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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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einzig zuverlässige und vö l lig neutrale Nachrichtenübermittlung zwischen Apennin und den Albaner Bergen. Für bare Münze erhielt der Ku n de, wonach er verlangte: Neuigkeiten, Gerüchte, diskrete Weitergabe von Botschaften, auch Unterdrückung derse l ben, Fehlinformationen und Verschwiegenheit. Die Höhe der Löhnung zeitigte die b ev orzugte Behandlung vor and e ren, die dasselbe wollten – oder das genaue G e genteil!
    Der Ort selbst unterlag gewissermaßen einer ständigen treuga Dei, einem absoluten Fehdeverbot. Nicht daß Biro und seine Knechte besonders fromm gewesen wären – die ärmliche verfallene Kapelle, die verloren zwischen den verwahrlosten Bauten stand, zeugte jedenfalls nicht davon; ihre Glocke wurde nur geläutet, wenn im großen Schan k raum der Taverne eine Nachricht von Bedeutung zu haben war.
    So verkehrte dort jede Art lichtscheues Gesindel: Abg e halfterte Landsknechte aus dem Reich, Sbirren der Sereni s sima, Spione der Kurie und Häscher aus Palermo, gedu n gene Meuchelmörder, unterwegs zu ihrem Auftrag – oder noch zu dingen –, flüchtige Diebe und Hochverräter, So l datenwerber und Marketenderinnen, Gaukler und Wahrs a gerinnen, Hehler und Huren – sie alle hockten einträchtig nebeneinander, die meisten auf der Durchreise, alle auf der Suche. Wer Stunk machte, flog raus – die Schankknechte sorgten schon dafür, daß der Stänk e rer sich dabei etliche Rippen brach; wer dann noch nicht genug hatte oder das Messer zog, der verschwand – und keiner fragte nach ihm.
    Das war die Regel des Biro, und hier war sie Gesetz. Sein Schutz erlaubte es auch Bettelmönchen und fetten Prälaten, reichen Händlern und braven Bauern, dort einz u ke h ren, die stickige, wüste Luft einer verdorbenen Welt ängstlich, verächtlich, auf jeden Fall erregt durch die N a se zu ziehen und dann zufrieden mit der eigenen Wohlanstä n digkeit wieder ihrer Wege zu gehen. Biro, seine Gäste, se i ne Kundschaft – er machte da einen feinen Unte r schied! – waren also allerhand voneinander gewöhnt, und das machte seinen Ruf aus.
    Man hatte mir auf meinem Weg durch die Toscana, wie wohl jedem, der nicht recht wußte, was und wohin er e i gentlich wollte, dringend empfohlen, bei ihm vorbeiz u schauen. Er stand vor der Tür seiner Taverne, als ich – i m mer noch im schwarzen Habit der Benediktiner –, von meinem Pferde stieg, das hatte mein immer noch gut g e füllter Pisaner Beutel mir erlaubt. Ich zückte ihn auch gleich, damit Biro wußte, daß ich einiges von ihm wissen wollte.
    »Du siehst aus wie ein verkleideter Franziskaner« – Biro sprach jedermann mit ›du‹ an, das gehörte zum Geschäft und zum Ruhm –, »der sich anders nicht traut, seinen G e neral zu besuchen«, empfing er mich mit einem Gri n sen, während ich errötete. »Dabei drängt sich heute alles, ihm die Aufwartung zu machen!«
    Er biß auf meine Münze und steckte sie weg. »Hoher Besuch!« Für mein Gold hatte ich Anrecht auf diese Info r mation. »Der Patriarch von Antiochia, begleitet vom B i schof von Beirut. Sie waren nicht einmal bis Civitacaste l lana gelangt, wo sie den Papst eigensinnigerweise zu tre f fen wünschten.« Biro amüsierte sich bei seiner Erzä h lung über die beiden Würdenträger, war aber gleichzeitig auch ein bißchen stolz, daß sie sich ins Güldene Kalb verirrt ha t ten. »Sie fielen schon unterwegs einer kaiserl i chen Vorhut in die Hände!«
    »Wie leichtsinnig!« entfuhr es mir, doch Biro konnte mich beruhigen:
    »Gott ist mit den Einfältigen! Der stauferische Offizier schickte sie weiter nach Viterbo, wo einer von Friedrichs Oberhofrichtern die Belagerung befehligte –«
    »- und da flatterte ihr Schutzengel nun endgültig d a von?« Er sollte mich nicht für einen bigotten Papisten ha l ten.
    »O nein!« lachte Biro. »Dessen bedürfen die beiden nicht, die sind noch ahnungsloser als Engel! So kam es, daß der besonnene Mann, statt ihnen kurzen Prozeß zu m a chen – denn sie bekannten lauthals, zum Papst zu wo l len –, nicht Hand an sie legte, sondern sie an Elia ve r wies, der dem Kaiser mit Rat und Tat zur Seite steht und sich den Kopf zerbrechen mochte, wie mit ihnen zu ve r fahren sei –«
    »Und der General hat sie -?«
    »– hat sie noch gar nicht zu Gesicht bekommen, denn stärker als ihr Sehnen, vor den Heiligen Vater zu treten, ist ihre Sucht nach vielen Tropfen unseres toskanischen We i nes – seit gestern abend sitzen sie –«, er deutete z u frieden hinter sich,

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