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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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aber diesmal hat er vergessen, mich vorkosten zu lassen –«
    »Laß uns keine Zeit verlieren!« unterbrach ich die treue Seele. »Es gibt sicher noch mehr zu erzählen, wenn wir Cortona erst mal hinter uns haben. Aber laß mich noch schnell einem Bedürfnis nachkommen, das mich schon länger plagt.«
    Guiscard dachte wohl, ich wolle meinen Darm entleeren, ich aber stolperte durch die mir von dieser Seite her unb e kannten Gewölbe, bis ich in dem Raum mit der Eise n tür stand.
    Doch so sehr ich mich auch mühte, im dämmrigen Licht die Stelle wiederzufinden, so sehr ich tastete, klopfte, lauschte – ich fand sie nicht. Der alte Steinmetz hatte zu gute Arbeit geleistet.
    Enttäuscht hastete ich zurück zu Guiscard.
    »Gersende geht zu Verwandten aufs Land, dort findet sie keiner« , plapperte der Alte weiter, während er uns in e i nen niedrigen Gang scheuchte, der unter der Burg durch zu einer Pforte führte.
    Die Nachtluft war kühl und eisklar. Gersende war schon aufgesessen. Sie reichte mir einen Sack voller Proviant. »Ich kenn ’ doch euch Brüder«, gluckste sie, »immer hun g rig!«
    Wir schritten, die Pferde am Zügel, durch das Gras, bis wir außer Hörweite der Burg waren. Gersende winkte uns zu, was ihr Guiscard mit einer galant hingeworfenen Ku ß hand dankte. Sie ritt gen Umbrien, die Richtung, die auch ich sofort einschlug, doch Guiscard fiel mir in die Zügel.
    »Genau dies wird jeder Verfolger sich ausrechnen! Wir reiten entgegengesetzt, nach Pisa, und nehmen dort ein Schiff!«
    »Doppelt so lang!« meuterte ich.
    »Doppelt so kurz! William, verlaß dich in der Seefahrt auf deinen alten Normannen!«
    Also preschten wir nach Westen, quer durch die Tosc a na. Wir ritten scharf die ganze restliche Nacht, an Siena vorbei. Als die Sonne aufging, hatten wir Poggibonsi ger a de hinter uns gelassen. Guiscard ließ die Pferde an einem Bach trinken. Plötzlich brach er in schallendes Gelächter aus.
    »Ach, William!« rief er. »Das war alles eine Farce! Nur war ’ s dem Robert grad ’ jetzt schlecht ergangen, wenn er dich nicht zur Flucht in selbiger Nacht verleitet hätte!«
    »Ich habe ihn zur Flucht überredet«, empörte ich mich, doch Guiscard lachte noch mehr.
    »Und wer hat dich soweit gebracht? Der Vitus! Er b e stand darauf, daß du heute nacht fliehst –«
    »Verzeih mir, William«, mischte sich jetzt auch Roberto fröhlich ein, »daß ich dir diesen Bären mit dem Vierte i len aufgebunden, aber du hast dich ja revanchiert …«
    »Roberto«, sagte ich ernst, »ich wollt ’ , es war nur ein übler Scherz, aber, ich hätt ’ s dir vielleicht nicht sagen so l len, es ist die Wahrheit: Man hat sie alle erbärmlich g e henkt!«
    Roberto stierte mich an. »Meine Vettern? Meine Basen, auch die Kleinen?«
    »Ja«, sagte ich, »ich hab ’ sie hängen sehen. Es muß vor zwei Monden geschehen sein!«
    »Auch Eliza?« Ich nickte stumm, und Roberto, der sta r ke Mann, brach in Tränen aus.
    »Ich hab ’ dich nicht angelogen, William – ich habe nie einem Menschen oder Tier etwas zuleide getan. Mein Traum war immer gewesen, als Bauer von meiner Hände Arbeit und von den Früchten des Feldes zu leben, mit einer lieben Frau, für die ic h s orgen kann, und die mir gut ist –« Wieder begannen ihn Weinkrämpfe zu schütteln. »Ich bin von diesem Ungeheuer gezeichnet, vor mir schließen sich die Türen, wo soll ich nun hin – ach, wär ’ ich doch ertru n ken!«
    Da kam mir die Eingebung. »Roberto«, sagte ich, »fi n dest du den Wildbach wieder, die Stelle –?«
    »Sicher!« Er sah mich fragend an.
    »Schlag dir eine neue Brücke, oder such dir sonst einen Obergang, steig den Paßweg hinauf, und wenn du hinab kommst, bist du an der Punt bei den Saratz. Frag nach dem Haus des Xaver und der Alva. Sie haben eine einzige Toc h ter, Rüesch-Savoign! Du wirst sie lieben, wenn du sie siehst. Frei um sie, nimm sie zur Frau, und leb dort das L e ben, das du dir gewünscht!«
    Ich hatte selbst nun Tränen in den Augen, als ich von dem verlorenen Paradies in den Bergen gesprochen hatte. Und Rüesch? Wie oft sehnte ich mich nach ihr und schä m te mich. Hier bot sich der Versuch, am Schicksal s rad zu drehen, die eigenen Fehler, Schweinereien zuz u decken, wie mit einem Schneeteppich.
    »Du hast sie geliebt?« fragte mich Roberto zartfühlend. »Wie kann sie dann mich … und mit dem Kreuz auf der Stirn? Nie werd ’ ich überhaupt bis dorthin gelangen!«
    Er war schon wieder verzweifelt. Ich zog meine Minor i

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