Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
nicht zart im eigenen Sud? Tötet mich, aber unterbrecht nicht grausam die ausgeklügelte Folge der Euren Gästen zugedachten Gaumenfreuden! Weist nicht meine Schöpfungen kalt von Eurer Tafel!« Der Koch stür z te nieder und bot dem Bischof seinen ka h len Nacken dar.
»Mein frevelhafter Eingriff in das Menü«, entschuldigte sich Nicola, »geschah nur im Bestreben, wenigstens dem Herrn Legaten die Aufnahmefähigkeit für deine Desser t kompositionen zu retten. Laß nun die Schleckereien au f fahren, die Hamo so liebt! Und« – er reichte ihm den Brief an den Papst – »besorg mit gleicher Kunstfertigkeit hiervon zwei Abschriften, die keiner vom Original unte r scheiden kann, samt unerbrochenem Siegel! Ich weiß, daß du darin ein Meister bist, der auf der Welt nicht se i nesgleichen hat!« Mit dieser Tröstung entließ er Yar-zinth.
Crean schaute bewundernd um sich in der Pracht, die Tarik mit einem kurzen Blick erfaßte. »Der Heilige Vater läßt seine Diener nicht in Armut verkommen«, bemerkte er trocken. »Oder ist das die unfreiwillige Hinterlasse n schaft des Patriarchen ? «
»Leihgaben, meine Herren! Was nützen sie dem treuen Sohn der Kirche, der allein das Himmelreich anstrebt?«
»Und der Kaiser? Und Vatatses? Sie stiften der bischö f lichen Schatulle nur, weil sie um ihr Seelenheil besorgt sind?«
»Balduin zahlt, damit ich für den Erhalt seines Thrones in Rom interveniere; der Grieche dafür, daß ich es tu n lichst unterlasse – er zahlt besser!«
»Und was zahlt Ayub Euch?«
»Was ihm meine bescheidenen Dienste wert sind …«
»Wir Assassinen«, sagte Tarik, »zahlen nichts. Wir la s sen Euch leben!«
»Zu gütig«, antwortete della Porta leichthin, doch das maliziöse Lächeln auf seinen Lippen wirkte erstarrt.
»William von Roebruk«, wechselte der Kanzler von der Einleitung zur Sache, »wird von Crean herbeigeschafft werden, hierher! Ich werde dafür Sorge tragen, daß Pian del Carpine nebst Begleiter seinen Rückweg über Konsta n tinopel nimmt. Das weitere wird sich finden, defin i tiv!«
»Und die Kinder?« fragte Crean.
»Faress ed-Din wird auf dem Weg zu Friedrich in Otra n to Weisung erteilen, sie der Besatzung von Lucera zu übe r stellen. Dort lasse ich sie abholen!«
»Der Emir wird sich weigern«, sagte der Bischof, »und er kann das!«
Tarik funkelte ihn für einen Augenblick unbeherrscht an. »Dann soll Lorenz diesen Auftrag ausführen, der kann sich nicht weigern!«
»Der Legat wird sich freuen, in Otranto Station zu m a chen, würde er doch am liebsten dem Papst mit dieser Antwort des Sultans gar nicht erst unter die Augen tr e ten«, versetzte sich Crean in die Lage des Lorenz von Orta. »Am liebsten wäre ihm, der Emir überbrächte das Schreiben selbst Seiner Heiligkeit –«
»Das wäre dem glatt zuzutrauen«, meldete sich der B i schof; »sie tauschen einfach!«
Tariks Blick ließ ihn verstummen.
»Und Hamo?« fragte der Bischof ziemlich kleinlaut.
»Er weiß zu viel vom ›Großen Plan‹, hat ihn mehr g e stört als ihm genützt.« Tarik überlegte lange. »Eine längere Erziehung in Alamut würde ihm guttun!«
»Kann er nicht bei mir bleiben, ich bürge für –«
»In Konstantinopel wird danach keiner mehr sein, der um die Lösung weiß!«
»Anwesende hoffentlich ausgeschlossen!« spöttelte della Porta, aber mit Unsicherheit in der Stimme. » Óðå ῧ äå âñáäÝùò. Ich w ürde mich das etwas kosten lassen«, fügte der Bischof hinzu und wies auf die aufgehäuften Schätze.
»Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr«, begann Crean salbungsvoll, »als daß ein Reicher –«
»Ach«, unterbrach ihn der Bischof, »›êÜìéëïò‹ ist nicht Euer vierhufiges Trampeltier, sondern ein Schiffstau, und somit ist die Frage auf die Gr öße der aufnehmenden Öse reduziert …«
»Kein Lebender!« schloß Tarik weitere Mißverständni s se aus.
»Ihr werdet ohnehin versetzt werden, auf Euch wartet das Heilige Land!« Der Bischof verfiel in betroffenes Schweigen.
»Ihr reist gemeinsam«, wandte sich der Kanzler abrupt an Crean, »mit dem Segler der Serenissima. Der Gesandte und der Legat gehen in Brindisi von Bord, du in Ven e dig! Meine weiteren Anordnungen findest du bei deiner Rüc k ehr mit dem Mönch hier bei unserm zuverlässigen Freund della Porta!«
»Und wenn sich die Gräfin weigert?« hakte Crean nach, doch Tarik würdigte ihn keiner Antwort. Er verließ gru ß los die Kapelle. Sein Untergebener und der Bischof fol g ten ihm
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