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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Mädchen verkleideter Knappe, dem der Sinn nach Ruhmestaten und Abenteuer steht. Sie war forsch, keck, oft frech. Der bärbeißige Si g bert hatte sie in sein Herz geschlossen. Doch Hinweise auf ihre Herkunft gaben beide nicht, und Crean wagte ich erst recht nicht zu fragen.
    Ich kontrollierte noch einmal, ob sie auch gut zugedeckt waren. Sie schliefen bereits fest, ihre Arme fest ineina n der verschränkt. Ein Lächeln lag über ihren müden G e sichtern, ein Zauber ging von ihnen aus, der mich unmerklich g e fangennahm.
    Die faidits begannen zotige Sirventes zu trällern, die vor allem von König Ludewig und seinen Pfaffen handelten. Ich vermochte lange keinen Schlaf zu finden. Seltsame Traumgesichte suchten mich heim.
    Über den bläßlichen Rauchfahnen des erlöschenden Scheiterhaufens, welche wie tiefhängende Wolken am Pog entlangstreichen, ragt die Burg unversehrt gen Hi m mel, der uns allen ist. Auch für Ketzer?
    Als der letzte Besatzer die Festung verlassen hat, stü r men die Franzosen, die Söldner vorweg, durch das offene Burgtor. Die Plünderer sehen sich reich belohnt, denn die Katharer hatten auf ihrer letzten Reise nichts mitgeno m men, doch der kurz darau f e intreffende Erzbischof findet nicht das, wonach er sucht, so sehr er auch seine Soldaten jeden Winkel ausforschen läßt, sie in die Tiefen der Kave r nen, selbst als Taucher in das dunkle Wasser der Z i sterne hetzt: Der geheimnisvolle »Gral«, kostbarer Schatz der verdammten Ketzer, läßt sich nicht finden – und fr a gen kann er keinen mehr.
    Pierre Amiel ist begleitet von seinem Kollegen, dem B i schof Durand, der auf der Barbacane die Demontage se i nes Augapfels, der adoratrix murorum beaufsichtigt hatte und nun – von fachmännischer Neugier getrieben – einen Blick hinter die Mauern werfen wollte, die seiner Stei n schleuder so unbeeindruckt widerstanden. Ihn amüsiert die vergebl i che Suche, das hastige Abklopfen der Wände, das Heru m gestochere in der Zisterne und im Schutt der Ziegel; selbst den steinigen Boden des Burghofes läßt der Legat an ein i gen Stellen aufhacken. Nichts! Sie stoßen nur auf die s i nistre Gestalt des Inquisitors, den Domin i kanermönch, der erst zum Autodafe der Ketzer aus dem Nichts erschienen war, sich keinem vorgestellt hatte und nun hier oben h e rumstöbert. Was suchte er? Was hatte er hier zu suchen?!
    »Wollt Ihr ernten, was Ihr nicht gesät?« geht der Legat erbost den dunklen Mönch an. »Der Schatz gehört denen, die darum gekämpft –«
    Der hochgewachsene Mönch, er ist von kräftiger, ja grobschlächtiger Statur, wendet sich mit provozierender Langsamkeit, er würdigt den Legaten nur eines gerin g schätzenden Blickes. »Er gehört dem König von Fran k reich«, grollt er, »wie jedes Ding! Ihr werdet ihn auch nicht finden. Der Kirche gebühren die sündigen Seelen – und bestenfalls die Leiber, denen sie innewohnten.«
    »Waren sie Ketzer, so wurden sie verbrannt!« Pierre Amiel läßt sich einschüchtern, und der Inquisitor beißt zu.
    »Es konnte Euch gar nicht schnell genug gehen!« poltert er. »Ihr seid der Inquisition auf schlimme Weise in den Arm g ef allen. Ein erklärter Feind der Kirche hätte ihr nicht bösartiger Schaden zufügen können. Ihr habt die Mäuler gestopft, die sprechen sollten, Ihr habt die Gehirne ausg e löscht, die wissen konnten – und wußten!«
    Der Legat ist aschfahl geworden wie die nackten Stei n wände, die sie umgeben; er ringt nach Worten für eine a n gemessene Erwiderung, eine Zurechtweisung dieses U n verschämten. So nutzt Durand die Stille.
    »Das mystische Heilssymbol der ›Reinen‹ ist en t schwunden«, spricht er leise, wie zu sich selbst, »nachdem es seinen Gläubigen offenbart ward und ihnen letzten Trost gespendet.« Wer ihn nicht genau kannte, wußte nie, ob er spottete oder nur auf den Leim locken wollte.
    Der Inquisitor mißt ihn mit einem Blick, nicht wie man einen Gegner taxiert, sondern wie ein Henker, der Maß nimmt. »Ihr seid weit entfernt vom Sprachgebrauch uns e rer heiligen Ecclesia catolica, doch in gefährlicher Nähe ke t zerischen Gedankenguts, Exzellenz!« bedenkt er die Inte r vention des Bischofs von Albi, um sogleich une r schrocken und mit einem hemmungslosen Donnerwetter wieder über den Legaten herzufallen: »Ihr habt den Gral gerettet, weil dieser in Eurem begrenzten, rachsüchtigen – und, wie ich sehe, auch goldgierigen Verstande, so Ihr denn welchen habt! – nichts als einen ›Schatz‹

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