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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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passi e ren. In einem Dorf fanden wir einen Feldscher, der das Geschoß herausg e schnitten und die Wunde versorgt hat. Dann trabten wir weiter gen Norden, den Tiber aufwärts. Plötzlich donnerte uns eine Kavalkade entgegen, Päpstl i che, an ihrer Spitze eben der düstere Reiter im schwarzen Umhang, der uns im Süden so hartnäckig verfolgt hat. Ich habe ihn sofort wi e dererkannt, er uns nicht, Gott sei Dank! Er hatte kein Auge auf uns; es waren ja auch viele unterwegs, die mit uns Rom fluchtartig verlassen hatten. Keiner der auf Rom zustü r menden Schlüsselsoldaten hielt sich damit auf, unsere Ka r ren, die sie fast von der Straße abgedrängt hatten, näher in Augenschein zu ne h men. Sie preschten vorbei wie eine zornige Hornisse n wolke, und wir setzten unsere Reise so rasch fort, wie es der Zustand unserer Verwundeten erlau b te. Ihr gehört nicht dazu, William!« beschloß Hamo seine sprudelnde Erzählung. »Doch mach ’ ich mir Sorgen um den Alten.«
    Er gab seinem Gaul die Sporen und setzte sich wieder an die Spitze des Zuges, und plötzlich flatterte auch wieder das Banner Otrantos uns voran. Welcher Leichtsinn, dachte ich bei mir, dieses verräterische Tuch nicht spät e stens in Rom in den Tiber geworfen zu haben. Hätte man uns damit erwischt, baumelten wir jetzt alle von der E n gelsbrücke herab, wenn uns nicht Schlimmeres widerfa h ren wäre.
    Wir bogen in die Einfahrt zu Elias hochgelegenem Ka s tell. Frau Gersende, die Haushälterin, stand im Tor. Vo r sichtig wurde Guiscard abgeladen. Clarion nahm die be i den Kinder an der Hand, und ohne mir auch nur einen Blick zu schenken, nein, sie sah durch mich hindurch, als sei ich Luft, verschwand sie im Haus.
    Jetzt erst fiel mir auf, daß Clarion seit unserer Abreise weder an Hamo noch an sonst jemanden je das Wort g e richtet hatte, ich hatte sie nie mit jemandem scherzen h ö ren, auch nicht mit den Kindern, die alles stumm, höc h stens greinend über sich hatten ergehen lassen. Vielleicht waren sie auch taub. Sehr helle erschienen sie mir nicht. Die Gräfin hatte tief in die Bettenkiste ihres Waisenasy l ums gegriffen und ein paar Würmer herausgepopelt ans Tageslicht, aus denen selbst Folter kein gescheites Wort hätte herausquetschen können. Schöne »Kaiserkinder«!
    Ich wurde zum Abendessen in die Küche gerufen, wo auch Guis card in halb sitzender, halb liegender Stellung aufgebahrt war und von Frau Gersende liebevoll gefüttert wurde. Die Kinder hatte sie schon zu Bett gebracht.
    Von Elia war aus Aquileja Nachricht gekommen, daß eine Order des Kaisers ihn dort noch festhalte, um sich des reputierli-chen Patriarchensitzes zu vergewissern. Wir sol l ten nicht auf ihn warten, uns aber als seine Gäste fühlen.
    »Die Wahrheit ist«, vertraute mir Gersende an, »daß vom Papst aufgehetzte Zelanten – also Mitglieder seines eigenen Ordens, stellt Euch vor – den Kirchenbau angegri f fen haben, den der Bombarone hier zu Ehren des heiligen Francesco aus eigenen Mitteln errichtet. Zerstören wol l ten sie den Kirchenbau!« Gersende war ganz außer sich ob dieser Untat. »So hat mein Herr diesem undankbaren Ort erst einmal den Rücken gekehrt.«
    Es gab pasta ai fagioli, Fladennudeln mit Schweinsbo h nen, geriebenem Grana und einem kräftigen Schuß kaltg e preßten Olivenöls, dazu gesottene Eselswürste, die sie Guiscard in mundgerechte Happen vorschnitt. Der Alte blühte unter dieser Fürsorge sichtlich auf, wenn auch jede Bewegung des Beins ihm noch Schmerzen zu bereiten schien.
    Lediglich für Hamo und Clarion war das Mahl in der großen Speisehalle an der langen Tafel gerichtet. Die grä f lichen »Geschwister«, für die man sie allenthalben hielt, aßen mit eisigem Schweigen; jedenfalls drang z u nächst einmal kein Wort durch die offene Tür. Gersende eilte, von Mal zu Mal ihnen vom gute n r oten Tuskaner nachzusche n ken. Doch dann ging ’ s los, erst in stichel n der Lautstärke, die sich schnell und hemmungslos steigerte.
    »Ich bins leid«, zischte Clarion, »diesen Wahnsinn we i ter mitzumachen!«
    Hamo, wohl froh, daß sie endlich den Mund aufmachte, suchte sich zu entschuldigen. »Wir mußten auffallen –«
    »Ich«, höhnte Clarion, »nackt hier auf dem Marktplatz, wäre auffälliger gewesen!«
    Hamo suchte sich nicht provozieren zu lassen, Clarion hatte offensichtlich dem Wein schon kräftig zugespr o chen.
    »Die Kinder«, sagte er erklärend, »sollten mit William zusammen gesehen werden.«
    Clarion fühlte sich als dumme

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