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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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jetzt. Nur Roç starrte i m mer noch gebannt auf das Tor, in dem Yarzinth und sein Hund wie ein Leib zusammengepreßt hingen. Er konnte seinen Blick nicht losreißen von dem Bild, aber näher ra n gehen mochte er auch nicht.
    »Wir müssen Hamo wecken!« sagte er. Er nahm das a b gesplitterte Teil des Ruderholzes und schlug damit an die Kupferröhre. Yeza schöpfte mit beiden Handflächen Wa s ser aus der Rinne, ging zu dem immer noch am Boden Li e genden. Sie träufelte ihm das Wasser ins Genick. Er b e wegte sich stöhnend.
    »Ich dachte schon, du bist auch tot«, sagte sie laut. »Wir werden jetzt ertrinken. Und Ertrinken ist gefährlich«, setzte sie ernsthaft hinzu.
    Das Wasser hatte sich jetzt schon fingerhoch ausgebre i tet und auch Hamo erreicht. Er stützte sich auf, schüttelte den Kopf, er hatte eine blutige Beule.
    »Steh auf, Hamo«, sagte Yeza. »Wir ertrinken!«
    Roç schlug wie wild auf die Röhre ein. Ihr Klang war aber nicht mehr das hallende Dröhnen, sondern ein dum p fes Hämmern wie aus der Tiefe. Das Wasser hatte ihren unteren Rand erreicht und stieg.
    Die Rochade
    Konstantinopel, Kallistos-Paîast, Herbst 1247 (Chronik)
    Ich kam erst wieder zu mir, als sie mich wie eine abg e stochene Sau die Kellertreppe hochschleiften. Zwei schwarze Mönche hielten mich an den Armen; die meine Beine gefaßt hatten , konnte ich nicht sehen, denn mein Kopf hing runter, schlug an etliche Stufenkanten, wenn ihn nicht gerade der Absatz eines Stiefels hochschleuderte – von ›zu mir ko m men‹ konnte somit eigentlich nicht die Rede sein. Ich bl u tete wie ein Schwein. Vitus ’ Knechte mußten mich mit aller Gewalt aus den Widerhaken des Trichters gerissen h a ben, ich kannte ja die Messer, die sich unweigerlich ins Fleisch schnitten und bohrten. Vitus hatte nicht viel Federlesens gemacht mit mir dickem Pfropf, schon aus Wut da r über, daß ich ihm so den Fluchtweg der Kinder anzeigte, als es längst zu spät war, ihnen zu folgen.
    Als wir endlich oben ankamen, was ich nur noch dan k bar vermerkte, weil mein armer Hinterkopf nicht mehr Stoß für Stoß die Stufen zählen mußte – meine schöne Kopfb e deckung, die ihn sicher geschützt hätte, war in den Dornen der Öffnung hängengeblieben –, wischte eine braune Kutte zwischen all den schwarzen über mich hi n weg. Benedikt! Sie hatten auch den Polen mitgeschleppt.
    Mein Fleisch brannte wie Feuer, mein Schädel dröhnte wie eine Kesselpauke, auf die eine Schlacht lang eing e schlagen wurde, ich wünschte mir nur, sie würden mich endlich fallen lassen, liegenlassen, damit ich in Frieden ausbluten konnte, mich hinüberretten in die Wolken, in denen die Schmerzen mit den Sinnen schwinden. Doch statt dessen richteten mich grobe Hände auf, hielten mich wie eine blutige Wurst hoch, in die tausend Gabeln gest o chen hatten. Vor meinen Augen stieß Vitus den Ben e dikt mehr, als daß er ihn schob, auf die Bühne, wohin man schon Pian befohlen hatte. Ich sah die erst schweigend e r regte, dann johlende Meute am Fuß der Bühne, alles im Saal drängte jetzt nach vorn. Mit verzerrtem Gesicht schubste Vitus den Benedikt an die Seite des Mi s sionars, riß ihm den Arm hoch, als wolle er einen Faus t kämpfer zum Sieger erklären.
    »Dies ist der wahre Begleiter des Pian del Carpine!« brüllte er triumphierend. »Nicht William«, er zeigte r ö chelnd auf mic h s chwankenden Sülzbeutel, »sondern B e nedikt von Polen hat in Wahrheit –« Ich hörte sein G e schrei nicht mehr, mir wurde immer schwindeliger.
    »Huwa sadiq al-mubassir!« Ich sah, wie die beiden ar a bischen Kaufleute wie Katzen auf die Bühne sprangen, im Sprung beiden Dolche aus den Händen wuchsen und die Schneide des einen sich in Benedikts Brust senkte, einmal, zweimal, dreimal – und dann blitzte auch mir schon das Eisen, es traf mich irgendwo an der Schulter, denn mit fle t schendem Wolfsrachen hatte sich Vi-tus auf meinen Ag g ressor gestürzt – ein Schrei gellte:
    »Assassinen!«
    Benedikt stürzte, sich vergeblich an Pian klammernd, zu Boden. Sein Mörder, es war der Jüngere der beiden, sprang mit einem Satz durch das kleine Fenster, das auf das Vo r dach des Einganges führte. Doch mein Angreifer konnte sich nicht retten. Vitus hatte ihm das lose Ende seiner Handkette von hinten um die Gurgel geworfen, und mit dem Griff des geübten Henkers würgte er ihn – die Klinge fiel scheppernd aus der erschlaffenden Hand des freundl i chen älteren Arabers.
    Erst als die kräftigen Pranken der

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