß Clarion, neben sich die Kinder, und hielt den Kopf Guiscards im Schoß. Sein l e dernes Gesicht war blaß und schweißbedeckt. Wir rol l ten den befestigten Torweg hoch.
    »Das Beste habt Ihr verpaßt, William«, sagte Hamo, der – als einziger zu Pferde – plötzlich neben mir auftauchte. »Wir sind unangefochten durch die Porta Flaminia g e rollt. In der Aufregung kontrollierten die Wachen keinen, der die Stadt verlassen wollte – sie fragten uns nur ne u gierig, ob wir auch die Seeräube r g esehen hätten. Ich zeigte ihnen die Verletzten – in Guiscards Wade steckte noch der abgebr o chene Pfeil –, und sie ließen uns

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