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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Brusttasche – ich führe sie i m mer am Leibe mit – und trat schnell hinzu: »Wir sind auf dem Weg zu ihm!« Ich wedelte mit dem Dokument. »Die Herren sind zu meiner Eskorte abkommandiert!« fügte ich weltläufig hinzu. »Mit wem habe ich armer Bruder Wi l liam, Prior des Ordo Fratrum Minorum, die Ehre?«
    Crean stellte verdutzt seinen Landsmann Oliver de Te r mes vor, und der wiederum beeilte sich, seinen hochst e henden Begleiter, den Grafen Jean de Joinville, ins rechte Licht zu rücken, der sich in diesen Hafen begeben habe, um Schiffsraum für sich und seinen Vetter nebst ihren V a sallen zu bestellen; denn man wolle den König von Fran k reich bei seinem anstehenden Kreuzzug begleiten. Crean bat die Herren an unseren Tisch, den die faidits in ihren armigieri -Kutten gern räumten, war ihnen doch die Nähe französischer Soldaten gar sehr zuwider, die jetzt stehend einen Schutzwall – oder eine Gefängnismauer? – um uns bildeten. So wehrte ich bescheiden ab, dort Platz zu ne h men, wenngleich an Flucht nicht zu denken war. Ich dachte an die Kinder und hoffte, sie schliefen fest.
    »Und wie könnt Ihr es wagen, Herr Oliver« – Crean ha t te seine Sicherheit wiedergefunden, und Angriff ist b e kanntlich die beste Verteidigung –, »den edlen Sen e schall der Champagne in diese Spelunke zu führen?«
    Joinville enthob seinen Attache der Antwort. »In gehe i mer Mission …! « Er lächelte mir zu, und ich machte b e scheiden schweigend mein ›frommes‹ Gesicht, die Hände vor dem Bauch faltend. »Wir kommen gerade vom alle r christlichen König, der zu Aigues Mortes«, erläuterte er bereitwillig, »seinen Bauplatz inspiziert, wo er uns um ein anderes Mal leuchtendes Beispiel seines Sinnes für me n schliche Gerechtigkeit und gottgewollte Ordnung gab. K ö nig Ludwig verließ gerade die Kapelle, das erste Gebäude, das er in seiner Kreuzfahrerstadt hatte errichten lassen, als er den Karren des Profosses von Paris erblic k te, mit den Leichen von drei Männern darauf, die ein Priester erschl a gen hatte. Es waren aber Sergeanten der Krone. Er ließ den Pro-foß Bericht erstatten, und es kam zutage, daß diese in einsamen Straßen Leute überfallen und ausgeplündert ha t ten, und keiner hatte es gewagt, sie anzuzeigen, weil sie doch des Königs Rock trugen.«
    Der Graf schien mir ein arger Schwätzer zu sein, doch mußte er wohl über politische Fähigkeiten – oder Bezi e hungen – verfügen, sonst wäre er nicht Seneschall! Jede n falls mußten wir uns den Kriminalreport lang und breit a n hören, während wir wie auf glühenden Kohlen saßen, ich zumindest in der begründeten Furcht, die Ki n der könnten jeden Moment schlaftrunken bei uns aufta u chen, was sie gern taten – Roç, wenn er schlecht g e träumt hatte, Yeza aus purer Neugier. Auch Crean war bemüht, seine Nervos i tät zu verbergen.
    »So«, fuhr Joinville ungerührt fort, »lief ihnen auch di e ser schmächtige Kleriker in die Arme; sie zogen ihn aus bis aufs Hemd und jagten ihn unter Hohngelächter davon. Der rannte, ohne ein Wort zu sagen, zu seiner Schlafste l le und erschie n p lötzlich wieder mit einer Armbrust und einem Schwert. Die drei Sergeanten lachten noch immer, als er den ersten von ihnen mitten durchs Herz schoß; da nahmen die beiden anderen Reißaus. Der eine versuchte durch e i nen Gartenzaun zu entkommen, doch unser Pri e sterlein schlug ihm ein Bein ab, daß es allein im Stiefel steckte. Dann lief er dem anderen nach, der jetzt gellend um Hilfe schrie, bis ein Hieb ihm den Schädel bis zum Kiefer spalt e te. Keinerlei Reue zeigend, stellte sich der Priester dann dem Arm des Gesetzes, so daß der Profoß ihn ohne G e genwehr mitnehmen konnte.«
    Meine Hoffnung, die Geschichte könne damit ihr B e wenden haben, wollte sich nicht erfüllen. Wie nur von mir wahrgenommen, waren Konstanz und Sigbert zurückg e kehrt, hielten sich aber im Hintergrund. Wozu die Situation noch damit belasten, daß auch sie dem Grafen vorgestellt werden müßten! Unter welchem nom-de-guerre? Die Ritter vom Tempel sind durchwegs vom fränkischem Adel, z u mindest erwartet man auf dem B o den Frankreichs nicht gerade einen unverkennbaren Deutschen und noch weniger einen Sizilianer – wenn er denn einer war! Gefahr drohte auch weniger von dem Erzähler der Moritat als von diesem Oliver, wohl einem Abtrünnigen der katharischen Sache, wie mir sein Name verriet, jetzt im Dienste des Königs. Renegaten müssen sich immer verdienter machen als

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