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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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erfuhr Crean vor einer Taverne von einem Zwi e lichtigen, der sofort wieder in dem Gewimmel ve r schwand. Also würden wir in dieser Absteige die Nacht verbringen.
    Dem zahnlosen Patron fuhr diese Ehre als Schreck in die Glieder, die seiner elenden Hütte von solch erlauchter Re i segesellschaft widerfahren sollte. Ein Goldstück ließ jeden Einwand verstummen, nicht jedoch das Gebrüll, Gefluch, Gekreisch der Matrosen, der Dirnen im Schan k raum. Aber es verebbte für eines Schluckes Länge; schließlich wurden solche Orte nicht jeden Tag von Tempelrittern samt Ento u rage aufgesucht, noch von Franziskanern, die auf sich hie l ten! Doch dann rissen sie ihre Mäuler wieder auf, wandten sich die Blicke wieder von uns ab – bis auf die von zwei Gestalten in einer E c ke, die ich sofort wiedererkannte: die beiden ›Assass i nen‹!
    Wir erhielten den besten Tisch geräumt, das Gesindel machte eilfertig Platz, und wir setzten uns zum Mahl, das bald zum Umtrunk ward. Ein tolosanischer Hufschmied und ein Färbergesell aus dem Arriege empörten sich n e ben mir mit gedämpfter Stimme über das Wüten der I n quisition in ihrer Heimat:
    »… aus den Waisenhäusern, ja selbst aus den Krippen der Pfarrhäuser zerren sie die Kinder!«
    »Sie machen Jagd auf jedes, das laufen und sprechen kann, vom dritten Lebensjahre an aufwärts bis hinauf zum siebenten, für das sich nicht ein Elternpaar verbürgt, dessen Geburt und Taufe nicht von der Kirche bestätigt.«
    »König Herodes«, keifte ein Fischweib dazwischen, »hat es nicht ärger getrieben!«
    »Und besonders grausam schurigeln sie das fahrende Volk, das sie verdächtigen, Ketzerkindern Unterschlupf zu bieten, dene n s chlagen sie auch die eigene Brut tot, spießen sie auf vor ihren Augen – es ist eine Schand ’ !«
    »Paßt nur auf«, wandte sich der Hufschmied an mich, »daß Eure beiden Balgen« – er zeigte auf Yeza und Roç, die Gott sei Dank zu müde waren, um dem immer lauter und erregter geführten Gespräch im Lärm der Taverne z u zuhören – »ihnen nicht in die Hände fallen, falls Ihr in die Ketzergegend wollt.«
    Ich hütete mich zu sagen, daß wir grad von dort kämen, und lächelte gequält. »Sie sind christlich«, flüsterte ich, »und von Stande.« Ein hinweisender Blick auf meine Templer unterstrich die Glaubwürdigkeit meiner Ang a ben.
    Sigbert und Konstanz begaben sich ins Freie, um nach dem Schiff Ausschau zu halten. Ich brachte die Kinder zu Bett, in einem Verschlag, in dem die Frau des Wirtes hurtig frisches Stroh aufschüttete. Sie hatten sich erstaunlich r u hig in das Abenteuer geschickt, nachdem Crean ihnen von einer langen Reise erzählt hatte, an deren Ende sie ihre Amme wieder in die Arme schließen würde. Ho f fentlich löste mich dieses Milchweib bald ab, denn mit der Mutter mochte ich nicht mehr rechnen. Für mich g e hörte die Dame zu den Ketzerinnen, die den Feuertod für ihren Irrglauben ihren Mutterpflichten vorgezogen hatte – sonst wären die Kinder ja nicht weggebracht worden!
    Oder drohte ihnen Gefahr? Mörderische Verfolgung von der üblen Art, wie in der Schankstube die Leute zu beric h ten wußten. Warum ließ der Herodes die kleinen Kindlein umbringen? Weil er des einen Christkindes habhaft werden wollte. Warum aber sandte die Kirche ihre Würgeengel aus? Das Alter stimmte so ungefähr.
    Ich war gewarnt, und mein Unwissen bedrückte mich. Yeza und jetzt auch Roger fanden alles bisher Gescheh e ne furchtbar aufregend, keiner weinte mehr, dafür war ihre Neugier immer schwerer zu stillen. Ich beantwortete g e duldig alle Fragen, wobei ich der Zufriedenheit der Kleinen meist den Vorzug vor der Wahrhaftigkeit gab. Lehrt nicht auch die Kirche, die B e glückung durch den Glauben über menschliche Besserwi s serei zu stellen?
    Ich wartete, bis sie endlich eingeschlafen waren. Gerade wollte ich wieder den Schankraum betreten, als die Tür aufgerissen wurde: Soldaten des Königs! Ich sah, wie die faidits aufspringen wollten und Crean sie niederdrückte auf die Bank. Zur Tür kam ein edler Herr herein, umg e ben von einem stattlichen Gefolge, aus dem sich ein Ri t ter löste und auf Crean zuging:
    »Oh, der Herr von Bourivan!« rief er scheinbar arglos erfreut, »seit wann im Orden?«
    Crean hatte sich sofort gefaßt. »In geheimer Mission!« beschied er den Erstaunten, der jetzt mißtrauisch nachfra g te: »Dienen wir dem gleichen König?«
    Ich nestelte hastig meine Bestallungsurkunde mit König Ludwigs Siegel aus meiner

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