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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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aus Co r tona als erstes versichert hat: ›ohne Kinder kein Ablaß dem Sünder!« Der Viterbenser lachte sein rohes Landsknechtslachen. »Elia hat zwar ausgemacht, daß wir auch ihn und seine Soldaten nach erledigter Sühne-Mission an Bord nehmen, aber wir wollen dem Strafgericht des Staufers nicht vorgreifen, weswegen wir auch noch die Triëre versenken, damit keiner uns folgen oder gar sich retten kann! – Wie gefällt dir das, William!«
    »Ihr seid ein Teufel!« Das gefiel ihm.
    »Jedoch kein armer und dummer dazu, wie Ihr – we s wegen der Heilige Vater auch keine Franziskaner zu Inqu i sitoren erhebt!«
    Er stand auf. »Wache!« brüllte er ungeduldig. Seine Soldateska kam alsgleich hereingestürzt. »Legt den Kerl, der sich als William von Roebruk ausgibt, in Ketten!«
    Sie ergriffen mich, schleiften mich hinaus auf den Hof, wo an offener Esse ein Hufschmied sich meiner annahm. Er hämmerte die Ringe um Füße, Hände und Hals so flink auf meiner Knöchel Umfang, daß er nicht abwart e te, bis die Eisen erkaltet waren. Das Zischen und der st e chende Schmerz meiner aufplatzenden Haut waren mir der erste Vorgeschmack auf die Höllenpein, die der V i terbese mir zugedacht.
    Was mich aber weit mehr in Angst versetzte, war der gebückte Mönch, der im gleichen Feuer seine Brandeisen zum Glühen brachte. Doch da trat Vitus aus dem Haus hi n zu, klopfte dem Gnom, dessen Gesicht tief unter ries i ger Kapuze versteckt war, wohlwollend auf die bucklige Schulter:
    »Wart noch, Alban!« Mit sachverständigem Blick prüfte er meine Ketten. »Den Henker«, sprach er zu mir, »schick ’ ich dir erst morgen früh«, und als ich ihn doch wohl e r schrocken angestarrt hatte: »Damit er dich zeic h net, wie er ’ s auch bei allen anderen Gefangenen gemacht hat, die du im Kerker antreffen wirst!« Das war zu me i ner Beruhigung gedacht, und ich dankte es ihm durch verständiges Nicken, soweit meine Halskrause es zuließ. »Ein großes ›C‹ auf die Brust, wie es sich für einen guten Christen gehört« – die s mal lachten die umstehenden So l daten für ihren Herrn –, »und ein Kreuz aufs Auge« – das pflichtschuldige Gewi e her steigerte sich –, »da unten im Dunkel reicht dir eines vollauf!«, und um das allgemeine Vergnügen noch zu e r höhen: »Eitelkeit gilt nur für Männer in der Sonne des Herrn, dich aber wird eh keiner mehr sehen! Kerkermei s ter!« rief er leutselig.
    Die Soldaten hatten ihren Spaß gehabt, obgleich sie die Exekution am liebsten auf der Stelle erlebt hätten. Ich war tief betrübt. Meine Hoffnung, ihn durch Keckheit umzu s timmen, hatte sich als trügerisch erwiesen. Ich hatte Vitus stets für den rücksichtslosen Vollstrecker des Willens der Kurie eingeschätzt, hart und unbeugsam, eben einen canis Domini, doch nun wußte ich, er war von abgrundtiefer Schlechtigkeit, und seine Machtposition gestattete ihm das hemmungslose Ausleben seines bösen Geistes. Ich ve r fluchte ihn, was ihn nicht sonderlich zu rühren schien, denn er wandte mir den Rücken und ve r schwand im Portal des Hauses.
    Ein heftiger Stoß in die Kniekehlen ließ mich fast vo r nüberstürzen. »Ab mit ihm in den Kerker!« krähte eine Stimme, die mir vertraut war: Guiscard!
    Ehe ich einen Fehler des Erkennens machen konnte, traf mich ein zweiter Knüppelschlag vor beide Schienbeine. Die Soldaten hatten wieder was zu grölen; denn womit mein alter Freund mich malträtierte, war sein Holzbein, das gleich unterm Knie angeschnallt war.
    Während ich die immer dunkleren und stickigeren Tre p pen in die Tiefe der Keller gezerrt wurde, fiel mir der Pfeil ein, den sich der tollkühne Amalfitaner vor dem Castel Sant ’ Angelo eingefangen, und wie wir den tapferen Ha u degen mit dem schlimmen Wundbrand in den Händen von Gersende zurückgelassen hatten. Es hatte ihn also den U n terschenkel gekostet. Glück gehabt!
    Damit war auch meine Hoffnung wieder erwacht. Irgend etwas hatte sich Guiscard immer einfallen lassen! Und daß er mir gewogen war und nicht etwa auf der Seite des Vite r bensers stand, daran hegte ich keinen Zweifel. Der hätte ihm beide Arme und Beine stückweise abhacken lassen, wenn er erfahren hätte, daß dies der Bursche war, der ihn in Rom vor den Augen der gesamten dort ve r bliebenen Kurie wie einen trotteligen Tanzbär vorgeführt hatte.
    Das war eine Freude: Guiscard als ›Kerkermeister‹ des Vitus im Hause des Elia! Und so nahm ich innerlich l ä chelnd in Kauf, hinter schweren Eisengittern an nassen

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