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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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schon hin, alter Freund. Also: Ich glaube, dass es der König war, weil er sich vor der Veranstaltung bei Faustino drücken und lieber Elefanten jagen will.«
    »So wird es gewesen sein.« Max fehlte die Kraft für ein müdes Lächeln.
    »In den Nachrichten kam übrigens, dass die Ermittlungen der Polizei feststecken. Diese Madame Pascal, mit der Pepe Salinas kurz vor seinem Tod einen Termin hatte, ist nirgendwo aufzufinden. Sie haben noch nicht mal einen Verdächtigen.«
    »Nur mich.«
    Juan hob die Flasche und prostete ihm bester Laune zu. »Salud!«
    »Salud, Juan. Hast du zufällig irgendwo eine Pistole?«
    »Natürlich nicht, wieso?«
    »Nur so eine Frage.«
    Zurück im Zimmer, klappte Max den Alukoffer auf. Er zählte die leeren Fächer. Es waren mehr als befürchtet. Einzig die Flaschen von Marqués de Riscal und Bodegas Bilbainas waren noch übrig.
    Er ließ sich aufs Bett fallen und hätte sich dabei beinahe auf Yquem gelegt, der dort bereits schlief. Nach einiger Zeit griff Max sich sein Handy und versuchte es noch einmal bei Cristina, bei Iker und bei Faustino. Diesmal meldete sich nirgendwo jemand.
    Er spürte den Briefumschlag in seiner Gesäßtasche. Aus dem Nebenraum hörte er Weinflaschen gegeneinanderschlagen. Es klang fast wie Kirchenglocken.
    Und plötzlich hatte Max eine Idee.
    Die Plaza de Santiago im Herzen Logroños war bis in den letzten Winkel mit Demonstranten gefüllt, die Banner mit Parolen und Karikaturen emporhielten. Es ging um die Wirtschaftskrise, die Banken, Immobilienspekulationen.
    Max drückte sich an ihnen vorbei. In einem kleinen Laden kaufte er einen Briefumschlag und einen schwarzen Stift – dieselbe Farbe, in der auch Escovedos Zeilen verfasst waren. Dann schrieb er auf den Umschlag, was auf dem des toten Pilgers gestanden hatte: »Mein Name ist Alejandro Escovedo. Bitte öffnen Sie diesen Brief nur im Falle meines Todes. Es ist von größter Wichtigkeit!« In Druckbuchstaben, damit der Policía nicht gleich auffiel, dass die Handschrift auf dem Brief im Inneren eine andere war.
    Jetzt nahm er sein eigentliches Ziel in Angriff. Das Eingangsportal der imposanten Iglesia de Santiago el Real stammte aus dem 17. Jahrhundert, war in Form eines Triumphbogens gestaltet und von zwei Skulpturen des Apostels Jakobus geschmückt: einmal in Pilgergewändern, das andere Mal, direkt über dieser Skulptur, als Krieger zu Pferde. Max trat in die Kirche und ging direkt zum Altar.
    Außer ihm war niemand in dem dreiteiligen Schiff. Er zögerte keine Sekunde, würdigte das riesige, fünfstöckige Altargemälde von Mateo Zabala keines Blickes, suchte nur einen Platz, an dem er den Briefumschlag deponieren konnte.
    Doch da war keiner.
    Keiner, an dem Alejandro Escovedo ihn hätte platzieren können, ohne dass der Umschlag längst gefunden worden wäre.
    Und dann wäre seine Geschichte unglaubwürdig.
    Das Schlimmste, was passieren konnte.
    An der Figur der Virgen de la Esperanza zur Rechten des Altars fand Max jedoch eine passende Stelle: die Jungfrau in einem großen Blumengesteck. Dort schob er den Briefumschlag hinein und setzte sich anschließend in die nahe stehende Kirchenbank.
    Jetzt hieß es warten.
    Hoffen, dass es jemand sah.
    Darauf hinweisen konnte er niemanden, denn die Polizei würde fragen, wem es zuerst aufgefallen war – und die Beschreibung würde auf ihren Hauptverdächtigen fallen.
    Das würde nicht nur Escovedos Nachricht unglaubwürdig werden lassen, sondern Max auch noch das nächste Verhör einbringen.
    Nach anderthalb Stunden, in denen keiner der spärlichen Kirchenbesucher von dem Umschlag Notiz nahm, tat Max dann doch etwas. Er ging aus der Kirche, kaufte sich ein Bier, kehrte zurück, und als niemand hinsah, verschüttete er es großflächig vor der Statue der Jungfrau.
    Dann setzte er sich zurück in die Kirchenbank und wartete wieder.
    Doch diesmal dauerte es nicht lang. Ein Pilger entdeckte die Sauerei, rannte in die Sakristei, und kurze Zeit später kehrte er mit einer gewichtigen Frau zurück, die einen Putzeimer samt Wischmopp vor sich herschob.
    Als sie die Bescherung sah, schlug sie die Hände vor dem Gesicht zusammen, rief den Herrn mehrfach an, und begab sich an die Arbeit.
    Ihr Blick war auf den Boden geheftet. Aber gleich, gleich musste sie aufschauen, wenigstens einmal, es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie den Umschlag entdeckte. Max wollte vor Nervosität eine Zigarette rauchen, doch dafür hätte er rausgehen müssen. Er steckte sie sich

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