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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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als tanzten viele kleine Blitze durch das Innere des Guardaviña.
    Als ihr Atmen wieder langsamer wurde und ihr rasender Puls zur Ruhe kam, lächelten sie beide und spürten das Glück in jeder Pore ihrer Körper.
    Max hielt Cristina in seinen Armen. Ganz fest, sacht küsste er ihre Stirn.
    »Max?«
    »Ja?«
    »Ich muss dich um etwas bitten.«
    »Alles.« In seinem Bauch strahlte immer noch eine kleine Sonne. Sie erfüllte sein ganzes Universum.
    »Du musst meiner Bitte nachkommen! Und keine Fragen stellen. Nicht darüber nachdenken. Es einfach nur tun, ja?«
    Max sah sie fragend an.
    »Tust du es?«
    »Warum so geheimnisvoll?«
    »Tust du es?«
    »Ja.«
    »Es ist ungemein wichtig, Max. Für uns. Für dich und für mich. Vertraust du mir?«
    Max zögerte.
    »Vertraust du mir, Max? Du musst mir vertrauen!«
    »Ja, ich vertraue dir.«
    Sie drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, fast schmerzhaft fest. Danach sah sie ihn an, sehr ernst.
    »Du musst deine Nachforschungen zu den Morden beenden. Sofort!«
    »Aber…?«
    »Du hast gesagt, dass du es tust.«
    »Ja, aber…«
    »Max, es ist mir verdammt ernst! Versprochen ist versprochen!« Sie blickte ihm tief in die Augen.
    »Ich höre auf damit«, sagte Max.
    Sie küsste ihn wieder, also, wolle sie ihren Pakt damit besiegeln.
    Dann zog sie sich an, nervös, nicht mit Sorgfalt. »Die Polizei wird schon alles herausfinden, Max. Vielleicht ist Alejandro Escovedo auch von der Ziegenindustrie umgebracht worden.« Sie grinste. »Er liebte die stinkigen Dinger doch so.«
    Max nickte und wandte sein Gesicht ab.
    Er hatte Cristina nie erzählt, was ihm das schwedische Paar über Escovedos Liebe zu Ziegen verraten hatte. Es hatte auch in keiner Zeitung gestanden. Max hatte alle gelesen. Niemand wusste davon.
    »Zieh dich in Ruhe an, Max. Ich lass schon mal die Klimaanlage im Wagen laufen.« Sie lächelte. Etwas zu sehr. Zu gewollt.
    Max war klar, dass sie weg wollte, um nicht länger über das Thema reden zu müssen.
    Er ließ sich Zeit beim Anziehen und dachte darüber nach, was das gerade bedeuten sollte. Plötzlich waren von draußen quietschende Reifen zu hören. Max spannte automatisch seinen Körper an, den lauten Knall eines Zusammenstoßes erwartend. Doch es kam zum Glück keiner. Hoffentlich war alles okay mit Cristina.
    Das Hemd noch nicht zugeknöpft, trat er aus dem Guardaviña.
    Die Sonne blendete ihn, und es dauerte ein paar Sekunden, bis Max wieder etwas erkennen konnte.
    Vor ihm stand Iker, die Hände in die Hüften gestemmt, den Kopf rot. Vor Wut, nicht von der Sonne.
    Hatte Cristina nicht behauptet, niemand würde ihren Rückzugsort kennen?
    »Was habe ich dir gesagt, Max?«, rief der alte Mann entrüstet.
    »Wie meinst du das? Und was tust du überhaupt hier?«
    »Was habe ich dir gesagt?!«
    »Dass ich dir Kummer bereite, wenn ich ihr Kummer bereite. Und dass sie schon zu viele Enttäuschungen erlebt hat und du nicht willst, dass eine weitere dazukommt.«
    »Wenn du es noch weißt, warum hast du dich dann nicht daran gehalten?«
    »Habe ich doch!«, verteidigte Max sich.
    »Warum ist meine Enkelin dann gerade weinend davongelaufen? Und mit quietschenden Reifen losgefahren?«
    »Wie bitte?«
    Max lief zur Straße, wo eben noch Cristinas Wagen gestanden hatte. Er war weg. Hatte sie Panik bekommen, als sie Ikers Auto erkannte? Hatte sie sich geschämt für die wunderschöne Zeit mit ihm im Guardaviña? Oder hatte sie tatsächlich vorgehabt, Max hier zurückzulassen?
    Max stand lange am Straßenrand und blickte in die Ferne. Dann drehte er sich zu Cristinas Großvater um.
    »Iker? Kannst du mich bitte mitnehmen?«
    Cristina war nicht zu Hause, nicht bei Faustino, nicht in den anderen Kellereien, die Max abfuhr, sie ging nicht ans Handy, keiner ihrer Freunde wusste, wo sie war. Sie schien wie vom Erdboden verschluckt. Iker machte Max nicht durch Schweigen Vorwürfe, seine maßlose Wut und Enttäuschung brüllte er Max immer wieder entgegen. Nur für ein paar Minuten kam er zwischendurch zur Ruhe, bis er erneut mit hochrotem Kopf zu schreien begann. Max war froh, dass es nur wenige Kilometer zu Juan waren.
    Er spürte eine Sehnsucht nach Cristina, die ihm die Luft abdrückte, als würden Juans sämtliche Katzen auf seiner Brust hocken. In seinem Kopf pochte die Frage nach dem Warum. Das ergab doch alles keinen Sinn.
    In Juans Haus begrüßte ihn eine proppere Spanierin mit dunklen Korkenzieherlocken, die sich als Anna-Maria vorstellte und ein Uniform-Oberteil aus der

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