Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Templer dem Viterb e sen sein Opfer entrissen, konnte der leblose Körper zu B o den sinken, neben Benedikt, der schon tot und steif dalag.
Ich hatte den Stich als Wohltat empfunden, als B e freiungsstoß. Endlich ließen mich auch meine schwarzen Mönche fahren, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich sac k te in mich zusammen, ich ruhte – und wurde auch steif und starr. Der Tod kam nun sicherlich auch zu mir, doch wa r um arbeitete mein Gehirn noch immer so au f merksam? Ich konnte längst keinen Muskel mehr rühren, selbst meine Augäpfel gefroren wie zu Eis, sie sahen noch, aber ich konnte sie nicht mehr drehen – meine O h ren hörten noch scharf und fein jedes Geräusch.
Der Saal kochte nun endlich über wie Milch, die man vergessen hatte vom Feuer zu nehmen. Ich sah zwischen den Beine n d er mich Umstehenden, wie Sigbert die von Otranto um die Gräfin und Clarion scharte, auch Mad u lain war dabei – nie würde ich meiner Prinzessin mehr in die schönen Augen schauen. Ich sah, wie sie mit erhob e ner Fahne aus dem Saal zogen, mich einfach hier liege n ließen, aber ich konnte sie ja nicht rufen; gern hätte ich ihnen vor dem Absterben auch meines Hirnes Grüße an die Kinder aufgetragen, ihnen gesagt, daß ihr William auch vom Himmel aus sie behüten und beschützen wolle, daß er sie von ganzem Herzen liebe!
Jetzt hatten auch Vitus und Simon den Abgang der O t ranter bemerkt.
»Ihr dürft sie nicht fliehen lassen!« heulte der Viterbese auf.
»Wollt Ihr sie aufhalten?« höhnte Simon. »Auch sie mit bloßen Händen?«
»Sie können ja nicht entkommen«, beschwichtigte Fra ’ Ascelin die Streithähne, »unser Schiff –!«
Sein Blick aus dem Fenster hinunter zum Goldenen Horn zeigte ihm den päpstlichen Schnellsegler, der gerade mit geblähtem Tuch den Hafen verließ.
»Halt! Halt!« brüllte Vitus, als sollte seine Stimme bis zu den Hafenbehörden dringen. »Jemand muß –«
Vitus brachte nur noch ein Röcheln hervor. Gleich wird er einen Herzschlag erleiden, dachte ich, dann ist auch er tot. Er war an das Fenster gesprungen. Jetzt stürzt er sich hinaus, freute ich mich, aber er lehnte nur stöhnend in der Öffnung und starrte dem davonsegelnden Schiff nach.
»Wie konnte der Kapitän … ich bringe ihn um!« Er schüttelte die Fäuste, daß die losen Kettenenden klirrten. »Wer hält jetzt die verdammte Gräfin auf?«
»Die Kinder fangt Ihr sicher ein andermal!« spöttelte Ascelin, dabei kochte er sicher vor Wut. »Ihr habt dank Eurer genialen Strategie unser Schiff gegen William von Roebruk eingetauscht, den könnt Ihr ja als Trophäe zu Fuß, auf Eurem Rücken –«
»Nach meinem unmaßgeblichen Dafürhalten«, der B i schof verstärkte genüßlich die Verspottung des Viterb e sen, »ist der nicht transportfähig!«
Ich sah jetzt die Beinkleider aller um mich versammelt.
»William ist tot!« beendete die Stimme Gavins das G e zänk. Die Hand des Templers strich mir über die kalte Stirn, ohne daß ich sie noch verspürte und drückte sac h kundig mir die Lider über die erstarrten Augäpfel …
Die Ehre Otrantos
Konstantinopel, Hafen, Herbst 1247
Das Wasser stand Hamo bis zu den Knien und den Ki n dern bis zum Bauch. Es stieg nur unmerklich, aber es stieg. Sie standen bei der Säule, dem einzigen im Raum, an dem man sich festhalten konnte, wenn darin noch ein Sinn lag. Sie hatten es längst aufgegeben, mit den beiden Stücken des Ruderholzes auf die Röhre einzuschlagen; sie gab ke i nen Klang mehr ab, und das Kupfer war zerbeult. Die Hö l zer schwammen irgendwo im Wasser.
Sie hatten mutig an dem hinteren Gatter gerüttelt, zu dritt, es hatte sich nichts gerührt. Zum vorderen trauten sie sich nicht. Nur Yeza war, bevor das Wasser alles b e deckte, vormarschiert, den Blick fest auf ihren Dolch gerichtet, der unterhalb der beiden Leichen im Gitter auf dem Steinboden lag. Sie hatte ihn sich geholt, ohne au f zuschauen, und ihn wieder sachgerecht hinter ihrem Kr a gen verstaut. Das war alles, was man machen konnte.
So langsam hatte sie sich Ertrinken nicht vorgestellt, fast langweilig. Auch Roç klagte nicht, er war nur sehr still und so ernst. Bloß Hamo stöhnte und machte groß was her aus seiner Beule. Wie kann man auch so blöd sein, gänzlich unbewaffnet herumzulaufen! Er hatte ein feue r rotes Ohr, was ihn auch nicht schöner machte, eher komisch. Nie würde aus Hamo ein Ritter werden!
Er kühlte pausenlos seinen Schädel, indem er mit Hand Wasser schöpfte und es sich an die
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