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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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dem Weg zurück zu seinem König sein sollte und daher von niemandem gesehen werden darf, in ihre Reihen, drä n gelt sich zwische n s ie, versteckt sich unter i h nen, weidet sich an dem versteinerten Antlitz des Kaste l lans, der das Sterben seiner Frau, zusammen mit ihrer alten Mutter und seiner einzigen Tochter mit ansehen muß. Mit ihnen ve r brennt so manch edles Blut; au s nahmslos sind die Frauen ihren Männern in den Tod gefolgt, sie sind es auch gew e sen, die ihnen in den Tagen der endura tröstend und li e bend beigestanden und sie in ihrem Beschluß bestärkt h a ben. Als die prasselnde Glut in sich zusammengefallen ist, hängt der Rauch noch la n ge in den Tälern …
    Er verdüsterte auch noch lange mein Gemüt, ein schwer lasten der Vorhang, der sich nicht aufziehen lassen wollte – und der Geruch! Dieser entsetzliche Gestank verbran n ten Fleisches – ich wurde ihn nicht los, ich schnupperte ihn zwischen den duftenden Feldblumen, den sprießenden Frühlingsgräsern. Es war ein warmer Nachmittag, Tag der Übergabe des Montségur, wir hatten den Wald verlassen und ritten durch hügeliges Wiesengelände. Un-überhörbar fühlten sich die faidits hier zu Hause, ihre Zurufe, ihr G e lächter schienen jetzt keinen Lauscher mehr zu fürchten …
    »Maman, maman!« Eine klägliche Kinderstimme drang an mein Ohr. »Ma maman!« Ich versuchte zu untersche i den, ob Bub oder Mädchen, drehte mich aber nicht um; ich vermochte den vorwurfsvollen, traurig fragenden Blicken nicht standhalten. Meine eigene Situation sollte mir nichtig erscheinen, gemessen an dem Schicksal der beiden Bündel Menschlein, die ich kurz in den Armen der zwei Ritter g e sehen hatte. Sie waren der Grund für die argwöhnisch-strenge Behandlung, die mir widerfuhr, dessen war ich mir so sicher, wie daß ich den Tod ihrer Mutter auf dem Sche i terhaufen gesehen hatte.
    Was hatte ein auf den Papst eingeschworener Orden wie der der Templer mit diesen Ketzern gemein? Hielten es die Ritter unterm roten Tatzenkreuz doch insgeheim mit dem Teufel? Die verwunschene Burg im Walde, hütete sie vie l leicht den Zugan g z ur Hölle? Wonach gruben sie dort im Pakt mit Dämonen, denen sie ihre Seele verschrieben ha t ten? Und die Kinder?
    Ich schielte nach hinten. Das kleine Mädchen, das ein feines, herbes Profil hatte und fast weißblonde Locken, sah mir mit grüngrauem Blick in die Augen. Kein Vorwurf, ke i ne Klage, aber helle Animosität. Ich gehörte für sie zu den Schuldigen, zu denen, die sich schuldig gemacht ha t ten.
    »Wie heißt du?« versuchte ich ihre Gunst zu erringen.
    Sie verstärkte ihren Blick um eine Prise Verachtung, b e vor sie sich wieder zu ihrem Gefährten hinabbeugte, der jetzt still vor sich hin weinte. Sie streichelte ihn wie eine Mutter, und ich wandte mich geschlagen ab von der ze r brechlichen Pietä der beiden Kinder.
    Immer noch trübte der Rauch des Scheiterhaufens wie Nebelschwaden meine Augen, biß in meine Nase, wollte sich nicht verziehen, soviel ich mir von der ratio her und vor allem de jure klarmachte, daß nichts als ein Autodafe von Ketzern stattgefunden hatte, die es nicht anders wol l ten. Oder waren sie ein Opfer gewesen? Ein Opfer für wen?
    Xacbert de Barbera
    Okzitanien, Sommer 1244
    Der kleine Trupp hielt weiter gen Osten, anstatt zur Kü s te hinab zu schwenken. Crean de Bourivan fürchtete, daß die nahe gelegenen Häfen allesamt überwacht würden, selbst wenn die Templer erfolgreich ausgestreut haben mochten, die Flüchtlinge vom Montségur seien über die hohen Pyr e näen entkommen.
    Der Weg, den er quer durch das Roussillon einschlug, war nicht minder beschwerlich. Oft mußten die faidits a b sitzen und dem Gefährt, auf dem William und die Ki n der reisten, in die Speichen greifen. Die steinigen Pfade schlängelten sich die Kä mm e der schroffen Gebirgszüge entlang, was den Vorteil hatte, daß man sah, was sich in den Tälern bewegte, aber keine Chance ließ, einem entg e genkommenden Feind auszuweichen. Und so standen ihnen plötzlich hinter einer Felsbiegung prächtig gerüst e te Ritter gegenüber.
    Sigbert und Konstanz zogen ihre Schwerter und drän g ten ihre Pferde dicht neben den Karren. Doch die faidits j u belten dem Fremden zu und schwenkten zur Begrüßung die Waffen:
    »Lion de combat!« schrien sie. »Freund und Beschü t zer!« Und aus der Reihe löste sich eine wilde, bärtige G e stalt und preschte auf den Karren und dessen Begleiter zu.
    Crean hatte sein Pferd gezügelt, aber

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