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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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aus dem Schankraum erscholl ein Stimmeng e wirr wie auf der Eröffnung des Laterankonzils und dem Schließen des Bazars von Konstantinopel gleichzeitig, »da drin, schlucken und lamentieren und bechern und fabuli e ren wie Märchenerzähler des Or i ents!«
    Gleich wollt ’ ich hinein, doch Biro hielt mich am Roc k zipfel:
    »Wenn du so da reinkommst, halten die dich für den Emissär des Heiligen Vaters, der sie abholen kommt, und du wirst sie nicht mehr los!«
    »Drehen wir den Spieß um!« sagte ich. »Stell mich i h nen vor als einen sündigen Mönch, der durch ihre Vermit t lung beim Papst sich Fürsprache und Gnade erhofft.«
    »So siehst du auch aus!« sagte der gewitzte Patron und schob mich in den Schankraum. Kein Mensch drehte sich nach uns um, alle hingen an den Lippen der beiden hohen Priester, die trotz des wallenden weißen Bartes des Ält e ren und der topfförmigen Kopfbedeckung des zweiten kein Bild der Würde vermittelten. Sie hatten ihre vom Wein schweren Köpfe mit dem einen Arm auf der Tisc h platte abgestützt und hielten sich mit der anderen Hand an ihren Bechern fest.
    »… anstatt das Heilige Jerusalem sofort wieder zu b e setzen –«
    »Die wilden Khoresmier waren nach dem Morden, Plündern und Sengen sogleich weitergefegt«, ergänzte ihn sein Begleiter und wischte mit großer Geste über die vom Wein nassen Eichenbretter.
    »Und boten sich den Ägyptern an«, korrigierte ihn der Weißbart. »Was war mit Jerusalem?« Er hatte den Faden verloren, nahm einen kräftigen Schluck, die Leute lac h ten. »Oh«, murmelte er, »jetzt weiß ich es wieder, es wird ein Heer aufgestellt, die Barone von Akkon –«
    »Sechshundertundsiebzehn Ritter«, sprang ihm sein B e gleiter zur Seite, bei dem sich die Trunkenheit in penibler Genauigkeit bemerkbar machte, »dazu die Ritterorden, die ja dem Papst direkt unterstehen –«
    »Wir müssen zum Heiligen Vater!« fiel dem Alten ein. »Noch einen letzten Becher, und dann –!«
    Das löste wieder Heiterkeit aus; wahrscheinlich war di e ser Vorsatz schon etliche Male im Toskaner ertränkt wo r den.
    »Also die Orden je dreihundert, die Deutschen etwas weniger –«
    »Macht wieviel?« Das Zählen bereitete Schwierigkeiten, das Publikum half, was die Verwirrung noch steigerte. Die beiden tranken, mit jedem Schluck löste sich die Zunge. »Auf jeden Fall: gewaltig!«
    »Dazu gesellt sich noch ein stattliches Muslimen-Aufgebot des Ismail von Damaskus –«
    Das war nun für die Weinbauern, Viehhändler und br a ven Handwerker aus der Toskana unfaßlich; sie glaubten es nicht. »Dagegen!« riefen sie. »Dagegen!«
    »Nein, dazu!« Der Weißbart schlug mit der Faust auf die Tafel, daß die Becher tanzten: »Bundesgenossen!«, und sein Begleiter führte aus: »Dazu Mansur Ibrahim, Fürst von Homs mit seiner Streitmacht.«
    »Man sollt ’ es nicht für möglich halten!« riefen die Le u te. »So was nennt sich nun Kreuzzug!«
    »Selbst An-Nasir von Kerak, ein erbitterter Feind der Christen, erscheint mit seinen Beduinen und reiht sich in das Heer ein …«
    Inzwischen hatten sich alle Besucher der Taverne um den Tisch geschart und waren sich bald einig: Die beiden da sind Märchenerzähler aus dem Morgenland, Narren, die uns zum Narren halten wollen, denn so etwas kann es ja nicht geben! Das Gelächter schwoll an.
    »Und was passiert dann?« provozierten sie den Fortgang der unglaublichen Schilderung. »Dann fassen sich alle an den Händen-?«
    »Ja, so war ’ s!« beteuerte der weißhaarige Patriarch, dem jemand den Becher umgestoßen hatte. »Alle marschieren gemeinsam« , und der Bischof nahm die Becher auf dem Tisch und stellte die Schlachtordnung auf; »vereint zi e hen sie gegen den Erzfeind Ägypten …«
    Den Zuhörern verschlug es die Sprache.
    »Gegen den Sultan von Kairo! Dessen Heer« – er sa m melte weitere Trinkgefäße ein, um es darzustellen, man ließ sie ihm –, »immer noch zahlenmäßig unterlegen, wenn auch durch die Khoresmier verstärkt« – er zog eine Kanne von Jerusalem ab, das von einem abgegessenen Teller vo l ler Hühnerknochen dargestellt wurde –, »befehligt ein blu t junger Emir namens Rukn ed-Din Baibars, genannt ›der Bogenschütze‹. Bei Gaza, in den Dünen trat man sich g e genüber …«
    »Weiter, weiter!« drängten die ungläubig verwirrten, staunenden Zuhörer, doch da traten Soldaten des Elia in die Taverne, bahnten sich ihren Weg durch die Menge und forderten die beiden hohen geistlichen Würdenträger u n

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