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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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fixierte ihn ohne auch nur die geringste Demutsgebärde. Ihr Blick irr i tierte ihn derart, daß er noch mal zu ihr rüberschaute, ob g leich er den Scimitar schon erhoben hatte.
    Da hob Roc den Bogen hoch und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Er drang Yarzinth von unten genau ins rechte Auge. Der Koch brüllte auf, lauter als ein Stier im brennenden Stall , taumelte zurück, schrie seinen Hund an: »Faß, faß!«, während er selbst immer noch Schritt für Schritt rückwärts in den vorderen Teil der Kammer torke l te.
    Die Kinder hielten den Atem an. Doch kurz vor dem aufgerissenem Rachen des Gatters hielt Yarzinth inné und lachte roh über sich und seine Opfer! Es klang schaurig. Dunkles Blut rann aus dem Auge, der Pfeil war ihm nicht bis ins Gehirn gedrungen. Er riß ihn raus samt dem Auga p fel, was Styx endlich in Bewegung setzte; er zerbiß die Pfeilspitze und schlabberte die gallertartige Masse. Der Koch sah es nicht.
    »Faß sie, faß!« schrie er seinem Hund zu und fingerte im Gürtel nach seinem Moschus-Flakon.
    »Styx!« rief da Yeza mit ihrer hellen Stimme, sie lispe l te immer, wenn sie sich aufregte. »Komm, lieber Styx!« Und der Hund sprang freudig bellend in die Richtung, aus der die vertraute Stimme gekommen war. Sie legte ihren Arm um seinen wulstigen Nacken, und der Hund wedelte mit dem Schwanz.
    Das war zu viel für Yarzinth. Er stieß einen marke r schütternden Schrei aus. »Styx ! « Doch der rührte sich nicht vom Fleck.
    »Styx!« schrie der Koch noch mal, in einer furchtbaren Mischung aus zutiefst verletzter Liebe und abgrundti e fem Haß. Er schwenkte seinen Säbel: Gespaltene Schädel wü r den ihren Zweck auch erfüllen – ja, von den frechen Hälsen würde er sie ihnen schlagen!
    Röchelnd, schwankend tappte er auf die Kinder zu. Roç war in der Aufregung der nächste Pfeil zu Boden gefa l len, er wagte es nicht mehr, sich zu bücken. Yeza sprang vor ihn hin; sie hatte ihren Dolch gezogen und hielt ihn sic h tbar in der Faust, genau das Gegenteil von dem, was Gui s card ihr eingebläut hatte. Die steile Zornesfalte der Staufer erschien auf ihrer Stirn. Sie schritt auf Yarzinth zu, der er s taunt stehenblieb. Wollte sie mit dem Messer gegen seine Klinge antreten?
    Dann sah er seinen Hund, der hinter dem Mädchen her t rott et e. Böse leuchtete des Kochs verbliebenes rotes Fisc h auge auf. Er entstöpselte das Flakon …
    Yeza kam immer näher, sie hielt den Dolch vor sich, von sich, als wolle sie ihn loswerden.
    »Komm«, flüsterte Yarzinth einschmeichelnd. »Komm, gib mir den Dolch!«
    Yeza hob den Arm, als würde sie sich zieren, sie brachte die Waffe hinter ihren Kopf, sie spürte den Stahl durch ihr Haar hindurch.
    »Da hast du ihn!« sagte sie und schleuderte die Klinge gegen Yarzinth.
    Sie flog nicht schnell, doch sich wirbelnd überschl a gend; er konnte sie nicht fangen, ihr aber auch nicht au s weichen. Das Moschuselixier ergoß sich über seine nackte Brust.
    Ehe sich noch der Duft ausbreiten konnte, schoß Styx durch die Luft. Sein Aufprall warf Yarzinth mit Macht z u rück in das Gitterwerk. Styx hing an seiner Kehle – doch da knallten schon die Kieferladen des stählernen Gebisses zusammen. Die Dornen nagelten Hund und Herrn zusa m men, mit einem Geräusch, das Yeza zum erstenmal die Augen schließen ließ, so daß sie die aus dem Fleisch r a genden Stacheln und das Spritzen, dann Rinnen des Bluts gar nicht mehr wahrnahm. Und dann war es still.
    Und in die Stille hinein vernahm Roç als erster das kni r schende Geräusch. In seinem blinden Tötungsrausch ha t te Styx die Kette gestreift und sie nahezu gänzlich aus ihrer Halterung gerissen. Die war im Boden eingelassen, gerade gleich weit entfernt von Roç an der Säule und Yeza vor dem Gatter. Sie starrten beide auf den Haken, der sich vor ihren Augen langsam aufbog.
    Yeza trat zur Seite, und die Kette peitschte durch die Luft, schlug klirrend an das Eisengitter. Die Rolle quietsc h te kurz auf, und das eichene Schleusentor stürzte dumpf in den einzigen Auslaß des Dammes auf der and e ren Seite des Gatters mit den Toten in den Dornen. Das leise Plätschern in der Rinne erstarb. Das Wasse r t rat schnell über den Rand und ergriff mit sich ausbreitenden Lachen Besitz von dem steinernen Boden der Kammer.
    »Oh, Styx!« sagte Yeza. »Das hab ich nicht gewollt!«
    Sie hatte sich, seitdem das Gatter vor ihren Augen zug e schlagen war, nicht mehr nach den aufgespießten Kö r pern umgedreht und vermied es auch

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