Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
rückend, nicht im Traume dachte. Erst mal nimmt er anN a sir Kerak weg – ersetze weißen Turm gegen einen schwa r zen –, dann tritt Ismaïl Damaskus ab – weiße D a me raus, schwarzer König rein –, erhält zum Trost Baa l bek – gib ihm ein weißes Pferd!«
    Tarik und Crean waren hinzugetreten und verfolgten interessiert die Darstellung der Machtkämpfe durch den Legaten.
    »Die Choresmier kriegen immer noch nichts, sie bieten daher ihre Dienste Ismaïl an. Also sind sie jetzt weiß. Mit ihrer Hilfe will Ismaïl Damaskus zurückgewinnen, also stell die weiße Dame wieder hin und den ganzen weißen Haufen daneben!« Hamo war mit Eifer bei der Sache, und Lorenz hatte seinen Spaß, dem Jungen die Sprun g haftigkeit der Araber vorzuführen. »Doch Weiß-Homs und Weiß-Kerak können die Choresmier noch weniger leiden als die Ägypter und werden über Nacht schwarz. Natürlich von Ayub bestochen! Sie entsetzen zusammen mit den Ägy p tern Damaskus, Ismaïl läuft weg – gib ihm noch mal den Schimmel! –, und die Choresmier werden vernichtend g e schlagen. Das abgeschlagene Haupt ihres Anführers – stell dir den weißen Läufer ohne Kopf vor – wird im Triumph durch die Straßen getragen, die Oberl e benden retten sich zu den Mongolen. Der schwarze Su l tan herrscht jetzt auch über Palästina, den Libanon und Syrien!« Lorenz ’ Tonfall wurde sarkastisch. »Die Kräfte des Islam vereinigt und b e reit, den Christen nun den Garaus zu machen! Und wesw e gen schickt man einen päpstlichen Legaten ins Heilige Land? Um dafür zu sorgen, daß diejenigen Popen der gri e chischorthodoxen Kirche, welche die Oberhoheit des Pap s tes anerke nn en, mit den römischkatholischen Priestern auf eine Stufe gestellt werden, sofern sich das liturgisch vertr e ten läßt! Êýñéå ἐ ëÝéïí!« schlo ß der Legat komisch-verbittert seinen Vo r trag.
    Alle applaudierten. Und Lorenz gab noch ein letztes Beispiel für das in seinen Augen absurde Verhalten. »Und die Ritterorden? Die Templer hacken sich wie die Krähen mit den Johannitern in jeder – noch so bedrohten – Stadt, liefern sich Straßenkämpfe, den Gassenjungen gleich! Und die Deutschen feuern die sich Prügelnden an wie in der Arena und betrinken sich! Matrosen der Venezianer, Pis a ner und Genuesen hauen und stechen einander in den H ä fen, zünden sich gegenseitig die Schiffe an und die Lage r häuser, nur um den anderen auszubooten beim pr o fitablen Handel – mit wem? Mit den Muslimen natü r lich!«
    »Die Uneinigkeit der Gegenseite ist des halben Heeres wert«, stimmte Tarik zu, »und der zuverlässigste Verbü n dete!«
    »Deswegen muß auch ein Kreuzzug her, der die Dinge wieder ins rechte Lot rückt!« knurrte Lorenz grimmig.
    »Wovor uns Allah bewahre!« beschwor ihn der Kanzler. »Nur eine ausgewogene Uneinigkeit erhält uns das Gleic h gewicht des Friedens!«
    Der Liebesdienst
    Punt ’ razena, Herbst 1246 (Chronik)
    So war der Sommer ins Land gegangen, der Herbst kündi g te sich an mit Rauhreif, und die letzten Beeren, die gesa m melt werden mußten, bevor der Frost einfiel, auch die Nü s se und Kastanien, Bucheckern und Eicheln waren einzu b ringen, sonst verdarben sie in den beginnenden Regenfä l len, die sich jetzt schon mit kurzen Schneeschauern misc h ten.
    Jeden Tag zogen die Berge ihre weißen Kapuzen tiefer in die Stirn ihrer Hänge. Bald ein Jahr war ich nun schon bei den S ar atz, heiter und unbeschwert wie die Kränze aus den strohigen Blumen im Fels, die mir meine Hirti n nen wanden, hatten sich die Tage aneinandergereiht. Der einen war er Brautkranz, mich zu halten, der anderen Abschied s gebinde, stille Mahnung, endlich aus ihrem Leben zu ve r schwinden. Ich hatte mich an beider Blumen erfreut, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Warum sollte ich mich en t scheiden; von mir aus mochte ich das gute Leben und die Liebe noch viele Sommer so weite r treiben.
    Doch nun war morgen Hochzeitstag. Ich war noch ei n mal hinaufgestiegen zur Hütte, die mir so viel Abwec h slung geschenkt, dieses köstliche Gehäuse einer doppelten Liebe, Lust und Leidenschaft. Ich erinnerte mich des frö h lichen Lachens meines Zickleins, der munteren Rüesch, doch schnell wurde es verdrängt von der wortkargen M e lancholie und mühsam gezähmten Wildheit der Bergka t ze Madulein.
    Meine Prinzessin! Mir war es, als sei es gestern gew e sen! Wie sie aus dem Heu aufgetaucht war, mit zusa m meng e preßten Lippen ihre Betroffenheit kundtat – und mir

Weitere Kostenlose Bücher