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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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spielen, und der Totschläger als beispielhaft hinstellt! Dieser König, der die edelsten seiner Untertanen der Ki r che, der Inquisition, dem Scheiterhaufen ausliefert, dieser ›Heilige‹ soll jetzt auch noch mit einem Heer beutegieriger, skrupelloser Abente u rer über das Land herfallen, das sie zur Unterstreichung ihres Besitzanspruchs in ›Terra Sancta‹ umtauften, dem sie nichts als Friedlosigkeit und Verderben bringen werden? – Oh, ich bete von ganzem Herzen, daß diese beiden Männer ihr Leben erst dann lassen, wenn sie ihre noble Aufgabe erfüllt haben!«
    Der Herr von Bourivan hatte sich in Rage geredet; es war besser, ihn nicht noch mehr zu reizen. »Und jetzt, Wi l liam von Roebruk, kannst du gehen und für das Gegenteil beten; damit befindest du dich dann in bester christlicher Gesellschaft, doch bild dir nicht im Traume oder sonst i ger Inbrunst ein, daß Jesus Christus mit dir ist!«
    Ich schwieg, scheinbar beschämt, in Wahrheit verwirrt und verletzt. Mit gesenktem Kopf, den mir niemand a b schlug, zog ich mich in den Verschlag zu den Kindern z u rück. Wahrscheinlich ist auch Crean ein Renegat, sage ich mir, was würde er sich sonst so aufregen! Du mußt noch viel lernen, William von Roebruk.
    Am Morgen drängelten wir uns durch die Mensche n menge, ich hielt verstohlen Ausschau nach den beiden Fremden, doch ich sah zwar verdächtige Visagen noch und noch: Nordmänner mit ihren plattgedrückten N ü stern, die flachsblonden Strähnen zu Zöpfchen gefloc h ten, Totschlag in den blauen Augen, langgezogene Nasenrücken der G o ten in Fortsetzung ihrer niedrigen Stirn, hinter der dumpfe Triebe brüteten, und die Hakengiebel der Byzantiner, g e krümmt wie ihre Dolche voller Falschheit, oder noch schä r fer die der Armenier, bei denen man die eigenen Finger nachzählen mußte, wenn sie einem die Hand gereicht ha t ten – doch von den Assassinen keine Spur, was mich e r leichterte; sicher hatten sie sich nicht von einem Joinville fassen lassen!
    Konstanz führte uns zielstrebig zu einer abgelegenen Mole, wo ein Segler uns erwartete. Kaum waren wir an Bord – die faidits blieben zurück und winkten, die Kinder waren ganz aufgeregt –, legten wir ab. Als wir am äußer s ten Wachturm der Hafenbucht vorbeisegelten, wandte sich der hünenhafte Deutsche mir zu:
    »Prophezeiungen soll sich keiner entgegenstemmen, zumal, wenn sie aus dem Munde einer Hellsichtigen wie ›Loba‹ stammen: ›Hüter des Schatzes‹ bist du gewesen wie auch ›Reisender bis ans Ende der Welt‹; ob dich deine Ki r che deswegen hetzt oder dein König dich dafür ehrt, wird dich die Zukunft lehren.«
    Ich schaute hilfesuchend zu Crean hinüber, doch der stand mit den beiden Kindern am Bug und starrte aufs Meer hinaus. Die Worte der Hexe waren ihm wohl auch geläufig. Mir wurde angst und bange.
    »Doch das Heil der Kinder«, fuhr Sigbert fort, »soll nun nicht länger mit deiner Person verknüpft sein, die durch dummen Zufall – kaum durch Berufung! – unsere Straße kreuzte, Zeuge ihrer Rettung wurde, die allein unsere heil i ge Aufgabe ist.«
    Er trat auf mich zu, ich hatte ihn nie eine so lange Rede führen hören. »Es steht zu hoffen, Bruder William«, sprach er freundlich, »daß du schwimmen kannst!«
    Als wolle er mich umarmen, packte er mich mit seinen riesigen Pranken unter der Schulter, während der lautlos hinzugesprungene Konstanz mir meine Beine nach hinten wegzog. Wie einen Netzfang minderwertigen Krusteng e tiers warfen sie mich mit Schwung über die Reling ins Wasser.
    Ich seh noch die Gesichter der Kinder dahinter, erschr o cken der Knabe, mit weit aufgerissenen Augen und hän d chenklatschend vor Vergnügen die kleine Yeza. Dann mühte ich mich, paddelnd wie ein Hund, die Ufe r böschung zu gewinnen, bevor meine vollgesogene Kutte mich in die Tiefe zog, keuchend fühlte ich Grund unter den Füßen.
    Ein Beutel kam geflogen. »Nimm ’ s, poverello!« rief Crean. »Wir Assassinen lassen uns zwar kaufen, aber nichts schenken – schon gar nicht das Leben!«
    Ich war zu Tode erschrocken. In was für ein Verschw ö rergesindel war ich da geraten? Schlotternd stand ich am Ufer. Ich wagte nicht, ihnen nachzuwinken. So entschwa n den sie vor meinen Augen, bald nur noch ein kleiner Punkt im Meer …

III
IN FUGAM PAPA

Mappa Mundi
    Castel Sant ’ Angela, Sommer 1244
    Sie hatten die flache Barke den Tiber mehr hinaufger u dert denn gesegelt. Die Bootsleute, Fischer aus Ostia, wo der Fluß neben den versandeten und

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