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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hockten vorne im Bug und rührten sich nicht. Sie hatten keine Angst, sondern wollten Hamo ›nicht noch verrückter machen‹.
    Mit einem vernünftigen Paar Ruder hätte er den unteri r dischen Säulenwald längst hinter sich gebracht! Dazu kam diese unheimliche Stille, in der jeder aus den G e wölben fallende Tropfen ihn zusammenfahren ließ. Hielt sich noch jemand anderes in der Zisterne auf, versteckte sich hinter der nächsten Säule, glitt pfeilschnell aus einer Seitengasse oder folgte abwartend ihrer Spur? Jedes Umschauen brac h te ihn vom Kurs ab; er war sich sowieso schon nicht mehr ganz sicher, ob er nicht die Richtung verloren hatte, im Zickzack, im Kreise herumstakte? Eine Säule war wie die andere, ihr Abstand war gleich, und ein Ende des Sees, gar der einzige Ausgang, waren nicht in Sicht – oder hatte er ihn bereits verfehlt?
    Hamo schwor sich, jetzt einfach geradeaus zu halten, i r gendwann mußte er ja an eine Wand stoßen, an der er sich dann mit dem Boot entlangtasten könnte. Der junge Graf fühlte sich elend schlapp und angespannt zugleich.
    Roç und Yeza hatten es ihm auch nicht leichter gemacht. Er spürte die Verantwortung wie einen Alp im Nacken, auf der Brust, überall! Sein Druck wollte ihm die Luft nehmen. Diesmal waren es keine hergenommenen Wa i senkinder – und Guiscard war auch nicht da!
    Hamo hatte die Kinder immer wieder zur Eile antreiben müssen, denn sie erwarteten, daß William ihnen nachko m men würde, sie drehten sich immer wieder nach ihm um. Mühsam, bemüht seine eigene Angst nicht zu zeigen, hatte er sie überreden können, den Pavillon zu verlassen, aus dem sie unbedingt ihre liebsten Spielsachen, Dolch, Bogen und Pfeile, mitschleppen mußten.
    In der unterirdischen Zisterne angelangt, hatte er sie in das bereitliegende Boot verfrachtet, doch Yeza bestand darauf, erst noch ein anderes zu finden, das für William bestimmt sein sollte, wenn er gleich dort einträfe. Also war Hamo durch das Riesengewölbe gestakt, um zw i schen den Hunderten von Säulen ein weiteres Gefährt aufzutreiben, dabei wollte er diesen Ort so schnell wie möglich verla s sen, wußte er doch, daß viele geheime Gänge dort münd e ten, und jederzeit konnten aus einem auch die Verfolger auftauchen.
    Sie entdeckten schließlich ein halbversunkenes Schif f lein, schleppten es zum Steg, wo sie es festbanden. Aufs Wasse r ausschöpfen hatte er sich dann nicht mehr eingelassen, so n dern sich hastig auf den Weg gemacht. Moc h ten die Kinder schmollen. Ihn, Hamo – ausgerechnet ihn, der mit den ga n zen Machenschaften seiner Mutter und ihrer Freunde nichts zu schaffen haben wollte, der nach der Lawine einfach d a vongelaufen war, dem der ›Große Plan‹ zum Hals raushing – ihn hatten die Kinder mal wieder ei n geholt, und er konnte sie nicht sitzenlassen. Er mußte da durch!
    Und als habe ihn die große Unbekannte, die Macht des Schicksals, gerade jetzt in seiner Not erhört, sah er plöt z lich vor sich die ins Wasser führende Treppe des Da m mes, der die Zisterne abschloß. Mit einem letzten Stoß landete er das Boot an.
    Roç und Yeza sprangen auf und gleich hinüber auf die Stufen. Sie erinnerten sich an den Weg, den sie bei ihrer Ankunft gekommen waren. Ehe Hamo die Stange wegl e gen konnte, waren sie schon auf der Mauer.
    »Das Gatter ist offen!« schrie Yeza begeistert und stürmte auf der anderen Seite hinunter. Roç, der immer seinen Bogen erst mal ordentlich schultern mußte, folgte ihr, doch kurz darauf, Hamo hatte gerade das Boot an dem Poller festgebunden, erschien Roç kreideweiß wieder auf der Dammkrone.
    »Die Tür«, sagte er leise, »sie hat gewackelt – und wir sind nich t a uf die Schwelle getreten –« , fügte er gleich hi n zu, »als wolle sie zuklappen!«
    Hamo nahm die Ruderstange wieder auf, Roç legte e i nen Pfeil auf seinen Bogen, und sie eilten sich, Yeza zu fo l gen.
    Sie stand in der Mitte der Kammer an der Kupferröhre und wirkte verstört. »Für mich ist hier jemand!« sagte sie.
    Da fiel krachend hinter ihnen das eiserne Tor zu. Die beiden mit Stahlspitzen besetzten Flügel waren wie von einer unsichtbaren Hand in Bewegung gesetzt worden. Wie sich jetzt zeigte, waren die Stacheln so angeordnet, daß nicht einmal eine Katze hätte ihren Leib retten kö n nen – sie wäre durchbohrt und aufgespießt worden, von beiden Se i ten!
    »Ich wette«, sagte Roç in die Stille des Schreckens, »die vorne ist auch zu!«
    »Laßt uns lieber wieder zum Boot gehen.« Hamo

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