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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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wollte Roç wissen, der andächtig zugehört hatte, während Yeza einen Strauß vertrockneter Blumen aus dem Heu zusammenraffte.
    »Bruder Franziskus kommen die Tränen ob des Esels Leid, und er tröstet ihn. ›Schau‹, sagt er, ›auf Gott, und sieh, wie er dir gleicht. Hat er nicht den Mund wie du, von Pein verzerrt? Hat er nicht die Trauer deiner schönen gr o ßen Augen, unter samtenen Wimpern? Und die O h ren? Hat er sie nicht dem Herrn Jesu langgezogen, damit er vom Himmel deine Plagen erhört, ist es doch seine Haut, die er zu Markte trägt, sein Rücken trägt das Leid der Welt und erhält die Schläge obendrein – iiaaah, iiaah, schreit er, wie ihr im Schmerz, den er wie ihr erduldet. Wer den Herrn schimpft mit euren Namen, der weiß nicht, daß Gott lächelt o b s olcher Komplimente.‹ Da lachten die Esel glücklich und schrien allesamt: ›Yyyah-yaah!‹«
    »Willst du nun ein Esel sein, William?« fragte mich Roç ernsthaft.
    »Ich weiß nicht«, überlegte ich. »Was könnt ’ ich mir noch besseres wünschen, wenn Gott selbst ein Esel ist!«
    Yeza überreichte mir den Blumenstrauß. »Du mußt ihn nicht fressen, William, aber du kannst daran riechen«, und sie legte blitzschnell ihre Ärmchen um meinen Hals und umarmte mich.
    »Von wem ist diese lästerliche Legende, doch nimmer von diesem Heiligen aus Assisi?« amüsierte sich Ko n stanz, der mir unbemerkt zugehört hatte.
    »Ihr habt recht!« mußte ich eingestehen. »Sie ist von Bruder Roberto di Lerici, der dafür vierzig Streiche mit dem Eselsziemer bekam und vierzig Tage unterm Joch!«
    »In meiner Heimat hätte man ihm den Kopf abgeschni t ten: Du sollst dir kein Bild machen …«
    »William ist kein Esel!« baute sich Roç in Verteid i gungsstellung vor mir auf.
    Konstanz fuhr lachend fort: »Ihr Christen! Da verbrennt ihr die Reinen als Häretiker und macht euch Gott den Al l mächtigen allerliebst familiär und gemein mit Vater, Mu t ter, Sohn und Krippengetier –«
    Ich schwieg betroffen. Für mich stammte dieser Kon s tanz, den die Gefährten manchmal als ›Prinz‹ titulierten, aus dem Morgenland; sicher war er ein Moslem. Gerade deshalb fuchste es mich, daß ich ihm nicht widersprechen konnte.
    Erst jetzt schleppten die Knechte einen gewaltigen B a dezuber herbei und stellten ihn vor dem Karren hin, wä h rend die Mägde unterm ›Juk‹, wie wir in Flandern sagen, je zwei Holzeimer voll dampfenden Wassers herantr u gen.
    Doch bevor sie noch das Bad einlassen konnten, traten Crean und Sigbert aus dem Donjon. Unser Anführer ze r störte mi t k napper Geste unsere Vorfreude und half dem Deutschen aufs Pferd. Sigbert schien dem Weine tapfer zugesprochen und wohl als einziger dem Burgherrn, der hinter ihnen erschien, Paroli geboten zu haben; denn Crean schien genauso stocknüchtern zu sein wie Ko n stanz.
    »Wann trifft man hier schon inter pocula einen so stan d festen Ritter des Kaisers!« Xacbert de Barbera schnaubte vor Rührung in sein Schneuztuch, küßte den Kindern die Hände, schlug dem wankenden Sigbert nochmals freun d schaftlich auf die Schenkel, bevor wir – ungebadet, dafür unter Eskorte, darauf hatte der Burgherr bestanden – von Queribus aus uns nun nach Nordosten wandten.
    Les Gitanes
    Camargue, Sommer 1244 (Chronik)
    In dem Maße, in dem wir okzitanischen Boden verli e ßen, suchte Crean wieder mehr den Schutz der Wälder. Umsic h tig und oft abgesessen folgten wir Wildbachläufen, und in Hohlwegen umwickelten wir die Räder. So tast e ten wir uns durch die Provençe.
    Die Kinder waren meist wach und unterhielten sich leise in der langue d ’ oc, wohl um mich nichts verstehen zu la s sen. Ich lächelte ihnen aufmunternd zu.
    Yeza war die furchtlosere von beiden. Tröstend legte sie immer wieder ihre Arme um den verschreckten Roç, der sich ängstlich ins Heu drückte, jedesmal wenn uns ein W a gen oder Reiter begegnete.
    Es waren mehr und mehr dunkelhäutige Gitanos, die die gleichen Wege zogen wie unser kleiner Trupp. Ihre Fra u en waren farbenprächtig, grell gekleidet und hockten meist inmitten einer ansehnlichen Kinderschar auf ihren mit Hausrat und Handelsware voll beladenen Karren: Wir wa r en in die Camargue eingedrungen!
    Yeza kam zu mir auf den Kutschbock gekrochen, um neugierig am Treiben des fahrenden Volkes teilzuhaben, aber sofort schloß der bärbeißige Sigbert zu uns auf und hieß mich dafür zu sorgen, daß niemand die Kinder zu G e sicht bekomme. Yeza kletterte folgsam zurück – nicht ohne ihm

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