Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
zu rufen, wünschen Wir ähnliches, und hierin wollen Wir nicht widersprechen; denn dies haben Wir immer gewollt und gewünscht.*« Lorenz sah, daß der erste Hauptgang hereingetragen wurde, Perltauben in Blä t terteig mit Kaneel bestreut und Rosinen gefüllt. Er schnu p perte begehrlich durch die Nase und beschleunigte den Fluß seiner Worte, diese jedoch, ob der nun folgenden w e sentlichen Aussage der Botschaft, nunmehr auch stark a k zentuierend: »›Aber der Papst, den Gott stärkt, weiß, daß zwischen Uns und dem Kaiser schon seit langem, seit der Zeit des Sultans al-Malik al-Kamil, Unseres Vaters, dem Gott Ruhm verleihe, Eintracht und Freundschaft geschlo s sen sind und bis heute zwischen Uns und dem e r wähnten Kaiser b e stehen, wie Ihr wißt. Daher ist es Uns unmöglich, mit den Christen irgendeinen Vertrag zu schließen, wenn Wir nich t v orher seine Meinung darüber und seine Z u stimmung eingeholt haben. Und Wir haben Unserem G e sandten am Hofe des Kaisers geschrieben und ihm die Fr a gen, die Uns der Bote des Papstes übermittelte, Punkt für Punkt auseinandergesetzt. Dieser Unser Gesan d ter -‹«
»Konstanz, das bist du!« fuhr es Hamo vorlaut heraus; er hatte die ganze Zeit schweigend gegessen und sich still geärgert, nicht am komplizierten Disput der Ritter teilne h men zu können.
»Das ist des Sultans Vertrauter, der edle Emir Faress ed-Din Octay, Sohn des erhabenen Wesirs Fakhr ed-Din, zwar Freund des Westkaisers Friedrich, der diesen Sohn zum Zeichen seiner Zuneigung und Anerkennung auch zum Ri t ter schlug und ihm den Namen verlieh, der dir eben über die Lippen kam, aber in erster Linie und hier: der Gesandte des Sultans!« tadelte der Bischof seinen jungen Freund. »Wie oft soll man es dir noch sagen!«
Hamo senkte gedemütigt den Kopf und haßte seinen Vetter.
»›Dieser Unser Gesandter‹«, fuhr Lorenz fort – die Ta u be sollte nicht erkalten –, »›wird vor Unsere Augen treten und wird Uns Bericht erstatten, und wenn er Uns Me l dung gemacht hat, werden Wir gemäß dem Inhalt seines Beric h tes handeln und werden nicht von dem abweichen, was nützlich ist und allen nützlich erscheint, so daß Wir ein Verdienst haben können vor Gott. Dies melden Wir Euch, und durch Gottes Gnade möge Euer Gut sich mehren. G e schrieben wurde dies am siebten Tage des Monats Mach a ron.‹«
»Es folgt noch ein post scriptum«, setzte der Emir hinzu: »›Es steht geschrieben: »Lob sei Gott allein, und sein S e gen über unseren Herrn Mohammed und sein G e schlecht! Er selbst sei unser Teil!«‹«, aber da hatte sich Lorenz schon über die Taube hergemacht.
Es folgten Schollen aus dem Schwarzen Meer, garniert mit kleinen Polypen, deren dunkler Saft, mit Oliven ve r schnitten, ga r k östlich zum Fisch mundete, so sehr, daß der Hausherr zu seiner Betrübnis dem Verlangen seiner Gäste entsprach und weitere Gänge aufzutragen seiner Küche untersagte.
»Ich will den Kaiser noch lebend erreichen!« lobte der Emir das bisher Gebotene. »Wer verbürgt ihm sonst, daß der Sultan dies und nichts anderes geschrieben hat?«
»Yarzinth kann Euch rasch eine Kopie des Briefes anfert i gen, dann habt Ihr es schwarz auf weiß!« bot der B i schof an.
»Vortreffliche Idee!« stöhnte der Emir und händigte ihm das Schreiben des Sultans aus. »Dennoch rebelliert mein Magen.«
»Laßt es gut sein mit der Versuchung unseres Ga u mens«, trat ihm auch der Kanzler bei, »sind wir doch A s kese gewöhnt – und auch Abstinenz!« fügte er mit stre n gem Blick auf Crean, seinen Untergebenen, hinzu. »Doch laßt den Legaten darob nicht darben.« Es war eines der w e nigen Male, daß Tarik ein Lächeln zeigte. »Sein Herr Papst wird ihn aus Ärger über den abschlägigen Bescheid vie l leicht auf Wasser und Brot setzen!«
Der Gesandte des Sultans bat um Erlaubnis, sich z u rückziehen zu dürfen, und verließ auffällig schnell die T a fel. Doch bevor er in den stillen Abort verschwinden kon n te, trat Yarzinth auf ihn zu.
»Hat es Euch nicht geschmeckt?« zischelte er vorwurf s voll.
»Ìçä ἐ í ἄ ãáí!« antwortete der Emir und schlo ß sich ein.
Der Bischof ließ abräumen und war im Begriff, sich mit den beiden Assassinen in seine private Kapelle zu beg e ben. Er wäre fast mit dem Koch zusammengestoßen, der mit zurückgeworfenem Kopf in den Saal stürmte. Ya r zinths lange Nase zielte empört auf seinen Herrn.
»Hat Euch die gedünstete Scholle nicht gemundet? Wa r en die Tintenfische
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