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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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seinem Bade entsteigen« – es gelang ihm das Tuch um die Hüften zu schlingen, und er stand jetzt aufrecht im Bottich –, »denn das Wasser ist kalt – und ich habe Hunger!« Er stieg, gestützt von den verhalten kichernden Mägden über den Rand und schritt auf die Damen zu, die sich im letzten Moment abgewendet hatten. »Gestatten, daß ich mich vo r stelle: Lorenz von Orta, O. F. M., päpstlicher Legat in b e sonderer Mission auf seiner Rückreise zum Heiligen Stuhl –«
    »Verräter!« zischte die Gräfin und wich zurück.
    »– für Euch aber«, fuhr Lorenz fort, bevor Clarion an der Tür die Wachen herbeirufen konnte, »der Vertrauen s mann Eures Freundes Elia von Cortona und«, er griff zum Stuhl neben dem Bottich, wo bei seinen Kleidern die drei Lederschnüre lagen, »ein Abgesandter des Kanzlers Tarik ibn-Nasr von Masyaf!« Er hielt sie hoch.
    »Der gute alte Tarik!« seufzte die Gräfin erleichtert. »Kommt!«
    Die Mausefalle
    Cortona, Winter 1246/47 (Chronik)
    Das brausende Hochgefühl meiner Flucht aus dem Hochtal der Saratz ebbte so schnell ab, wie der Schnee in den tief e ren Lagen spärlicher wurde. Bald waren die Schneeschuhe mir nur noch eine Last, ich war zwischen den immer häuf i ger aus der dünnen Decke ragenden Ste i nen ein paarmal schon erbärmlich auf die Nase gefallen und etliche Geröl l hänge auf dem Bauch heruntergerutscht. Ich schnallte sie ab und warf sie über den Rücken, um beim weiteren A b stieg Hände und Füße frei zu haben.
    Durch meinen letztlich doch überstürzten und gewiß so nicht geplanten Abgang hatte ich auch versäumt, Prov i ant mitzunehmen. Jetzt meldete sich der Hunger, aber mehr als alles Ungemach pochte mein schlechtes Gewissen. Ich ha t te mich Rüesch gegenüber gräßlich benommen, allen S a ratz, die mir so uneigennützig und herzlich ihre Gas t freundschaft gewährt, wie ein Schwein hatte ich mich ve r halten, schlimmer wie ein Wolf war ich in ihre friedliche Herde eingefallen, hatte ihre liebenden Herzen aus den warmen Körpern gerissen, die Eingeweide ihrer Sitten rücksichtslos verstreut, ihre Zuneigung, ihre Hilfsberei t schaft, ihre Treue, ihren Stolz mißbraucht, g e schändet!
    Ich stolperte einen Saumpfad entlang und weinte vor Scham. Zum erstenmal hielt ich inne und wandte meinen Blick zurück in die Höhe, wo über den dunklen Wäldern und schwarzen Felsen ganz klar und rein die gezackten Gipfel der Alpen in den blauen Himmel ragten. Ein u n wirkliches Bild, eine andere Welt , aus der ich mich losg e rissen hatte, so zum Greifen nah noch und doch schon in so weite Ferne gerückt.
    Ich sah noch einmal meine kleine Braut vor mir stehen – ich Feigling! Sie war der Held; sie hatte tapfer dem sie e n tehrenden und gefährdenden Tun dieser erbärmlichen Kreatur William ins Auge geschaut, hatte ihm sogar noch geholfen, zu sich zu finden, völlig selbstlos! Und ich, ich windiger Egoist! Was wollte ich eigentlich? Ich glaube, ich bin krank im Gemüte. Da streb ’ ich nach Geborge n heit und Glück, nach Anerkennung und Zärtlichkeit wie nach einer seltenen Blume im Walde, die nie verwelkt, herrlich duftet und auch noch wunderschön anzusehen ist in allen ihren Farben, Blütenblättern, Dolden und dem Kelch, und wenn ich sie gefunden habe, dann trampel ’ ich auf ihr herum! Jetzt ziehe ich unglücklich fürbaß, zerschunden und bald sicher auch zerlumpt und verhu n gert. Was liegt vor mir? Ich weiß es nicht. Wohin will ich? Das weiß ich erst recht nicht, da ist nur dieses unbestimmte Kribbeln in den Be i nen, dieses flaue Gefühl im Bauch, dieses Rauschen im Kopf, das mich treibt – weg von dem, was war, was sicher ist – weiter, weiter ins U n gewisse, vor dem ich mich immer gefürchtet habe.
    Bei einbrechender Dunkelheit sah ich das Feuer eines Köhlers im Walde; ich fand ihn umringt von vielen kle i nen Kindern und am Lager seiner verhärmten Frau, die sich anscheinend von ihrem letzten Kindbett nicht wieder erholt hatte. Sie um Eßbares anzugehen kam mir nicht über die Lippen. Ich schenkte der ältesten Tochter die Schneesch u he und ging stumm weiter.
    Kastanien und Eicheln vom Herbst zwischen faulendem Laub und ein Schluck Quellwasser waren meine einzige Nahrung. Ich schlief unter freiem Himmel. So verließ ich die Berge und betrat die Poebene. Ich mied die großen Städte; ihre Richtstätten und Schindanger vor den Ma u ern machten mir angst. Nichts an meiner Kleidung moc h te an einen Bettelmönch erinnern, ich war ein zerlumpter Vag

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