Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
führte Gavin seine kleine Templerstreitmacht h e rein. Sie imponierten durch die Uniformität ihrer weißen Umhänge mit dem roten Tatzenkreuz; nur das von Gavin war etwas größer. Er stellte sich an den äußersten Rand der ersten Reihe, während seine Ritter die rechte Flanke des Saales einnahmen.
    »William, was stehst du hier herum?« scheuchte mich die Stimme des Bischofs auf. »Du solltest dich jetzt ankle i den lassen!«
    Ich wurde von seinen Kammerdienern in ein Zimmer hinter der Bühne geführt, wo ich zum erstenmal in me i nem Leben mit meinem berühmten Ordensbruder Pian del Ca r pine zusammentraf. Ich erkannte ihn sofort und er mich auch, und wir lächelten uns etwas gequält zu.
    Da die Bediensteten um mich herumsprangen, konnten wir auch kein klärendes Wort zu unserer Situation abg e ben. Auch hatte der Missionar andere Interessen: »Sagt Eurem Bischof, ich trete nicht auf, wenn ich nicht vorher den Brief in den Händen habe!«
    Jemand beeilte sich, dem Bischof die Drohung mitzute i len. Statt in das häßliche Schamanengewand wurde ich in eine Robe aus gelbem Seidenbrokat gesteckt, auf die ein reiches Dekor von rotbeigen Velour-Ornamenten, mit Goldfäden durchzogen, appliziert war. Die Ärmelstulpen waren aus blaßvioletter Chinaseide und die hohen Schulte r stücke aus türkis-blauem Samt, mit Goldborten ve r ziert. Das Schönste war jedoch meine Kopfbedeckung, eine Haube aus dunkelrotem Filz, die zu beiden Seiten in zwei breite Hörner auslief, von Silberfiligranen in Form geha l ten. An den Enden hingen zwei mit Kora l len und Bernstein bestückte Rohren, die mich an die kostbaren Thorarolle n behäl-ter gemahnten, wie ich sie bei Rabbinern in der Gr o ßen Synagoge von Paris ges e hen. Ich fühlte mich wie ein Hoherpriester des Alten Testaments; sollte der Großkhan aller Tataren sich einen eigenen Papst erküren: So wollte ich mich bewerben!
    Die Kinder waren inzwischen auch heraufgebracht wo r den und umtanzten mich wie einen mit Bändern g e schmückten Erntebaum; es war wie zu meiner Jugend in Flandern, wenn das ganze Dorf seine Ehre dreinlegte – und viel Schabernack –, die meisten Ringe und Girlanden an einen Stamm zu hängen, ohne daß er einknickte.
    Nur Pian betrachtete mich ziemlich fassungslos, zwang sich aber dann ein Grinsen ab, wahrscheinlich war er, als die Hauptperson, als die er sich empfand, neidisch ob me i ner und der Kinder Pracht und Würde! Er trug nur die ei n fache braune Kutte der Minderen Brüder, einzig seine Pi l gertasche war wohl ein Geschenk der Mongolen, sie war aus verschiedenen Ledern kunstvoll gesteppt, und ihre O r namente waren mit Perlen ge-randet. Dazu trug er Schu h werk in der gleichen Machart. Doch auch meine waren kostbare spitze Filzstiefel mit samtgefütterten violetten Stulpen und verbrämtem Fellbesatz. Meine darin stecke n den weiten gelben Beinkleider sah man kaum unter dem alles bedeckenden Zeremonialmantel.
    Ich trat aus dem Zimmer, um mich dem Bischof zu ze i gen, doch der wurde gerade abgelenkt von einer Torw a che: Zwei arabische Kaufherren seien eingetroffen, mit kostb a ren Geschenken beladen.
    »Für die Kinder?« fragte Nicola zerstreut; dann fielen ihm wohl Sicherheitsanweisungen ein, die er selbst erla s sen hatte. »Ähneln sie auch nicht -?«
    »Die Gaben sind für Euch, Exzellenz!« Das wischte so g leic h d es Bischofs Bedenken hinweg, zumal die To r wache schwärmerisch hinzufügte: »Sie sind reich wie die Könige aus dem Morgenland und große Herren! Sie la s sen Euch – «
    »Schon gut«, schnitt Nicola begehrlich ab, »Yarzinth soll die Sachen in Empfang nehmen und den beiden einen Ehrenplatz zuweisen!«
    Auch della Porta hatte inzwischen seinen vollen Ornat angelegt, eine raffinierte Farbkombination in Rottönen, vom leuchtendem Zinnober bis zum ans Violette reiche n den Purpur; keinen Schmuck, nur das massive Gol d kreuz und seinen berühmten schweren Ring. Ich fand ihn eine glänzende Erscheinung, ein großes Fest stand ihm ins Haus, hohe und höchste Gäste, doch er machte mir einen – bei aller Geschäfigkeit – unglücklichen Eindruck. Manche Menschen finden nie zur Zufriedenheit, weil sie einfach den Hals nicht voll kriegen!
    Er riß die Tür eines anderen Zimmers auf, und ich sah einen mir fremden Bischof, sich an seinem Krummstab festhaltend, auf einer Kiste hocken – oder kannte ich ihn doch? Ein Schluckauf richtete kurz sein Gesicht auf, de s sen Augen den Weinspecht verrieten – wo hatte ich die Rebe n nase

Weitere Kostenlose Bücher