Grand Cru
ins Labor. Da steht der Computer.«
»Eine Frage noch«, sagte Bruno. »Sind Ihre Züchtungen genverändert, also das, wogegen viele protestieren?«
»Natürlich. Deshalb legen wir so großen Wert auf Vertraulichkeit. Mit manchen Sojasorten, die wir oben auf dem Plateau angebaut haben, waren wir schon sehr erfolgreich.«
»Wie viele hier in Ihrem Institut wissen von diesem Projekt?«, fragte Jean-Jacques.
»Wohl jeder, der bei uns beschäftigt ist. Die Wissenschaftler, Laboranten und alle, die auf dem Feld arbeiten. Sie wissen auch, dass sie Stillschweigen bewahren müssen. Wir haben ihnen eingeschärft, nicht einmal mit ihren Ehefrauen darüber zu reden.«
»Also insgesamt zehn bis fünfzehn Personen«, meinte Jean-Jacques.
»Vierzehn, um genau zu sein. Und ich habe keinen Grund, an ihrer Loyalität zu zweifeln.«
»Ich brauche ihre Personalakten und möchte Sie bitten, mir und meinem Team einen Raum zur Verfügung zu stellen. In Ihrem Institut ließe sich diskreter arbeiten als in der Stadt.«
»Selbstverständlich«, sagte Petitbon. »Sie könnten mein Büro haben. Ich gehe dann nach nebenan. Jetzt sollten wir uns ansehen, was die Webcam eingefangen hat.«
Es gab nicht viel zu sehen. Die Kamera hatte unter der Dachrinne des Schuppens gehangen. Auf dem Video lief die Zeit mit. Zwei Minuten nach drei schien sich am Westrand des Feldes irgendetwas zu bewegen. Vier Minuten später war eine Bewegung auf der Nordseite auszumachen. Dann verwackelte das Bild.
»Vielleicht wurde in diesem Augenblick die Tür aufgebrochen«, sagte Petitbon. »Das würde die Erschütterung erklären, die sich auf die Kamera übertragen hat.«
Um neun nach drei zeigte sich ein erster schwacher Lichtschein ganz in der Nähe. Plötzlich schössen Flammen auf. Das letzte Bild der Webcam war um 3:18 Uhr übertragen worden.
»Immerhin kennen wir jetzt die Tatzeit«, sagte Jean-Jacques. »Wenn Sie bitte eine Kopie der Aufzeichnungen anlegen könnten - vielleicht sehen unsere Kriminaltechniker mehr. Mir scheint allerdings, der oder die Täter wussten von der Webcam. Das heißt, ich werde mich in meinen Ermittlungen zunächst einmal auf Ihre Mitarbeiter konzentrieren.«
»Noch eins«, fügte Bruno hinzu. »Haben Sie solche Webcams auch an anderer Stelle?«
Petitbon nickte. »Ja, wir überwachen mehrere Versuchsanbauten.«
»Ich schlage vor, Sie installieren auch welche hier, rund um das Institut und in den Gewächshäusern. Es könnte zu weiteren Anschlägen kommen.«
4
Die Befragung der Angestellten des Forschungslabors dauerte drei Tage und führte zu nichts. Bruno hatte sich schließlich im Sessel des Friseurs zu entspannen versucht und wie immer einmal im Monat die Haare schneiden lassen, als ihn der Anruf von Nathalie, der Kassiererin in der Weinhandlung von Hubert de Montignac, erreichte. Die Kellerei wurde im
Guide Hachette de Vins
als eine der vorzüglichsten in ganz Frankreich beworben und war einer von nur drei Orten landesweit, an denen es sämtliche Jahrgänge des Château Petrus von 1944 bis heute zu kaufen gab. Für Bruno, der sich als Ordnungshüter insbesondere auch der Pflege der großartigen Winzertradition seines Amtsbezirks verpflichtet fühlte, war Huberts Weinkeller so etwas wie ein heiliger Schrein. Obwohl Baptiste noch an seinen Haaren herumschnippte, sprang Bruno aus dem Sessel, warf den Umhang ab und setzte sich seine Schirmmütze auf die noch unfertig geschnittenen Locken. Er rannte nach draußen, setzte den magnetischen Fuß des Blaulichts auf das Dach des Transporters und raste los.
Nathalie hatte sich nicht genauer darüber ausgelassen, worum es ging, und nur gesagt, dass es Probleme gebe und er sofort kommen solle. In weniger als drei Minuten hatte er den kleinen Kreisel an der Brücke, auf dem wie immer um diese Uhrzeit reger Verkehr herrschte, hinter sich gelassen und Huberts Hof vor der großen flachen Scheune erreicht. Zu beiden Seiten des Eingangs standen alte Weinfässer, aus denen Efeu und Blumen rankten - für eine so renommierte Kellerei ein eher schlichtes Entree. Darauf angesprochen, erklärte Hubert immer, dass ihm die Ware wichtiger sei als das Schaufenster. Außerdem investierte er lieber in sein eigenes Äußeres und pflegte den Stil eines englischen Landjunkers mit Tweedjacken, Flanellhemden, Krawatten und Golfschuhen, die er auf Geschäftsreisen in London kaufte.
Im Hof parkten wie üblich teure Karossen aus allen Teilen des Landes, unter anderem auch ein grüner Range Rover mit
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