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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Kopfende Platz. Aus ihrem U m hangtuch wickelte sie eine Rolle Pergaments, dessen Si e gel sie erbrach. Sie überflog es und schob es dann kühl den beiden Männern über den Tisch.
    »Es ist das Siegel des Kaisers«, erklärte sie beiläufig und ohne Triumph, »eine Vollmacht, die mich berechtigt, in dieser Frage als Vertreter des Reiches zu sprechen – als Frau, Herr Kanzler.
    Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen, meine Herren«, übernahm die Gräfin die Führung des Gespr ä ches, »ich reiße mich wahrhaftig nicht um die Veran t wortung für den Schutz der Kinder – zumal«, das war an die Adresse Turnbulls gerichtet, »die Prieuré sich für dieses Unterne h men Verbündete ausgesucht hat, die mit dem Leben and e rer Beteiligter wenig Federlesens m a chen – falls ich die Alternative richtig verstanden habe, Herr Kanzler: Geho r sam oder Tod?«
    »Gehorsam bis in den Tod!« verbesserte sie der Anges p rochene und schwieg.
    »Mit der Triëre sollte«, suchte John die ihm unang e nehme Spannung zu lösen, »morgen weitere Weisung bei uns eintreffen – warten wir doch ab, wie das Haupt der Prieuré die Situation beurteilt, sind wir doch alle nur Gli e der –«
    »Ich habe meine Weisung«, sagte Tarik unbeeindruckt; »sie geht aus dem Vertrag mit uns klar hervor: alle Ma ß nahmen zu ergreifen, die zum Schutz der Kinder notwe n dig sind!«
    »Laßt uns doch alle, die wir hier versammelt sind, nicht vergessen, daß jede Maßnahme, die wir treffen, das Heil der Kinder zum Ziele haben muß, und nicht, uns gegense i tig zu beweisen, wie treu wir Prinzipien sein können.«
    »Ich sehe auch keine unmittelbare Gefahr«, warf die Gräfin ein, »Ich will die Macht des Schutzes durch Euren Orden nich t s chmälern, Tarik, doch sehe ich zur Zeit ke i nen Grund dafür, die Kinder jetzt schon politischen Wi r ren auszusetzen, die mit dem bevorstehenden Kreuzzug Lu d wigs unvermeidlich sind, während hier in normann i schen Erblanden die Verhältnisse stabil bleiben werden. Wer will Otranto Friedrich abspenstig machen?« Laure n ce nahm einen kräftigen Schluck Wein und hob ihren Becher. »Und sollte der Staufer alles verlieren, auch di e se letzte Bastion, dann bleibt uns immer noch der Fluchtweg übers Meer!«
    »Flucht ist Weibersache«, murrte Tarik. »Der kluge Mann baut vor!«
    Sie starrten sich über den Tisch hinweg an, und keiner machte Anstalten nachzugeben.
    »Laßt uns zu Bett gehen«, sagte John versöhnlich, »und morgen mit kühlen Köpfen die Entscheidung im Sinne der Sache treffen. Das Gewitter ist vorüber, die Luft ist klar, es wird sicher ein schöner Tag!«
    Sie erhoben sich alle, nickten einander zu und verließen den Raum.
    Es war noch sehr früh, kaum daß ein fahles Licht am Hor i zont die Ankunft des neuen Tages verriet. Der Kanzler der Assassinen betrat lautlos das Zimmer seines Eleven, doch das Lager war leer. Crean hatte sich schon auf die Terrasse begeben, die Matte ausgerollt und sich zum Gebet niede r gekniet.
    Schweigend nahm Tarik neben ihm Platz und schwe i gend erwarteten sie, in Ermangelung des Rufes des Mue z zin, das erste Auftauchen des Feuerballs im Osten.
    »Bismillahi al-rahmani al-rahim.«
    »Al-hamdu
    lillahi l- ’ alamin.«
    »Ar-rahmani-rahim.«
    »Mailiki jautnit din.«
    »Ijjaka na ’ budu wa ijjaka nasta ’ m …«
    Sie sprachen im Wechselgesang den Anruf Allahs, und ihre Stimmen hallten wie jeden Morgen zu dieser Stunde über die Mauern und Söller der Burg am Meer.
    »… idina siratal mustaqim. Sirata ladsina an ’ amta ’ alaihim, ghairi-l-maghdubi ’ alaihim wa lad daallin. Amin.«
    Als sie geendet hatten, war die Helle über die Zinnen geklettert und wärmte ihnen Gesicht und die steifen Gli e der, blendete sie mit dem Spiegel der glatten See. Noch immer kniend, wartete Crean, daß der Ältere das Wort an ihn richtete.
    »Es wird darauf hinauslaufen, daß wir ohne die Kinder abreisen.« Der Kanzler blinzelte in das gleißende Licht. »Doch nichtsdestoweniger sind alle Spuren zu verw i schen. Der alte John kehrt mit mir zurück. So skurril er geworden ist, er wird nicht plaudern. Ebenso müssen wir uns auf die Verschwiegenheit der Gräfin verlassen – zumal sie uns noch einige Zeit als Hüterin des Blutes di e nen muß. Doch der Mönch, dieser William von Roebruk, stellt nach Erfü l lung seiner Mission nur noch eine Bel a stung, eine unnötige Gefahr dar. Er ist nach seinem Anschluß an Pian del Carp i ne, möglichst nach Eintauchen in den

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