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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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leicht verwundert.
    »Wollt Ihr auf meine Kosten in den Venustempel?«
    »Jederzeit!«
    »Dann nehmt den Bischof«, Yarzinth wies verstohlen hinüber zu Galeran, der sich schwankend auf seinen Stab stützte und mit Styx Zwiesprache zu halten schien, »und führt ihn in das Freudenhaus, das Ihr ja kennt –«
    »Nur von außen!« wehrte Lorenz lächelnd ab.
    »Geht diesmal hinein. Im Hof werdet Ihr zwei Nestori a ner finden, einen langen Hageren und einen kurzen Di c ken –«
    »Mich interessieren Gesichter, lieber Yarzinth, nicht Knochengestelle und Fettwänste!«
    Der Koch mochte keine Zeit verlieren. Er schüttete sein letztes Geld aus dem Beutel vor Lorenz hin. »Ich kaufe ihre Portraits Euch, großer Meister, im blinden Vertrauen auf Euer T a lent im voraus ab!« Er schleifte den immer noch widerstrebenden Mönch über die Straße und stellte ihn G a leran vor, der sich sofort bei Lorenz einhakte.
    »Endlich ein Christ in diesem Sündenbabel, ein Jünger der Keuschheit und der Armut! Laßt uns fliehen von di e sem Ort, wo alles geschlossen ist.« In der Tat hatte der Si l berschmied seine Ladentür verriegelt und war eilends von dannen gegangen. »Es muß doch noch eine offene Taverne zu finden sein!«, und mit einem schelmischen Seitenblick auf den Franziskaner aus seinen vom Wein bereits getrü b ten Augen: »Einen kleinen Schluck vom Saft der Rebe hat Euch auch der heilige Franziskus nicht verwehrt?«
    Yarzinth lud sich den gefesselten Styx wie einen Sack quer auf die Schultern – der Hund war längst eingeschl a fen und ließ alles mit sich geschehen –, griff das wieder sä u berlich zusammengeschmiedete Halsband aus Silber – ke i ne Spur verriet die Trennstelle, nur in der Seele des Kochs schmerzte die grausame Verletzung des Ringes –, und schritt mit seiner Last von dannen.
    »Folgt mir denn!« wandte sich Lorenz gottergeben an Galeran und führte ihn mit sich fort.
    Die Uhr des Hephaistos schlug die erste Stunde des Phospho-ros, doch da der metallene Ton beiden nichts sa g te, ließen sie sich von der vorgerückten Stunde auch nicht aufhalten.
    Der Friedhof der Angeloi
    Konstantinopel, Herbst 1247
    Der Friedhof der Angeloi lag etwas unterhalb der Göttl i chen Weisheit, deren schimmernde Kuppeln jedoch bei Tag durch die Zypressen zu sehen waren. Bei Nacht war diese Bastion in halber Höhe zwischen dem Kallistos-Palast und den Basaren, den übe rb auten Ladengassen der Handwerker, eine Oase der Ruhe, die Gavin immer wi e der gern aufsuchte.
    Schon von weitem erspähte er die gedrungene Gestalt, die zwischen den Kreuzen an der Umfassungsmauer stand und auf die Stadt im nächtlichen Glanz vieler kle i ner Feuer herabstarrte. Um den fremden Besucher nicht zu verschr e cken, räusperte sich der Templer verneh m lich, aber schon hatte der andere sein Schwert gezogen, die Klinge blitzte im Schein des Mondes.
    »Baucent ä la rescousse!«
    »Frames?« fragte eine rauhe Stimme und steckte hörbar das Schwert weg.
    »Templi militiae!« sagte Gavin. »König Ludwig zug e tan.« Er war stehengeblieben. Er wußte nicht, ob er sich ärgern sollte, seinen Lieblingsplatz mit jemandem zu teilen, oder ob es ihn angenehm zerstreuen würde, die B e kanntschaft des Fremden zu machen. »Und wer seid Ihr?«
    »Yves der Bretone, im Dienst der Krone Frankreichs!« Das klang stolz und fordernd.
    »Gavin Montbard de Bethune!« stellte sich der Templer vor, dem sofort die Schilderung in Erinnerung war, die L o renz von diesem besonderen Diener Ludwigs gegeben ha t te, aber er ließ es sich nicht anmerken.
    »So seid Ihr auch hier, um aus erster Hand zu erfahren, welche Kund ’ und Mär uns die Mission der Franziskaner vom Großkhan bringen wird.« Das war keine Frage, so n dern setzte voraus, daß der Templer Bescheid wußte, doch der schwieg erst mal. »Hoffentlich trifft Pian del Carpine rechtzeitig ein?«
    »Er wird«, parierte Gavin mit Bestimmtheit, »das Tre f fen mit dem außerordentlichen Gesandten des Königs, dem Grafen Join-ville, nicht verfehlen.« Sie gingen vorsichtig miteinander um.
    »Veritablen Königskindern soll dann gehuldigt werden«, der Bretone mußte lauernd die Deckung verlassen, »ich weiß zwar nicht, von wem«, setzte er abschwächend hi n zu, »doch die Stad t i st voller Erwartung, es gemahnt einen gläubigen Christen an die Nacht von Bethlehem, es fehlt nur noch der Stern über dem Kal-listos-Palast!« scherzte er.
    »Und das ist nicht grad ein Stall«, ging Gavin auf den Plauderton ein,

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