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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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eröffnete der Bischof seine Mission wie ein Mä r chen, »ein Bub und ein Mädchen –?«
    »Ihr führtet Euren Krieg gegen viele Kinder«, gab ihm der Baumeister schroff heraus. »Ich war zu beschäftigt, ihren Zufluchtsort zu schützen, als daß ich mich im einze l nen um sie gekümmert hätte!«
    »Ah ja?« sagte der Bischof. »Es gab also für den Ba u meister einer christlichen Kirche keinen besonderen Grund, seinen Arbeitsplatz zu verlassen – außer Symp a thie für die Ketzer?«
    »Als ich hörte«, antwortete Beccalaria düster gesenkten Hauptes, »daß Ihr Euer geistliches Gewand an den Nagel gehängt hattet, um mit einer todbringenden Steinschle u der –«
    »Lassen wir das!« unterbrach ihn Durand freundlich. »Ich bin nicht gekommen, um mit Euch Kriegsgreuel g e geneinander aufzurechnen …« Er legte dem Baume i ster freundschaftlich die Hand auf die Schulter und zwang ihn, seinen Blick, statt in die Tiefe zu starren, in die lichte We i te schweifen zu lassen. »Laßt mich die G e schichte anders beginnen: Vor fünf Jahren reiste eine hochstehende Dame, man sagt aus dem bedeutendsten ältesten Adel Frankreichs, bestens eskortiert und incognito nach Fanjeaux. Dort, im Kloster von Notre-Dame de Prouille, wurde von den No n nen ihre Tochter erzogen, streng abgeschirmt und ebenfalls unter falschem Namen – aus sicher gutem Grund!« Der Bischof beobachtete den neben ihm Stehenden aus den Augenwinkeln, doch dessen Blick war nun in die Ferne g e richtet, wo aus dem Dunst die schneebedeckten Wipfel der P y renäen ragten. »Blanchefleur, so wurde das Mädchen gerufen, war in jenem Jahr sechzehn geworden, ein hü b sches, empfindsames Kind. Die Mutter, wir können sie wohl ›die Herzogin‹ nennen –« er versuchte das Zeichen eines Einverständnisses zu erhaschen, aber Beccalaria schaute stumm den dahinziehenden Wolken nach – »eröf f nete ihrer Tochter, die schon des längeren gerätselt hatte – denn mit zunehmendem Alter und Fortschritten in den Künsten der Algebra konnte sie sich ausrechnen, daß zum Zeitpunkt ihrer Geburt ihre Mutter schon seit drei Jahren Witwe war –, welchen Namen und Rang ihr natü r licher Vater trug. Blanche fleur reagierte darob keine s wegs – wie von der Herzogin erwartet – stolz und glüc k lich, sondern ziemlich verstört, und ihr Schrecken nahm noch zu, als die Herzogin ihrer Tochter eröffnete, daß sie Großes und Wichtiges in dynastischen Beziehungen mit ihr vorhabe. Was, sagte die hohe Dame nicht. Nachdem sie sich solch e rart von der Ehereife ihrer Tochter überzeugt und sie auf ihr Glück vorbereitet hatte, reiste sie wieder ab. Blanche f leur hatte ziemlich abweichende Vo r stellungen von ihrem Glück, ich weiß das, weil ich ihr Beichtvater war. Bla n chefleur liebte, keusch, aber sehnsüchtig und jetzt wild en t schlossen, einen jungen Adeligen von – nunmehr war es ihr gewiß – bei weitem nie d rigeren Rang und noch arm dazu – so arm, daß er nicht einmal Ritter geworden war, sondern es vorgez o gen hatte, sein Leben mit seiner Hände Arbeit und der I n genuität seines Kopfes zu verdienen. Er wollte Baumeister werden und arbeitete damals als Geselle bei allfälligen Renovierungsarbeiten der Klosterkirche, die noch vom heil i gen Dominikus gegründet war. Blanchefleur und der junge Ingenieur trafen sich manchmal im Kloste r garten und ergingen sich in Phantasien über die Möglic h keiten, immer höhere, schlankere Kathedralen zu errichten, auf mag i schen Punkten der Erde, die man aus dem Wissen um den Lauf der Sterne errechnen konnte und deren Str e ben himmelwärts, wie Ihr wißt, nu r v on dem richtigen Anbringen, von Krümmung, Neigung, Stärke und Auflager des Strebwerks abhängt. In diesem Punkt k a men sie sich näher. Der junge Architekt zeichnete seine Träume, und die begabte Schülerin berechnete deren Maße, Kurven und Lasten des Nachts in ihrer Zelle. A n fangs trafen sie sich zufällig, doch bald heimlich häufiger, schließlich regelm ä ßig. Über die Liebe, die sich für einen Außenstehenden leicht errechnen ließ, wagten sie nicht zu sprechen – sie drückten sie aus in Zetteln und Skizzen mit Rissen und Schnitten und mathematischen Formeln, die sie sich ve r stohlen zusteckten.
    Als nun Blanchefleur von ihrer Mutter vernommen ha t te, daß dieses verzückte Träumen in Gleichungen des P y thagoras, Tha-les und Euklids ein rasches, rohes Ende h a ben würde, entschied sie zu handeln. Nicht etwa, daß sie i h rem

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