Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Gans zurechtgewiesen und schob nun mit einer Lache nach: »Deinen Mönch kannst ’ noch nackt dazustellen!«
Der Schlag galt mir, aber Hamo mußte die Wange hi n halten. »Hure!« brüllte er los, und etliches Geschirr ze r splitterte an der Wand.
»O Gott, das böhmische Kristall!« stöhnte Gersende, die ein Stück Wurst auf den Zinken, innehielt, Guiscards hun g riges Maul zu stopfen. Ich nahm die Gelegenheit wahr und bediente mich schnell und reichlich von den würzigen sa l sicce.
»Maulhuren«, verbesserte sich Hamo trotzig, »tun sich leicht, öffentliches Aufsehen und Ärgernis zu erregen, wenn sie sich im Schutz von Männern wissen, die ihre Haut für sie riskieren!«
»Für was habt ihr denn eure Haut zu Markte getragen?« giftete Clarion zurück. »Keiner hat William und die Ki n der zu Gesicht bekommen! Wie Räuber seid ihr rein nach Rom, wie Diebe rausgeschlichen!«
»Sollten wir uns etwa erwischen lassen?!« bellte Hamo zurück. »Du gäbst wirklich einen großartigen Heerführer ab, Clarion von Salentin!«
Hamo war wütend, denn so unrecht hatte sie nicht; er hätte wenigstens die Fahne in Rom lassen sollen, als sic h tbaren Beweis für die Verfolger, daß man ihnen ein orden t liches Schnippchen geschlagen hatte.
»Morgen reiten wir weiter!« bestimmte er. »Und du kannst dir ja einfallen lassen, wie alle Welt davon erfährt –«
»Ohne mich!« erklärte Clarion kühl. »Du bist verrückt, ohne Guiscard – der zwar auch ein Verrückter ist, aber w e nigstens kein grüner Junge«, verlachte sie Hamo –, »ohne seine Genesung abzuwarten –«
»Wir haben keine Zeit zu verlieren. William und die Kinder müssen Pian erreichen, um mit ihm –«
»Mich kriegen keine zehn Pferde von hier fort!« b e schied ihn Clarion.
»Dann wird eben Gersende die Kinder begleiten!«
»Gersende wird Guiscard pflegen –« Clarion wurde jetzt obstinat.
Hamo explodierte: »Ich befehle dir -!«
»Du hast mir nichts zu befehlen. Du hast nicht einmal Befehlsgewalt über die Soldaten, die mir verblieben sind, und die mich zurück nach Otranto begleiten werden!«
Jetzt krachten wieder Teller und Gläser, Gersende b e kreuzigte sich, Guiscard feixte, und ich lud mir g e schwind noch mal die Schüssel voll. Der reichlich genossene Tu s kaner tat jetzt auch bei Hamo seine Wirkung: »Ich habe die Fahne«, gellte seine Stimme, »und wenn ihr alle flüchtig werdet, dann werbe ich eben Söldner an! Ich habe die Ka s se, ich werde eine Amme mieten für die Kinder, und Wi l liam werde ich auch mit mir nehmen! Oder willst du mir den Mönch auch streitig machen?«
»Die Amme nimm dir nur, sie soll dich in deine Fahne wickeln und den Mönch gleich dazu!«
»Hüte deine Zunge, Verräterin!« Es knallte ein letztes Glas; es waren wohl keine mehr verblieben.
»Kindskopf!« Clarion rauschte erhobenen Hauptes durch die Küche. »Du wirst sie alle ins Verderben rennen!«
Kaum hatte sie den Raum verlassen, erschien Hamo auf der Schwelle, torkelnd, den leeren Krug in der Hand.
»Wein, werte Frau Gersende!« Die Haushälterin war aufgesprungen, hatte sich wie eine Glucke schützend vor Guiscard gestellt, während ich meine Nase in die Pasta senkte. »Wein!« lallte Hamo. »Oder trinkt ihr auch nicht mehr mit mir?«
Guiscard und ich hoben unsere Becher, in die er uns frisch nachgeschenkt hatte. »Auf die falschen Kinder des Gral«, grölte er und soff gleich aus dem Krug, »und auf alle falschen Weiber dieser Welt!«
Wir tranken schweigend, und er wankte hinaus.
Das Blitzen
Otranto, Winter 1245/46
»Das Schiff, das Schiff! Das Schiff ist wieder da!«
Roç und Yeza waren, vor Aufregung hüpfend, bis an die Ringmauer vorgedrungen, dort wo eine eiserne Tür ihnen den Abstieg zum kleinen Hafen verwehrte. Sie krochen auf die Brüstung, um wenigsten von hier aus mitzub e kommen, wie die Ruderer von Bord gingen und die mi t gebrachten Waren ausgeladen und auf der Mole gestapelt wurden.
»Ich hab ’ s kommen sehen!« rief Yeza und winkte den Seeleuten zu, die jetzt in die Takelung stiegen, um die g e refften Segel abzunehmen und die scharf geschliffenen Riemen aus ihrer Verankerung lösten.
»Du hast ja noch geschlafen, als es ums Kap gebogen ist«, rügte Roç ihren Enthusiasmus, ohne Erfolg. Yeza ließ sich nicht beirren. »Es kam übers Meer, ich hab ’ s ges e hen!«
»Es hat in Tarent übernachtet«, versuchte Roç noch mal se in e Logik durchzusetzen, »also mußte es das Kap ums e geln! Du weißt nich ’ mal, wo
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