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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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die bei der Punt die Alpenpässe kontro l lieren. Das Signalement wurde positiv beantwo r tet, er ist in ihrem Gewahrsam!«
    »Also greifbar?« versuchte Crean seinen Kanzler zu e r mutigen.
    »Das steht zu entscheiden«, raffte sich Tarik auf, »de r weil Pian bereits die Rückreise angetreten hat, samt Ben e dikt.«
    Die Hände auf dem Rücken verschränkt, wanderte er gebeugt die Loggia entlang, ohne einen Blick auf das sich zu seinen Füßen erstreckende Panorama der Stadt zu ve r schwenden. Er ist alt geworden, dachte Crean.
    »So daß es über kurz oder lang«, spann Tarik mißmutig seinen Faden weiter, »doch ans Licht kommen würde, wenn wir ›Kin-der-bei-den-Mongolen‹-Märchen erfinden –«
    »Also müssen dieser William und Pian wenigstens jetzt endlich zusammengebracht werden, wie es der ursprüngl i che Plan ja auch vorsah; denn …«
    »… denn das ist die einzige gute Nachricht: Keiner, a u ßer uns, weiß irgend etwas von Roebruks jetziger Ex i stenz. Der nächst e ü berraschende Auftritt dieses U n glücksraben – und das schwör mir, auch sein letzter! – muß ein für alle Male die Ungewißheit über den Verbleib der Kinder aus der Welt schaffen.«
    »Ihr wollt sie also für tot erklären?«
    »Nein«, sagte Tarik, »das wäre gefährlich für ihren Nimbus; sie würden dann später als ihre eigenen Impost a toren dastehen. Nein, mich dünkt das Beste, sie wären an einem wahrhaft sicheren Ort, dem sichersten und spektak u lärsten zugleich – sie wachsen auf im geheimnisumwob e nen Alamut, um eines Tages die Herrschaft zu überne h men!«
    Für den Kanzler der Assassinen war damit die Unterr e dung mit seinem erwachsenen Zögling beendet, doch Crean konnte sich erlauben, ihn aufzuhalten. »Und wa r um, erhabener Meister – verzeiht mir die Schlichtheit meines Gedankens mehr noch als meine Keckheit – warum verge s sen wir nicht alle Gespinste, vergessen Will i am in Schnee und Eis sowie Pian zum und vom Großkhan, sondern schaffen die Kinder dorthin, wohin Ihr sie haben wollt, nach Alamut, was auch mich, mit Verlaub, das Beste dünkt?«
    »Weil«, lächelte Tarik, »diese Lösung der Prieuré zu einfach ist, zu einseitig.« Er sah das Unverständnis in der Miene des Jüngeren. »Was ist das Bild der Katze mit der Maus? Nicht: Die Katze fängt und frißt! Sondern: Sie schlägt die Maus, läßt sie entkommen, wirft sie hoch, b e lauert; sie spielt mit der Maus! Und am liebsten vor den Nasen vieler anderer Katzen, die ihr den Fang ne i den. Das ist das wahre Glück der Katze.«
    »Und die Prieuré ist der Katzenkönig!?« empörte sich Crean.
    »Das habe ich nicht gesagt«, lächelte Tarik maliziös, »schon weil ein solches Verhalten den Regeln des O r dens, dem wir beide angehören, zutiefst widerspräche. Ich will nicht Katze spielen, bis ein Hund daherkommt, der sich überhaupt nicht dafür interessiert, was die Katze im Maul hält, wenn er sie totbeißt!«
    »Tut Ihr da nicht dem Capoccio zuviel Ehr ’ ?«
    Sein gebeugter Kanzler sah erstaunt auf. »Ich denke an die Mongolen«, war die unwirsche Erklärung, »und an ihre Vorstellung von der Herrschaft der Welt.«
    Crean und Tarik beendeten ihre unstete Wanderung und schauten von der Balustrade auf das alte Byzantium, die Mündung des Goldenen Horns: Dort wies der Bosporus unbestimmt gen Osten, nach Alamut, zu den spirituellen Kräften der ismaelitischen Geheimsekte wie auch ins unendliche und doch so straff geführte Steppenreich der Mongolen, aus dem irgendwann Pian auftauchen mußte. In ihrem Rücken verlief irgendwo die Kette der ewig mit Schnee bedeckten Alpen, in denen William von Roebruk sich verschollen und vergessen wähnte, während die S a ratz auf Weisung harrten, wie mit ihrem Gast zu verfa h ren sei.
    Weit reichte der Arm der Assassinen, doch noch feiner, länger und zähklebriger verliefen die Fäden der Prieuré; ihr unsichtbares Netz umspannte beide, Orient wie Okz i dent – und niemand wußte, wer sie zog.
    »Die Herrschaft der Welt«, sinnierte Tarik, »wird kein Spiel sein und schon gar kein Kinderspiel«, und wandte sich ab von dem Bild der auseinanderstrebenden Landma s sen, der sie teilenden Wasser. »Kein Mensch kann vier Pferde ertragen, die in verschiedene Richtungen zi e hen – wie wir aus grausamem Spektakel wissen. Wie sollen die Kinder eine solche Krone halten, ohne zerrissen zu we r den?«
    Der Bischof hatte sich mit dem jungen Emir in die K a pelle des Kal-listos-Palastes begeben, einen mit Goldm o

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