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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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muß!«
    »Capoccios liebste Jungfer haben wir ordentlich ang e bufft!« griente der pisanische Kapitän. »Wir geben Euch Geleit bis zur Meerenge von Messina, von dort gelangt Ihr ungeschoren bis nach Palermo.«
    Ich sagte nichts. Es war wohl die Parole ausgegeben worden, wir führen zum Kaiser nach Sizilien. Von Kon s tantinopel wußte wohl nur ich, außer den beiden Damen, die jetzt die Stufen hinabschritten, als die letzten Provian t fässer, Säcke und Kisten geladen, alle Soldaten und Rud e rer an Bord waren.
    Die oberste Reihe hob salutierend die geschliffenen Lanzenruder – sie blinkten matt im rotvioletten Licht der gerade aufgehenden Sonne. Dorthin – in den fernen, g e heimnisvollen Orient – geht nun deine Reise, William! Weiter eng verbunden, ja gefesselt an das Schicksal di e ser fliehenden Kinder, die neben Guiscard am Bug sta n den. Yeza hielt sich an seinem Holzbein fest.
    Die Gräfin, gefolgt von Clarion, betrat das Schiff. Sie wollte gerade das Zeichen zur Abfahrt geben, da tauchte ein pisani-scher Matrose aus dem Wasser auf. In seinen Zähnen hielt er einen ziemlich kleinen, merkwürdig ru n den Bogen, der in sic h n och mal gekrümmt war, dazu einen flachen Lederköcher voll gefiederter Pfeile.
    Der pisanische Kapitän reichte beides zu Roç hinauf. »Es ist eine Tatarenwaffe, ganz leicht, weil sie vom reite n den Pferd aus abgeschossen wird – Freund Guiscard wird es dich lehren, junger Ritter!«
    Ich dankte ihm überschwenglich für das kluge Geschenk und umarmte Lorenz.
    »Wir hätten uns so viel zu erzählen, Bruder William«, lächelte er, »unsere Wege sollten sich noch öfter kre u zen!«
    »Das hoffe ich auch, Lorenz«, sagte ich, »ich bin froh – außer mir noch einen Minoriten zu kennen, der das L e ben liebt! Bete für mich!«
    »William!« mahnte mich die herrische Stimme der Gr ä fin, und ich kletterte als letzter an Deck.
    Mit vorsichtigem Ruderschlag legten wir ab. Auch der Pisaner hatte die Anker gelichtet.
    »Fahrt Ihr voraus!« rief ihnen mit quergestellten Rudern der Amalfitaner zu. »Wir folgen Euch mit Abstand!«
    Alsbald blähte sich das Tuch des Schnellseglers, übe r holte uns wie eine Möwe den Wasserläufer – ich winkte mit den Kindern hinüber zu Lorenz. Kaum war der Pisaner um das Cap von Lëuca verschwunden, schlug Guiscard das Ruder ein und wir glitten über das morgendliche Meer der Sonne entgegen gen Osten.
    Eine Schnur im Wasser
    Ionisches Meer, Frühjahr 1247
    Die päpstlichen Segler hatten alles Tuch gesetzt und waren auch zügig vorangekommen, doch bei dem Versuch, den Golf von Tarent – ein stauferisches Gewässer per se – in weitem Bogen zu umgehen, gerieten sie in eine Fla u te, und noch vor dem Kap der Heiligen Maria von Lëuca mußten sie bei Ausentum wieder zu den Rudern greifen.
    Ein Stöhnen ging durch die Reihe der Bänke, in denen die Füße der Sklaven angekettet waren. Das Peitschenkna l len des Rudermeisters war die unausweichliche Antwort.
    »Ich werde jetzt den Standort wechseln«, sagte der päp s tliche Legat, der sich zu dem in Eisen gelegten Vitus beg e ben hatte, »sonst bekomm ’ ich noch eins über den Alle r wertesten!« Er erhob sich.
    »Ihr könnt mich hier nicht länger gefesselt lassen, Fra Ascelin!« keuchte Vitus wütend. »Bevor wir Otranto erre i chen, muß ich frei und Herr des Geschehens sein! Ihr wißt, worum es geht!«
    »Das gefällt mir«, polterte der aufmerksame Rudermei s ter, der wohl abwarten wollte, bis der Herr Legat seinen schützenden Rücken von dem aufsässigen Sträfling abg e zogen hatte. »Nicht nur Freiheit!« höhnte er. »Nein! Auch das Schiff! Ist das nicht Meuterei?« Er knallte noch einmal, bedrohlich näher kommend.
    »Laßt es gut sein!« verwandte sich der Legat für das auserkorene Opfer und zwinkerte dem Peiniger zu. »Vitus ist ein reuiger Sünder, seine Strafe vermag nur Gott gerecht zu bemessen!« Damit schritt er eilig von dannen, wä h rend die Ruderer sich unter dem rhythmischen Knallen der Pei t sche ins Zeug legten.
    Fra Ascelin drehte sich nicht mehr um, so konnte Vitus da unten in den Bänken nicht das befriedigte Lächeln era h nen, das seinen Ordensbruder im Rang eines päpstl i chen Legaten bei jedem Schlag um die Mundwinkel zuckte, den der Galeerensträfling empfing. Canes Dom i ni, Hunde eines gemeinsamen Herren, das mußte noch lange nicht heißen, daß sie sich liebten wie Brüder! Und Vitus von Viterbo zu lieben war wohl auch für den frömmsten Christen zuviel

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