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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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dachte ich, er expl o diere. Sein Kopf lief hochrot an, ein Keuchen entrang sich seiner Kehle, als habe er eine Kröte in den Hals b e kommen – die Kröte war wohl ich – und würde auf der Stelle daran ersticken. Doch Vitus, der sich schon halb erhoben hatte, ließ sich zurück in seinen Sessel fallen und stierte mich sprachlos an, bevor er herauswürgte:
    »Was fällt dir Strolch ein, dich mit dem Namen des b e rühmten und geschätzten Franziskaners zu schmücken, von dem alle Welt weiß, daß er im Auftrag unseres He i ligen Vaters mit seinem Ordensbruder Giovanni Pian del Carpine zu einer wichtigen Mission zu den Mongolen aufgebrochen ist, von der er nicht zurückkehren mag – und wenn, dann mit einem Antwortschreiben des Großkhans an Seine He i ligkeit Innozenz I V, Vater der gesa m ten Christenheit: Zeig es her!« So schrie er mich förmlich an, wobei sich seine Stimme überschlug, denn er war vorher schon zuneh-mends lauter geworden. Wohl mehr, um mich einzuschüc h tern; denn wie ein Gewitter, das vorüberzieht und sich en t lädt, wechselte er in einen mi l den plaudernden Tonfall und bot mir an, Platz zu nehmen – nicht ungeschickt, denn nun mußte ich zu ihm au f schauen.
    »William«, sagte er sanft, »die Tatsache, daß du vor mich zu treten wagtest, beweist nur, daß man dir die Beine noch nicht mit Eisenstangen gebrochen hat.« Er lächelte. »Daß du jetzt zu meinen Füßen sitzen darfst und kannst, belegt lediglich, daß man dir den Hintern noch nicht au s gepeitscht, dir noch kein glühendes Rohr hineingeschl a gen, deine Hoden noch nicht gequetscht und abgezwackt hat. Daß du mich noch siehst, heißt nur, daß du noch deine A u gen im Kopf hast. Was hast du sonst noch im Kopf, Wi l liam, spuck es lieber gleich aus!«
    Ich war in seiner Hand, er konnte – und würde – alles das mit mir machen, wenn ich Wirkung zeigte. »Ihr seht, Vitus, weil Euer Augenlicht Euch noch nicht im Stich läßt, daß ich nicht bei den Mongolen weile, und Euer Scharfsinn wird daraus zu folgern vermögen, daß ich mich nie dorthin begeben habe –«
    »Sind dieser Art die Dienste, William«, fragte er mich leise – es sollte besorgt klingen, tönte aber drohend –, »die Ihr mir eingangs so frei wart anzubieten?«
    »Dazwischen liegt Euer ebenso freimütiger Vortrag, V i tus, über die Speisefolge Eurer nicht eben phantasiere i chen Folterküche – nun denn, was könnt Ihr mir zu essen anbi e ten, ich bin hungrig von der langen Reise!« Vitus, das mußte ich ihm lassen, hatte sich wieder voll im Griff – und mich damit auch. Ich spielte mit meinem Leben, zumindest in seiner unversehrten Form. Alles, was ich einsetzen konnte, war wohl weniger mein Wille als eben den noch lebenden William.
    Vitus klatschte in die Hände, und in der Tür zu den Wirt-schaftsräumen erschien Gersende. Die kluge Frau zeigte mit keiner Miene, daß sie mich kannte – sie hatte wohl gelauscht –; sie plapperte von den kargen Vorräten, die ihr geblieben seien, um Vitus und seinen werten Gast zufrieden zu stellen.
    Der Herr des Hauses schnitt ihr Lamento ab. »Für uns Diener der Kirche ist die geringste Speise eine unve r diente Gabe Gottes!« Damit entließ er sie. Warum hatte sie ihn nicht längst vergiftet!
    »Was die lange Reise betrifft, William«, fragte er leuts e lig, »von wo kommt Ihr eigentlich?«
    »Von dort, werter Herr, wo ich Euch verloren habe. Ein Jahr und mehr hab ’ ich gewartet, aber Ihr kamt nicht, so hab ’ ich mich denn aufgemacht, Euch –«
    »Ihr rührt mein Herz ob soviel Anhänglichkeit«, unter b rach er mich – man sah förmlich, wie er vor sich hin kochte –, »wenn da nur nicht die Erinnerung wär ’ , Ihr hättet die schmale Brücke –«
    »Ach«, entschuldigte ich mich, »dieser Tölpel! Er sollte die Bohlen zu Eurer Sicherheit ordentlich richten und fiel statt dessen mit ihnen ins Wasser! Frieden seiner Seele!«
    Gersende trug geschnittenen Schinken mit Wein und Käse auf, dazu schnell in die Pfanne geschlagene Eier und frisch angemachten Wintersalat › puntarelle ‹ , wobei sie für das Fehlen der Sardellen-schnetze um Vergebung bat. Wir langten beide kräftig zu, vor uns lag noch etliches, das an s trengender Klärung bedurfte.
    »Und die Kinder?« schmatzte Vitus so leichthin, dabei war es nur das, was er von mir wollte.
    »Oh, die Kinder! Eigentlich sind sie mit mir bei den Mongolen –« Vitus wollte aufbrausen, hatte aber gerade zuviel Salat im Mund, so fuhr ich schnell fort: »Da ich

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